Chinesische Regierung will „giftige Gerüchte“ im Internet bekämpfen

Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua hat sich in einem Kommentar gegen die Verbreitung von Gerüchten im Internet ausgesprochen und eine schärfere behördliche Kontrolle gefordert. Das Sprachrohr der Kommunistischen Partei Chinas stellte in diesem Zusammenhang Blogs sowie Mikroblogging-Dienste in der Art von Twitter heraus, die die Verbreitung „giftiger Gerüchte“ förderten. Diese wiederum führten zu einem rapiden Verfall der Qualitätsstandards im Internet.

„Diese schnell zunehmende Flut hat auch Schlamm und Sand mit sich geführt“, heißt es in dem Kommentar, der daraus die Forderung ableitet: „Um ein gesundes Internet zu fördern, müssen wir gründlich den Boden säubern, auf dem diese Gerüchte gedeihen. Das Zusammenbrauen von Gerüchten ist selbst eine gesellschaftliche Krankheit, und die Verbreitung von Gerüchten über das Internet stellt eine massive gesellschaftliche Bedrohung dar.“

Die Agentur rief nach „stärkerer Internet-Administration durch die zuständigen Behörden“ und „eine intensivierte Bekämpfung von Gerüchten“. Der Kommentar drückt damit das Streben des Regimes nach mehr Zensur aus, auch im Bereich von Mikroblogging und Blogs. Insbesondere die Mikroblogger haben sich durch eine große Zahl schwer einzudämmender Postings zu Behördenskandalen unbeliebt gemacht. Als im Juli bei einem Unfall mit einem Hochgeschwindigkeitszug 40 Menschen ums Leben kamen, zweifelten sie als erste die ausweichenden offiziellen Erklärungen an.

Nach Daten des China Information Network Center von Ende Juni nutzen 195 Millionen Menschen in China Mikroblogging-Dienste. Laut einer anderen Erhebung betreiben 80 Prozent aller chinesischen Webnutzer eigene Blogs. Besonders erfolgreich ist die chinesische Mikroblogging-Site Sina Weibo, die 140 Millionen registrierte Mitglieder hat. Der meist einfach Weibo genannte Dienst erreicht fast jeden dritten Internetnutzer in China und ist wie eine Verbindung von Twitter und Facebook. Diese wachsenden Dienste geben chinesischen Nutzern mehr Möglichkeiten als jemals zuvor, sich selbst auszudrücken – was von der chinesischen Regierung schon immer als Bedrohung wahrgenommen wurde.

Peking versucht unerwünschte Veröffentlichungen schon länger einzudämmen. Im letzten Jahr ließ die Regierung eine Anzahl von Blogs und Mikroblogs bei einem Dienst namens Sohu schließen. Alle Zensurbestrebungen über Jahre hinweg scheinen jedoch letztlich an der anschwellenden Flut der Blogeinträge zu scheitern. Während es 2006 erst 60 Millionen Blogs in China gab, sind es heute einige hundert Millionen Blogs und Mikroblogs.

Noch immer filtert China das Internet und blockiert beliebte ausländische Sites wie Facebook, YouTube und Twitter. Aber auch die neuen lautstarken Forderungen nach mehr Zensur blieben nicht unwidersprochen. „Am wirksamsten lassen sich Gerüchte durch Offenheit und Transparenz bekämpfen“, schrieb ein Mikroblogger bei Sina.

ZDNet.de Redaktion

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