Twitter vor Börsengang wegen Betrugs verklagt

Zwei Finanzunternehmen haben in New York eine Betrugsklage gegen Twitter eingereicht. Sie werfen dem Mikrobloggingdienst vor, sie getäuscht und dafür benutzt zu haben, seinen eigenen Marktwert vor dem Börsengang in die Höhe zu treiben.

Precedo Capital Group, ein Börsenmakler in Arizona, sowie der Finanzberater Continental in Luxemburg behaupten in der Klageschrift, Twitter habe den Verkauf seiner Anteile auf dem privaten Markt durch sie orchestriert, dann aber die Verkaufsaktion abgebrochen. „Twitter hatte niemals die Absicht, den Verkauf im Namen von Twitter-Anteilseignern auf dem privaten Markt wirklich durchzuführen“, heißt es in der Klageschrift. „Durch Gebühren, Ausgaben und den Verlust von Provisionen entstand den Klägern ein erheblicher Schaden – und zusätzlich durch ihren beeinträchtigten geschäftlichen Ruf.“

Der Mikrobloggingdienst weist die Anschuldigungen kategorisch zurück. „Wir hatten nie eine Beziehung mit diesen Klägern“, erklärte Twitter-Sprecher Jim Prosser gegenüber News.com. „Ihre Klage ist völlig unbegründet.“

Die Kläger wiederum geben eine Zusammenarbeit mit GSV Asset Management an, das Anteile von Mitarbeitern privat gehaltener Firmen aufkaufe. Dieses Unternehmen sei ein von Twitter anerkannter Vermittler und für den Aufkauf von Twitter-Anteilen zugelassen. GSV soll die Kläger kontaktiert und sie zur Vermarktung eines Fonds angeregt haben, der ausschließlich Twitter-Anteile kaufen konnte. Dafür habe GSV mit Twitter eine Vereinbarung über den Verkauf von Anteilen im Wert von bis zu 278 Millionen Dollar ausgehandelt – in Tranchen von jeweils 50 Millionen Dollar.

Precedo und Continental wollen sich auf eine erste Tranche von 50 Millionen Dollar verpflichtet sowie Roadshows in den Vereinigten Staaten, Europa und Asien veranstaltet haben. Twitter habe den Verkauf dann aber blockiert, nachdem es in Erfahrung brachte, dass die Finanzfirmen Investoren gewinnen konnten, die für eine Aktie 19 Dollar zu zahlen bereit waren – und damit deutlich mehr als die 17 Dollar oder weniger, die bei anderen Transaktionen auf dem privaten Markt erzielt wurden.

Offenbar sei es Twitter nur darum gegangen, einen höheren erzielbaren Verkaufspreis zu etablieren und für sich einen Marktwert von rund 10 Milliarden Dollar zu bestätigen. Wegen ihrer Ausgaben in Millionenhöhe und der angeblichen arglistigen Täuschung erklären die Kläger einen Schadenersatz mit Strafzuschlag für angebracht und fordern 124 Millionen Dollar.

Twitter strebt einen Ausgabekurs zwischen 17 und 20 Dollar an, wie aus aktuellen Unterlagen für die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht. Das Unternehmen könnte bis zu 80,5 Millionen Anteilsscheine ausgeben und bis zu 1,6 Milliarden Dollar in bar erlösen. Auf dieser Grundlage wäre der Mikrobloggingdienst bis zu 11,1 Milliarden Dollar wert.

[mit Material von Jennifer Van Grove, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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