Milliardengrab: Warum Intels Itanium gescheitert ist

Im April 2003 machte AMD dem Triumvirat aus Intel, HP und Microsoft einen Strich durch die Rechnung, indem es den ersten 64-Bit-Opteron auf den Markt brachte. Der beherrschte einen 64-Bit-Befehlssatz auf x86-Basis, konnte anders als der Itanium auch 32-Bit-Anwendungen flott abarbeiten und war darüber hinaus schneller und sparsamer als der Pentium 4.

Microsoft entschied sich, eine AMD64-Version von Windows XP und Windows 2003 herauszubringen. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Möglicherweise fürchtete Microsoft kartellrechtliche Probleme, wenn nur Intel-Plattformen unterstützt werden. Dass Windows technisch nicht auf eine 64-Bit-Variante des x86-Befehlssatzes zu bringen sei, wohl aber auf die IA-64-Architektur des Itanium, hätte Microsoft niemand abgenommen.

Intel war nun gezwungen, mit der x86-Architektur nachzuziehen. Die Cash-Cow konnte man kaum AMD überlassen. So entstanden EM64T, Multi-Core-CPUs und die Core2-Architektur, mit der man AMD in der Leistung überholen konnte. Beim Speicherdurchsatz schließt allerdings erst die Nehalem-Architektur mit AMD auf.

Die Entwicklungen im x86-Bereich haben dazu geführt, dass der Itanium nicht mehr im High-Performance-Segment positionierbar ist. Deutlich preisweitere x86-Systeme bieten mehr Leistung. In der Top-500-Liste steht der schnellste Itanium-Rechner auf Platz 39. In den Top 10 befinden sich jedoch sieben Rechner mit x86-Architektur, zwei Rechner mit PowerPC-CPU und auf Platz 1 ein Rechner, der x86-Prozessoren mit IBMs Cell-Architektur kombiniert. Zudem brauchen Itanium-Rechner eine Menge Strom. In der Green-500-Liste, die die Top-500-Computer nach MFlops pro Watt sortiert, kann es der sparsamste Itanium-Rechner nur auf Platz 210 bringen.

Intel positioniert den Itanium heute über Ausfallsicherheit. Er soll in Systemen eingesetzt werden, die 99,999 Prozent Uptime und mehr bieten. Dafür sorgen neue Dual-Core-Itanium-Prozessoren mit dem Codenamen Montvale, die im Lockstep-Verfahren betrieben werden können. Dabei laufen beide Cores im „Gleichschritt“ und kontrollieren sich gegenseitig.

Doch auch, was Ausfallsicherheit angeht, hat sich die Welt verändert. Clustertechnologien erlauben es, den Ausfall eines einzelnen Rechners ohne Störung des Betriebs aufzufangen. Bei Datenbanken kommt es, anders als beispielsweise bei Webfarmen, zu einem kurzen Ausfall von ein bis zwei Sekunden. Das fängt jedoch eine gute Middleware vollständig ab.

Da auch x86-Server mit hervorragenden High-Availability-Eigenschaften ausgestattet sind, gibt es nur wenig Bedarf für Itanium-Systeme. Zudem scheinen Intel und HP Probleme bei der Weiterentwicklung des Itanium zu haben. Die nächste Itanium-Generation mit dem Codenamen Tukwila, die auch Quad-Core-CPUs beinhaltet, musste bereits mehrfach verschoben werden.

Hinzu kommt dass der Itanium auch unter den deterministischen CPUs nicht sonderlich gut dasteht. IBM hat sich mit der Power6-Architektur dafür entschieden, keine Out-of-Order-Execution oder Hyperthreading zu verwenden, und setzt auf statisches Scheduling. So erreicht IBM allerdings Taktfrequenzen von 5 GHz – im Labor sogar 6 GHz. Von derartigen Leistungen ist der Itanium weit entfernt.

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ZDNet.de Redaktion

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