Windows-7-Lizenzen: Was Microsoft nicht verrät

Die sogenannten Volllizenzen sind für Verbraucher zwar die teuersten, mit ihnen räumt Microsoft aber auch die umfangreichsten Rechte ein. Und große Kunden, die bereit sind, Lizenzen en gros zu erwerben, können mit den Volumenlizenzverträgen komplette Windows-Lizenzen zusammen mit Support und einigen Bonusleistungen erhalten.

Die Box-Version der Volllizenz ist zwar die teuerste Variante, aber sie ist auch die mit den wenigsten Einschränkungen. Sie darf auf jedem PC installiert werden, egal ob neu oder alt. Sie ist zudem auch für jeden Mac zugelassen, sowohl in einer virtuellen Maschine als auch zusammen mit Boot Camp. Außerdem kann sie auch in einer virtuellen Maschine unter Windows genutzt werden. Wer möchte, kann sie auch als Upgrade für eine frühere Windows-Version verwenden – obwohl das teurer ist, als notwendig wäre. Die Volllizenz weist zudem zwei weitere wichtige Merkmale auf:

  • Es ist zulässig, das Betriebssystem von einem Rechner zu entfernen und auf einen anderen zu übertragen. Das geht mit den OEM-Versionen zum Beispiel nicht.
  • Besitzer einer Volllizenz erhalten direkt von Microsoft kostenlosen Support. Sie müssen sich nicht an den Hardwarehersteller wenden.

Volumenlizenzen

Volumenlizenzen sind die Lizenzen mit den häufigsten Missverständnissen. Das größte davon: Volumenlizenzen sind eine Möglichkeit für Konzerne, Windows-Kopien in großen Mengen zu vergünstigten Preisen zu erwerben, um diese dann auf jedem PC im Betrieb nach Bedarf zu installieren. Die Realität sieht jedoch anders aus.

Die Frage, wie die Realität denn aussieht, wird sich hier leider nicht vollständig beantworten lassen. Denn Microsofts Volumenlizenzprogramm und das damit verwandte Software-Assurance-Programm sind eine Wissenschaft für sich. Firmen wie BCIS, Datalog, Insight oder PC Ware verdienen einen Großteil ihrer Brötchen damit, für Kunden die günstigste Lizenzvariante auszuwählen und zu vermitteln. Die als „Microsoft Select-Handelspartner“ oder „Enterprise Software Advisor“ zertifizierten Unternehmen Bechtle, Cancom, Computacenter, Fritz & Macziol und T-Systems verdienen sich mit Lizenzberatung zwar nicht die Brötchen, aber oft die Butter darauf. Und auch für die großen OEM-Partner Dell, Fujitsu und HP ist die Lizenzoptimierung ein nettes Zusatzgeschäft beim Rollout von PCs in größerer Zahl.

Wer tiefer in die Materie eintauchen will und sich zutraut, das auf Englisch zu tun, dem sei der Blog der britischen Microsoft-Mitarbeiterin Emma Healey empfohlen. Microsoft Deutschland hält alternativ eine Präsentation (PPT) zum Download bereit, die wenigstens die Grundzüge- und begriffe erklärt.

Dass das ganze Thema trotz vielfacher Beteuerungen von Microsoft, es deutlich vereinfachen zu wollen, aber noch nicht wirklich selbsterklärend ist, belegt auch die Tatsache, dass man als Mitarbeiter bei einem Microsoft-Partner, Einkäufer, IT-Leiter oder Supportmitarbeiter eine Zertifizierung zum Microsoft Licensing Professional erwerben kann.

Damit auch Normalsterbliche mitreden können, hier ein paar grundlegende Fakten.

  • Volumenlizenzen sind für eine sehr lange Liste von Microsoft-Software erhältlich. Von Windows 7 werden sie aber nur für die Professional und die Enterprise Edition angeboten.
  • Eine sogenannte Volumenlizenz kann bereits ab fünf PCs in einem Unternehmen interessant sein.
  • Volumenlizenzen sind immer Upgrades. Es ist auf legalem Wege nicht möglich, einen „nackten“ PC zu kaufen und mit einer Volumenlizenz auszustatten. Es muss immer zuerst eine Volllizenz – in der Regel eine OEM-Lizenz, die beim PC-Kauf miterworben wird – vorhanden sein. Die Volumenlizenzen lässt sich dann nutzen, um auf die gewünschte Version upzugraden.
  • Mit Schlüsseln für Volumenlizenzen gab es in der Windows-XP-Ära ständig Ärger wegen Produktpiraterie. Um das abzustellen, schreibt Microsoft jetzt vor, dass alle Kopien von Windows-7-Volumenlizenzen zu aktivieren sind. Das ist entweder über einen sogenannten Multiple Activation Key oder einen Key Management Service möglich. Der Unterschied: Beim Key Management Service (den die meisten größeren Kunden von Volumenlizenzen nutzen) wird der Aktivierungsserver beim Kunden gehostet, so dass einzelne Mitarbeiter die Aktivierung nicht direkt bei den Microsoft-Servern vornehmen müssen.
  • Laut Microsoft ist eine Windows-Upgrade-Lizenz, die im Rahmen eines Volumenlizenzprogrammes erworben wird, an das Gerät gebunden, dem sie zuerst zugewiesen wurde, und kann nicht erneut vergeben werden. Volumenlizenzkunden, die für die sogenannte Software Assurance extra bezahlen, können – insofern Upgrade-Rechte enthalten sind – die Lizenz auf ein entsprechendes Ersatzgerät übertragen.

Fazit

Die Logik hinter all dem verstehen muss man nicht. Viele Einschränkungen oder Rechte sind einfach Ausdruck von Microsofts Vertriebspolitik. Verkompliziert wird das Ganze noch dadurch, dass im angelsächsischen und deutschen Sprachraum unterschiedliche juristische Konzepte darüber vorherrschen, was eine Lizenz eigentlich genau ist. Die Anbieter von Gebrauchtsoftware streiten sich darüber etwa schon seit Jahren mit Microsoft.

Festzuhalten bleibt, dass es sich für Verbraucher auf alle Fälle lohnt, vor dem Kauf genau zu überlegen, was sie mit der Windows-Lizenz eigentlich machen möchten. Denn eine spätere Meinungsänderung kann teuer werden. Dasselbe gilt in leicht abgewandelter Form für Firmen. Für sie lohnt sich eine Lizenzberatung fast immer, sind vorteilhaftere Volumenlizenzen doch schon ab fünf PCs möglich. Wenn möglich sollten sie sich mit dem Berater oder PC-Lieferanten darauf einigen, dass dessen Vergütung von den Einsparungen abhängt, die er gegenüber dem selbst ermittelten Preis herausholt.

So weit die Theorie. In der Praxis gibt es sicher noch zahlreiche Sondervarianten und ungelöste Fragen. Erfahrungen aus der und Anregungen zur Lizenzpraxis sind daher willkommen.

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ZDNet.de Redaktion

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