Shuttleworth: „Die Patentprozesse schaden Oracle selbst am meisten“


Mark Shuttleworth (Bild: Martin Schmitt)

Ubuntu-Linux-Gründer und Open-Source-Verfechter Mark Shuttleworth hat Oracle wegen des Patentstreits mit Google scharf kritisiert. Dieser Schritt werde negative Folgen für Oracle auf dem wachsenden Markt der Open-Source-Software für Unternehmen haben.

Gegenüber ZDNet gab Shuttleworth folgende Erklärung ab: „Oracle hat die Beziehungen zur Open-Source- und Entwickler-Community nachhaltig beschädigt. Vielleicht wirkt sich das unmittelbar auf die Gewinne aus, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall wird es echte Probleme bei der schnellen Verbreitung von Oracle-Schlüsseltechniken wie Java und MySQL hervorrufen. Diese Techniken wurden bisher immer von der Basis aus vorangetrieben. Die Entwickler waren bis jetzt die treibende Kraft für die Verbreitung der Open-Source-Plattformen, und genau sie werden Plattformen meiden, die wie eine Patentfallgrube aussehen.

Große Software-Häuser waren historisch gesehen immer Verfechter von Software-Patenten. Sie haben immer erklärt, dass Patente ihnen dabei helfen, ihre Gewinnspannen zu verteidigen und ihre etablierten Positionen auf lukrativen Märkten zu schützen. Microsoft zum Beispiel hat einen Großteil der vergangenen zehn Jahre damit verbracht, mit Prozessen zu drohen, um Linux auszusperren. Außerdem wollte man mit dem eigenen Patentportfolio Einnahmen generieren.

Sieht man sich aber die Zahlen an, wird es offensichtlich, dass Patentprozesse den größten Softwarefirmen am meisten schaden. Sie sind diejenigen, die neue Produkte in großen Stückzahlen an die Anwender liefern müssen, und sind deshalb durch Patentattacken besonders leicht verwundbar. Nebenbei ist die Fixierung auf die Sicherung der bestehenden Märkte ein erstklassiges Rezept, um Zukunftschancen zu verpassen. Microsoft bemerkt das wohl gerade schmerzhaft.

Gerade die ganz großen Softwarefirmen haben tatsächlich ein Interesse daran, den Einfluss von Patenten in der Softwareindustrie zu reduzieren. Möglicherweise gehört Oracle zu den letzten, die das herausfinden.“

Außer mit der Klage gegen Google hatte Oracle auch mit seinem Verhalten gegenüber dem Open-Source-Betriebssystem OpenSolaris für Negativschlagzeilen gesorgt. Die Entwickler des Systems dürfen nun nicht mehr auf aktuelle Zwischenversionen von Oracle Solaris zugreifen. Java-Erfinder James Gosling hat Oracle im April 2010 verlassen.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

2 Tagen ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

2 Tagen ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

2 Tagen ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

2 Tagen ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

3 Tagen ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

3 Tagen ago