Google und Microsoft streiten über „Datenschutzmythen“

Microsoft hat Googles neue Datenschutzerklärung zum Anlass genommen, den konkurrierenden Suchkonzern mit ganzseitigen Anzeigen in führenden US-Tageszeitungen anzugreifen und zugleich eigene Produkte als vertrauenswürdiger zu empfehlen. Google nannte Microsofts Vorwürfe Mythen und stellte ihnen die Tatsachen aus eigener Sicht gegenüber.

Microsofts Chefsprecher Frank X. Shaw hatte die Anzeigenkampagne im offiziellen Microsoft-Blog angekündigt. Er thematisierte dabei die öffentliche Debatte um Googles veränderte Datenschutz-Richtlinien und empfahl allen verunsicherten Nutzern Hotmail, Bing, Office 365 und Internet Explorer als „großartige, mit Preisen ausgezeichnete Alternativen“. Die erste Zeitungsanzeige ging es mit der Überschrift „Putting people first“ ganz ähnlich an. „Jeder Datenpunkt, den Google sammelt und mit Ihnen verbindet, erhöht Ihren Wert für Inserenten“ lautete der Vorwurf, dem Logos und Beschreibungen der als Alternativen beworbenen Microsoft-Dienste folgten.

Die neuen Richtlinien änderten überhaupt nichts an der Kontrolle der Privatsphäre durch die Anwender selbst, konterte Google in einem Blogeintrag. Sie könnten auch weiterhin ihren Suchverlauf oder den Youtube-Verlauf bearbeiten sowie löschen. Google Dashboard und die Anzeigenvorgaben zeigten transparent die gesammelten Daten und ihre Nutzung an. Google unternehme große Anstrengungen, damit Anwender jederzeit ihre Informationen exportieren und zu anderen Anbietern wechseln könnten.

„Die Personalisierung von Googles Produkten hat überwiegend nichts mit Werbung zu tun – es geht darum, unseren Nutzern bessere Dienste zu bieten“, heißt es weiter. „Niemand liest Ihre E-Mail außer Ihnen“, wehrt sich Google gegen den von Shaw erhobenen Vorwurf des Mitlesens von Nachrichten. „Wie bei den meisten bedeutenden E-Mail-Providern üblich, scannen unsere Computer die Nachrichten, um Spam sowie Malware fernzuhalten und zugleich für Sie relevante Werbung zu zeigen.“

Als weiteren Mythos bezeichnete Google die Behauptung, Microsofts Einstellung zum Datenschutz sei besser. Tatsächlich unterstütze Microsoft nicht in gleicher Weise den Datenexport und biete keine Dashboard-ähnliche Übersicht. Nicht zuletzt praktiziere Microsoft schon länger die von Google angekündigte Zusammenführung von Nutzerdaten über verschiedene Dienste hinweg. „Informationen, die durch einen Microsoft-Dienst gesammelt werden, können mit Informationen kombiniert werden, die durch andere Microsoft-Dienste erfasst wurden“, zitiert es dazu aus Microsofts Datenschutz-Richtlinien.

Der erfahrene Suchexperte Danny Sullivan hat den Schlagabtausch zwischen Microsoft und Google einer gründlichen Faktenprüfung unterzogen und kommt zu dem Ergebnis, dass beide mehr oder weniger zutreffende Aussagen machen. „Im Kern geht es wohl darum, ob Google etwas macht, was sich grundsätzlich von dem unterscheidet, was Microsoft macht“, resümiert er. „Ich würde sagen, nein.“

ZDNet.de Redaktion

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