Fünf offene Fragen zu Microsofts Quartalszahlen

Eigentlich könnte die Überschrift dieses Beitrags auch lauten „10 nicht gefragte und unbeantwortete Fragen“ oder, wenn nicht schon Freitag wäre, auch „50 nicht gefragte und unbeantwortete Fragen“. Aber für den Anfang reichen auch die fünf Fragen, die ZDNet-Autorin Mary Jo Foley nach der Präsentation der Ergebnisse der Zahlen für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2009 besonders brennend interessieren.

Insgesamt legte Microsoft recht durchwachsene Quartalszahlen vor. Einerseits ging der Verkauf von Volumenlizenzen um 15 Prozent nach oben, und auch das Geschäft mit der Spielkonsole Xbox entwickelte sich gut. Andererseits betonten Unternehmenssprecher, wie wichtig es sei, Kosten zu senken, und gaben sich wenig zuversichtlich, dass der wirtschaftliche Aufschwung bald kommen wird. In einer Telefonkonferenz nach der Vorstellung der Quartalszahlen fragten die Wall-Street-Analysten nach den Entwicklungs- und Produktionskosten bei Microsoft. Schön und gut. Andere Fragen wären aber interessanter gewesen – und hätten vermutlich interessantere Antworten geliefert.

1. Drohen nach den bereits erfolgten 5000 Entlassungen dieses Jahr weitere Stellenstreichungen?

Branchenbeobachter aus Seattle nehmen an, dass es dazu kommen wird. Wie man hört, sollen in den vergangenen zwei Wochen auch zahlreiche Microsoft-Mitarbeiter den Ball extrem flach gehalten haben, da sie ebenfalls von weiteren Stellenstreichungen ausgehen. Möglicherweise noch im Lauf des Freitags.

2. Schafft es Microsoft, Windows 7 rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt zu bringen?

Zugegeben: Eine klare Antwort wäre nicht zu erwarten gewesen. Aber fragen kostet ja nichts …

3. Hat Microsoft einen Plan B, falls die EU die Regeln für die Verknüpfung von Browser und Betriebssystem noch einmal verschärft?

Von Microsoft wird schließlich im Laufe der nächsten Woche eine Stellungnahme erwartet. Der ursprünglich von Opera eingereichten Beschwerde haben sich nach Mozilla inzwischen auch Google, IBM, Sun, Adobe und viele andere Microsoft-Rivalen angeschlossen. Niemand fragte auch danach, ob die vorgesehene Deaktivierungsfunktion für IE8 in Windows 7 ausreichend ist, um die Kartellbehörden zu besänftigen.

4. Wann gibt Microsoft im Online-Geschäft auf?

Zwar hat Steve Ballmer behauptet, er sei bereit, einzelnen Geschäftsbereichen bis zu zehn Jahren Zeit zu geben, um sich zu bewähren. Aber was geschieht, wenn Microsoft mit Yahoo doch nicht ins Geschäft kommen sollte? Frage 4a wäre übrigens: Gibt es irgendetwas Neues in Bezug auf einen Deal mit der Nummer zwei im Suchmaschinenmarkt?) Und Frage 4b: Denkt Microsoft wirklich, dass es ausreicht, eine neue Version von Kumo, Bing, Sift oder wie immer seine Suchmaschine heißen mag, vorzustellen, um die hohen dreistelligen Millionenverluste in dem Bereich (alleine 575 Millionen im dritten Quartal) vergessen zu machen?

5. Hat sich angesichts des ungebremsten Popularitätszuwachses von Netbooks an der Einschätzung des Markts durch Microsoft irgendetwas geändert?

Stand der Dinge ist, dass Microsoft nach wie vor plant, teurere Windows- und Office-Versionen zu verkaufen, um das Wachstum seiner „Windows Client and Business Division“ anzuschieben. Wie will es Microsoft jedoch schaffen, Windows-7-Professional- oder sogar -Enterprise-Versionen und Client-basierende Office-2010-Pakete an Anwender zu verkaufen, die eigentlich Windows Starter oder Office Web Apps wollen und benötigen?

Völlig außen vor blieben bei den Analystengesprächen auch Windows Mobile 7, das mysteriöse Projekt Pink oder Microsofts Pläne zur Presigestaltung seiner Cloud-Computing-Angebote, ganz zu schweigen vom überarbeiteten Media-Player Zune, der im Herbst kommen soll, oder den Aktienkurs …

Diese Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen.
Was hätten Sie den Microsoft Finanzchef gefragt, wenn Sie zur Analystenkonferenz eingeladen worden wären?

ZDNet.de Redaktion

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