Bericht: Apple wollte iPhone-Schlüsseltechnik an Samsung lizenzieren

Trotz Apples harter Linie in den weltweiten Patentkriegen um Konkurrenzprodukte zu iPhone und iPad hat das Unternehmen ein entscheidendes Softwarepatent an Nokia und IBM lizenziert, wie jetzt erst bekannt wurde. Ein Lizenzangebot hat Cupertino darüber hinaus auch Samsung unterbreitet, wie The Verge berichtet. Das gehe aus der Entscheidung eines kalifornischen Gerichts hervor, das eine von Apple beantragte einstweilige Verfügung gegen den Vertrieb von Galaxy Tab 10.1 und mehreren Samsung-Smartphones ablehnte.

Apples frühere Lizenzbereitschaft könnte eine wesentliche Rolle bei den weiteren juristischen Auseinandersetzungen spielen. „Diese Tatsache wirkt sich zugunsten Samsungs aus“, heißt es in einer vertraulichen Passage der Urteilsbegründung, die der Website ungeschwärzt zugänglich gemacht wurde. Wenn ein Rechteinhaber ein Patent zuvor schon lizenziert habe, spreche dies dafür, dass Lizenzgebühren in angemessener Höhe eine mögliche Patentverletzung kompensieren können.

Es geht um das Patent 7.469.381, das unter anderem das typische „Scrollback“-Verhalten in iOS beschreibt, das durch einen veränderten Hintergrund anzeigt, wenn der Nutzer über das Ende eines Dokuments oder einer Webseite hinausgeht. Im Rahmen von Schlichtungsverhandlungen soll Apple Samsung im November 2010 angeboten haben, dieses Patent zu lizenzieren. Apple selbst scheint es für ein Schlüsselpatent zu halten, da es in Klagen gegen Samsung, Nokia und HTC zum Einsatz kam.

Warum letztlich keine Lizenzvereinbarung zwischen Apple und Samsung abgeschlossen wurde, ist dem Bericht zufolge unklar. Als mögliche Gründe kommen zu hohe Forderungen Apples infrage. Auch könnte Samsung das Patent für ungültig gehalten haben. Denkbar ist weiterhin, dass Apples damaliger CEO Steve Jobs die Verhandlungen abbrechen ließ. Walter Isaacson zitierte Jobs in seiner Biografie mit einer kompromisslosen Kampfansage an Googles Mobilbetriebsystem: „Ich werde Android zerstören, weil es ein gestohlenes Produkt ist. Ich bin bereit, den Atomkrieg zu erklären.“

Einer Lizenzbereitschaft Apples noch im Jahr 2010 scheint dieser kompromisslosen Haltung zu widersprechen. Das Angebot ist jedenfalls als einer der Gründe anzunehmen, warum das Gericht in Kalifornien keinen Verkaufsstopp für Samsungs Tablet sowie die Smartphones Galaxy S 4G, Infuse 4G und Droid Charge erlassen wollte. Richterin Lucy Koh entschied, dass ihr weiterer Verkauf Apple nicht so erheblich schaden könnte, um eine einstweilige Verfügung zu rechtfertigen. Eine solche Verfügung begünstigte zudem andere Hersteller auf Kosten von Samsung, argumentierte sie.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

3 Tagen ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

3 Tagen ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

3 Tagen ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

3 Tagen ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

3 Tagen ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

3 Tagen ago