Hamburgischer Datenschutzbeauftragter kritisiert IPv6

Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat sich gegen das Internet Protocol Version 6 (IPv6) ausgesprochen. „Bisher hat der informierte und engagierte Nutzer Möglichkeiten an der Hand, sein informationelles Selbstbestimmungsrecht auf einen anonymen Internetzugang zu schützen“, sagte Caspar dem Spiegel. „Mit der Einführung von IPv6 droht das nun gänzlich unter die Räder zu kommen, da die neuen Internetadressen viel mehr über den Nutzer verraten und ihn lebenslang identifizieren können.“

Caspar forderte eine datenschutzfreundliche Adressvergabe durch die Provider. Der Gesetzgeber müsse sie verpflichten, IP-Adressen weiterhin dynamisch zu vergeben.

IPv6 bietet Billionen zusätzliche Adressen und hebt damit die Einschränkungen des Adressraums von IPv4 auf. Allerdings sind die beiden Versionen des Internetprotokolls nicht kompatibel. Die Asien-Pazifik-Region ist die erste, der jetzt die IPv4-Adressen ausgehen. Grund dafür ist das Wachstum der Festnetz- und Mobilnetzwerke in der Region. Die weltweite Verwaltung für IP-Adressen Internet Assigned Numbers Authority (IANA) hatte bereits im Februar gewarnt, dass die IPv4-Adressen nahezu erschöpft seien.

IPv4 wurde 1980 eingeführt und basiert auf einer Adresse mit 32 Bit, wodurch maximal 4,3 Milliarden Kombinationen möglich sind. Der Nachfolgestandard IPv6 verwendet 128 Bit, sodass 340 Sextillionen Adressen vergeben werden können. Eine Sextillion ist eine Zahl mit 36 Nullen.

Laut Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer hat der neue Standard „ausreichend Spielraum, um künftig nicht nur Privatpersonen, Unternehmen, PCs und Handys, sondern auch Autos, Elektrogeräte und beispielsweise Herzschrittmacher mit einer eigenen IP-Adresse zu versorgen“. Es stehen dann also genug Adressen zur Verfügung, um jedem Gerät dauerhaft eine Adresse zuzuteilen – was zum Verlust der Anonymität im Netz führen würde.

Kommenden Monat, am 8. Juni, findet ein weltweiter Feldtest zu IPv6 statt. An diesem Tag werden viele große Websites auch über den neuen Standard abrufbar. Konzerne wie Google, Facebook und die Deutsche Telekom sind mit der Umstellung beschäftigt. Vielen kleineren Unternehmen steht der Wechsel noch bevor.

ZDNet.de Redaktion

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