Comeback für Microsoft: Windows 7 dominiert Desktops

In den vergangenen Jahren war die Aufregung jedes Mal groß, wenn Linux oder Mac OS bei Desktop-Betriebssystemen Marktanteile hinzugewonnen haben. Und obwohl beide Systeme nur auf einstellige Prozentwerte kamen, wurde schon geunkt, dass Windows in Gefahr sei und – je nach Standpunkt – Linux triumphiere oder Mac OS sich anschicke, das dominierende Betriebssystem auf den Desktops dieser Welt zu werden. Oder, wie Steve Jobs jüngst behauptet hat, die PC-Ära bald ganz vorbei sein werde.

Zu den rosigen Prognosen für Linux und MAC OS haben einige Faktoren ihren Teil beigetragen. Einer ist die als Scheitern wahrgenommene, schlechte Aufnahme von Windows Vista im Markt. Glaubte man den Schlagzeilen, hätte man meinen können, Privatpersonen und Unternehmen kehrten Microsoft scharenweise den Rücken und stürzten sich auf alternative Betriebssysteme. Die beeindruckenden Verkaufszahlen und der Erfolg des ersten EeePC sowie anderer, Linux-basierender Netbooks, schienen diesen Eindruck zu bestätigen.

Dann begannen Asus und die anderen Hersteller jedoch nach und nach auch Netbooks mit Windows XP anzubieten und es sickerte durch, dass die Umtauschrate bei Linux-Geräten vier Mal höher war als bei Windows-basierenden.

Im Oktober 2009 hat Net Applications für Windows einen Nutzungsanteil von 92 Prozent ermittelt. Windows 7 trug dazu zwar nur vier Prozent bei, aber es benötigte nur zwei Wochen, um diesen Wert zu erreichen, während es bei Vista sieben Monate dauerte. Linux kam bei dieser Net-Applications-Messung nicht einmal auf ein Prozent, Mac OS auf knapp über fünf Prozent. Im März 2010 überschritt Windows 7 bereits die Zehn-Prozent-Marke. Im April errichte es 11,6 Prozent und schickt sich nun an, Vista zu überholen, dass derzeit rund 15 Prozent nutzen. Der Erfolg von Windows 7 kommt nicht von ungefähr. Für ihn gibt es – gerade in Unternehmen – zahlreiche Gründe.

XP-Nutzer sind reif für ein neues Betriebssystem

Ein Grund für die rasche Akzeptanz von Windows 7 im Markt ist, dass XP-Nutzer – die immer noch zwei Drittel aller Desktopanwender stellen – schließlich doch reif für etwas Neues sind. XP kam schließlich bereits 2001 heraus und trotz drei Servicepacks hat es sich allmählich überlebt. Mit den Service-Packs wurden zwar nicht nur Probleme behoben, sondern auch neue Features geliefert, aber dennoch fehlen XP viele der Komfortfunktionen, die Microsoft in Vista und Windows 7 integriert hat.

Laut Gartner sollten Unternehmen Windows 7 für dieses Jahr einplanen und testen. Den meisten Firmen empfiehlt das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen zudem, Windows XP bis zum Ende des Jahres 2012 auszumustern. „In verschiedenen Gartner-Umfragen gaben 80 Prozent der Befragten an, Windows Vista auszulassen. Da Windows XP älter wird und Windows 8 noch nicht in Sicht ist, müssen Unternehmen also ihren Wechsel zu Windows 7 planen“, sagt Gartner-Analyst Michael Silver.

Windows 7 habe gute Testergebnisse erzielt und viele Kunden planten dessen Einsatz. Einige seien sich jedoch unsicher, wann sie beginnen und wie schnell sie die Migration durchführen sollen. Gartner meint, dass Unternehmen sich von Windows XP trennen sollten, bevor Microsoft im April 2014 den Support beendet. Wenn möglich sollten sie dies bis Ende 2012 tun, da neue Versionen vieler Applikationen XP nicht mehr unterstützen und auch Softwareanbieter zunehmend den Support für XP einstellen werden.

Gerade in Firmen macht sich zudem allmählich bemerkbar, dass XP viele der Sicherheitsmechanismen fehlen, die integraler Bestandteil von Vista und Windows 7 sind. Dazu gehören etwa die Benutzerkontensteuerung, der Protected Mode für den Internet Explorer, zumindest in einigen Editionen die Festplattenverschlüsselung BitLocker, Systemdienste die nun isolierter laufen und mit weniger Privilegien ausgestattet sind, ein neuer TCP/IP-Stack mit besserer Authentifizierung und Verschlüsselung und Address Space Layout Randomization. Damit fällt es selbst hartgesottenen XP-Anhängern in Firmen immer schwerer, sich gegen eine Veränderung zu sträuben – insbesondere, wenn sie die Firma Technologien wie Direct Access oder AppLocker nutzen möchte.

Einfacher Umstieg von Vista

Der Wechsel von Vista zu Windows 7 geht für Firmen, die Service Pack 1 oder höher eingespielt haben, von wenigen Ausnahmen abgesehen schnell und vergleichsweise einfach. Lediglich von einer kleinen Zahl von Nutzern ist ein „Endless Reboot Loop“ berichtet worden. Der Wechsel ist damit wesentlich einfach, als er es zwischen früheren Windows-Systemen gewesen ist. Probleme mit Performance oder Stabilität treten eigentlich nicht auf. Auch das dürfte zum schnellen Verschwinden von Vista und dem raschen Umstieg auf Windows 7 beitragen.

Der Umstieg auf ein neues Betriebssystem setzt beim Nutzer immer eine gewisse Lernbereitschaft voraus. Manche freuen sich drauf und probieren Neues begierig aus. Die meisten aber hassen Veränderungen – sogar, wenn sich später herausstellt, dass es Verbesserungen sind. Im Allgemeinen wollen Computernutzer in Firmen aber einfach ihre Arbeit tun und die meisten sind eben daran gewöhnt sie so zu tun, wie ihnen das Windows vorgibt.

Der Unterschied vom oft als „Beta von Windows 7“ gescholtenen Vista zum neuen Betriebssystem ist zumindest an der Oberfläche nicht groß. Die Umgewöhnungszeit ist damit gering und erfordert kaum spezielle Seminar oder Trainings. Der Wechsel auf eine andere Plattform, etwa Linux oder Mac, erfordert dagegen wesentlich mehr Aufwand und Engagement. Also spricht auch die Trägheit der Mitarbeiter für Windows 7.

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ZDNet.de Redaktion

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