Windows-7-Lizenzen: Was Microsoft nicht verrät

Laut Microsoft gehen 90 Prozent aller Windows-Lizenzen zusammen mit neuen PCs über den Ladentisch, auf denen das Betriebssystem durch sogenannte Original Equipment Manufacturers (OEMs), vorinstalliert ist. Das wird sich wahrscheinlich auch mit Windows 7 nicht wesentlich ändern.

Für viele Windows-Nutzer ist das der weitaus günstigste Weg, an ein neues Betriebssystem zu gelangen. Die großen PC-Hersteller verkaufen jeden Monat Millionen von PCs mit vorinstalliertem Betriebssystem.

Kauf über einen großen PC-Hersteller

Mit dem ersten Start des Rechners akzeptiert der Anwender gleich zwei Lizenzabkommen – in der Regel, ohne sie wirklich zu kennen: eines mit dem PC-Hersteller, eines mit Microsoft. Deshalb hier in Kürze die Fakten, die man wirklich wissen muss.

  • Das Windows-Lizenzabkommen wird in diesem Fall zwischen dem Käufer und dem PC-Hersteller abgeschlossen, nicht zwischen Käufer und Microsoft.
  • Der OEM benutzt spezielle Imaging-Tools, um Windows auf den von ihm hergestellten PCs zu installieren. Er ist auch für den Support zuständig. Außer bei Sicherheitsproblemen gewährt Microsoft für eine zusammen mit einem PC erworbene OEM-Version von Windows keinen kostenfreien Support.
  • Die Kopie von Windows ist an den PC gebunden, mit dem sie erworben wurde. Die Lizenz lässt sich nicht auf einen anderen PC übertragen. Das ist unter anderem ein Grund dafür, warum sie vergleichsweise wenig kostet.
  • Alle Komponenten oder Peripheriegeräte lassen sich austauschen, ohne die Lizenzbestimmungen zu verletzen. Auch das Motherboard kann bei einer Fehlfunktion durch ein identisches oder ein vergleichbares Modell eines anderen Herstellers ersetzt werden. Das muss allerdings durch den PC-Hersteller erfolgen. Bei einer eigenhändigen Reparatur oder gar einem Austausch erlischt die Windows-OEM-Lizenz. (Update: Nach inzwischen eimgetroffener Auskunft von Microsoft macht es in Deutschland keinen Unterschied, ob der OEM oder der Kunde Änderungen an dem System vornimmt. Entscheidend sei, ob er das System danach aktivieren könne oder nicht. Bei Fragen zu diesem Thema helfe dann das Aktivierungscenter.)
  • Eine Aktivierung von Windows ist üblicherweise nicht notwendig, wenn das Betriebssystem durch einen der großen PC-Fertiger aufgespielt wurde. Die Kopien sind normalerweise schon in der Fabrik vor-aktiviert. Auch wenn das Betriebssystem vom Recovery-Datenträger oder der Recovery-Partition neu installiert wird, ist üblicherweise keine Aktivierung notwendig.
  • Bereits beim Kauf einer vorinstallierten OEM-Kopie von Windows 7 sollte man sich überlegen, ob man 32- oder 64-Bit-Windows haben möchte. Denn der Kaufvertrag mit dem Hersteller legt fest, ob man später noch wechseln kann. Und einige Hersteller bieten bei bestimmten Modellvarianten nur eine der beiden Windows-Varianten an.


Windows-7-Versionen und ihre Funktionen (Bild: Microsoft)

Kauf über lokale PC-Anbieter

Damit jedoch nicht genug. Denn neben den etwa zwei Dutzend ganz großen OEM-Partner von Microsoft gibt es auch – gerade in Deutschland – eine Vielzahl sogenannter System Builder. Kauft man etwa einen neuen Rechner von einem lokalen Händler, der diesen selbst konfiguriert (manchmal auch „White Box PC“ genannt), kann auch dieser eine OEM-Edition von Windows darauf vorinstallieren.

Man sollte sich aber durch den sehr ähnlichen Namen aber nicht verwirren lassen, denn diese OEM-Lizenz unterscheidet sich in einigen entscheidenden Details von derjenigen, die die großen PC-Hersteller mitliefern.

  • Auch in diesem Fall ist die Windows an den PC gebunden, auf dem sie ursprünglich installiert wurde. Sie lässt sich weder auf einen anderen PC übertragen noch ist ein Upgrade des Motherboards erlaubt.
  • Entsprechend seines Abkommens mit Microsoft muss der OEM das Windows OEM Preinstallation Kit (OPK) nutzen, um Windows aufzuspielen. Auch hier geht der Käufer beim ersten Start des PC eine Lizenzvereinbarung mit dem OEM und Microsoft ein, und auch in diesem Fall ist der OEM verpflichtet, Windows-Support zu bieten.
  • Innerhalb von 30 Tagen ist eine Aktivierung des PCs notwendig. Der Product Key sollte als Teil der Installationsroutine mit dem OPK bereits eingegeben sein. Die Aktivierung verläuft im Normalfall automatisch, aber für den Nutzer transparent.
    Im Gegensatz zu den USA und anderen Ländern dürfen in Deutschland die System-Builder-Versionen von Windows 7 auch ohne neuen PC an Endverbraucher verkauft werden. Es wird von Microsoft aber nicht gerne gesehen und es gibt keinen kostenlosen Support für diese Versionen. Außerdem muss sich der Kunde bereits beim Kauf entscheiden, ob er die 32- oder 64-Bit-Version haben will.
  • Beim Kauf eines „White-Box-PCs“ von einem System Builder installiert dieser die vom Käufer ausgewählte Windows-Version auf dem Rechner. Der Käufer erhält ein Paket mit einem Datenträger zur Neuinstallation und dem Product Key. Dieses ähnelt zwar einem als Box gekauften Produkt, berechtigt aber nicht zu dem sogenannten In-Place-Upgrade (etwa dem Wechsel von Vista auf Windows 7). Auch in diesem Fall erhält der Käufer nicht automatisch die 32- und die 64-Bit-Version. Wenn er beide erhält, kann er durch eine manuelle Neuinstallation mit Hilfe des Product Key wechseln.

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ZDNet.de Redaktion

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