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Spitze eines Eisbergs: Oracles Java-Klage gegen Google

Oracle hat wegen Patent- und Urheberrechtsverletzungen gegen Google geklagt. Der Vorwurf lautet, Google habe mit Android „wissentlich, direkt und wiederholt Oracles geistiges Eigentum an Java“ verletzt, das Oracle Anfang des Jahres Kaufs von Sun Microsystems erworben hatte.

Der Klage zufolge verstoßen unter anderem die in Android enthaltene Dalvik Java Virtual Machine, das Android Software Development Kit sowie Geräte, auf denen Googles Mobilbetriebssystem läuft, gegen Oracle-Patente. Laut Oracle sei Java ein mit Android konkurrierendes Mobilbetriebssystem und Google nutze auf Java basierende Technologien ohne Lizenz.

Sun und Open Source

Jonathan Schwartz, der ehemalige CEO von Sun Microsystems, konnte die Bedeutung von Open Source für die Zukunft seines Unternehmens gar nicht oft genug betonen. Das schien logisch: Nach dem Kauf von MySQL war sein Unternehmen neben Red Hat wahrscheinlich der wichtigste Open-Source-Anbieter – IBM und HP, für die sich die Bedeutung von Open Source nur schwer einschätzen lässt, einmal beiseitegelassen.

Aber nicht alles, was bei Sun wie Open Source aussah, war auch tatsächlich Open Source. Einiges, zum Beispiel RPC oder NFS war sehr offen und wurde wirklich umsonst unters Volk gebracht. Anderes dagegen war ein bisschen Open Source, oder wie der Experte Sonali Shah es einmal ausdrückte „gated Source“ – zwar frei verfügbar, aber nur in einem gewissen Rahmen. Etwa wie ein Pferd auf dem Ponyhof, das zwar von jedermann auf die Koppel geführt, aber von niemand zu einem Ausritt mitgenommen werden darf.

Klage ist keine echte Überraschung

Dass Oracle sich das Treiben auf dem Ponyhof Sun nicht lange anschaut, war eigentlich schon bei der Übernahme klar. „Das ist die wichtigste Software, die wir je übernommen haben“, sagte Larry Ellison damals in einer Konferenzschaltung über Java. Und Oracle hat schon viel Software übernommen. Eine echte Überraschung ist die Klage also nicht.

Vor etwas über einem Jahr hat Sun für Java weltweit auf mehr als 6,5 Millionen Entwickler, über 800 Millionen Desktop-Computer und über sechs Milliarden Geräte mit Internetanbindung verwiesen. Tendenz steigend, da die Nachfrage nach sogenannten Rich-Interactive-Applications 2009 stark anzog. Mit Java FX positionierte sich Sun als eines der Unternehmen, das die Entwicklung solcher Applikationen auf verschiedenen Plattformen ermöglicht.

Aber obwohl die Rechte bei Sun lagen, konnte oder wollte der Konzern sie nie gewinnbringend vermarkten: Im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres 2009 wies Sun beispielsweise für Java lediglich Einnahmen in Höhe von 67 Millionen Dollar aus. Legt man das auf die Zahl der Geräte um, die Java nutzen, bleiben lediglich Cent-Beträge übrig. Dass Oracle dagegen den Willen und die Möglichkeiten hat, die Rechte aus dem Sun-Software-Zoo zu Geld zu machen, hat das Unternehmen schon bewiesen. Ein Beispiel ist ein bis dato kostenloses Plug-in, das Oracle seit April nur noch für 90 Dollar pro User abgibt.

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ZDNet.de Redaktion

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