Windows 7 ist fertig: viel Licht und etwas Schatten

„Ich habe gar keinen Computer, aber ich musste es einfach haben“, sagte ein Windows-95-Käufer zum Marktstart am 24. August 1995, als er das wolkenblaue Paket in die TV-Kameras hielt. Trotz vieler Vorschusslorbeeren wird es Microsoft mit Windows 7 aber nicht so einfach haben.

Die schlechte Nachricht vorab: Ein grundsätzlicher Technologiewechsel zu einem neuen Unterbau findet auch mit Windows 7 nicht statt. Das Microsoft-OS bleibt ein sehr komplexes System, das früher oder später für kleinere oder größere Probleme sorgen wird.

Ansonsten sind die Veränderungen zum Vorgänger überwiegend sehr erfreulich: Zwar basiert Windows 7 auf dem gescholtenen Vista, da sich Treiber und Anwendungen bereits an diesem abgeschliffen haben, sind kaum Kompatibilitätsprobleme zu befürchten. Zudem hat Microsoft intensiv mit Hard- und Softwarewareherstellern zusammengearbeitet, um optionale Neuerungen wie WDDM 1.1 von Anfang an umzusetzen.

Die wohl interessanteste Neuerung von Windows 7 ist das verbesserte Antwortverhalten. Das System reagiert durchweg schneller auf Mausklicks und ermöglicht so eine spürbar flüssigere Bedienung. Bei Vista hat man dagegen immer ein wenig das Gefühl, mit angezogener Handbremse zu arbeiten. Den Unterschied kann man gar nicht deutlich genug betonen.

Ebenso willkommen wie die höhere Performance sind die Neuerungen der Oberfläche: Da die transparenten Fenster auch im Vollbild-Modus nicht dunkel eingefärbt werden, wirkt das OS optisch insgesamt freundlicher als Vista – ein nicht zu unterschätzender psychologischer Effekt. Dass die Sidebar verschwunden ist, wird den meisten Nutzern dagegen nicht auffallen. Sie war ohnehin meistens abgeschaltet. Die Gadgets gibt es unter Windows aber weiter. Sie werden einfach auf dem Desktop abgelegt.

Die neue Taskleiste ermöglicht nach kurzer Umgewöhnung einen bislang unter Windows unbekannten Komfort beim Wechsel zwischen Fenstern sowie beim Zugriff auf Dateien und Funktionen. Der Infobereich auf der rechten Seite stellt allzu nervige Programme ruhig und gibt dem Anwender eine bessere Kontrolle darüber, wann sich welche Software melden darf.

Der Explorer wirkt dank einer neuen Strukturierung auf der linken Seite übersichtlicher. Bibliotheken ermöglichen es, Dateien an verschiedenen physikalischen Speicherorten zu verwalten. Die Suchbox unterstützt den Anwender bei der Erstellung komplexer Abfragen.

Auch im Netzwerkbereich gibt es einige Neuerungen: Das chronisch ladegehemmte WLAN-Fenster wird durch eine Liste ersetzt, die per Mausklick sofort erscheint. Homegroups erleichtern das Erstellen von Heimnetzwerken und das Auffinden freigegebener Ressourcen.

Die erwünschte Entschärfung der Benutzerkontensteuerung, die die Arbeit tatsächlich deutlich seltener unterbricht, geht allerdings mit einem gesunkenen Sicherheitsniveau einher. Microsoft konnte diesen Zielkonflikt offenbar nicht lösen.

Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass Windows 7 tatsächlich fast alles besser macht als Vista. Die Umgebung wirkt zwar neu, aber doch vertraut. Anwender sollen einen Umstieg daher ernsthaft prüfen.

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ZDNet.de Redaktion

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