Nach dem Auslaufen der Sonderkonjunktur durch Corona ist Künstliche Intelligenz der Toptreiber für weiteres Wachstum im Hyperscaler-Markt. In Europa und insbesondere auch in Deutschland geht diese Rechnung aber nur auf, wenn Unternehmen ihre KI-Modelle in Sovereign-Cloud-Umgebungen entwickeln und implementieren können.
Erst dann wird es möglich, die Vorgaben des AI Act der EU zu erfüllen und über das damit erreichte Datenschutzniveau Wettbewerbsvorteile gegenüber außereuropäischen KI-Angeboten zu erzielen. Wer als Cloud-Provider hierzu die passenden Services bietet, hat gute Chancen, überdurchschnittlich stark zu wachsen.
Zu diesem Ergebnis kommen zwei neue Studien, in denen das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Information Services Group (ISG) die Portfoliostärke und Umsetzungskompetenz von Cloud-Anbietern auf dem Hyperscaler-Markt analysiert. Die erste der beiden Studien, der „ISG Provider Lens Multi Public Cloud Services Report – Germany“, konzentriert sich auf den deutschen Markt. Im Blickpunkt der Analyse stehen IT-Dienstleister, die unterschiedliche Public-Cloud-Angebote und die darin enthaltenen Sovereign-Cloud-Services kundengerecht orchestrieren können, sodass ein ausreichendes Maß an Interoperabilität und Skalierbarkeit entsteht. ISG fasst diesen Hyperscaler-übergreifenden Ansatz unter dem Begriff Multi Public Cloud Services zusammen.
Die zweite Studie weitet den Blick auf den gesamteuropäischen Markt und untersucht IT-Dienstleister, die über ein dediziertes Angebot für Entwicklung und Betrieb von Sovereign-Cloud-Architekturen verfügen. Diese zweite Studie trägt den Namen „ISG Provider Lens Multi Public Cloud Services – EU.“ ISG vergleicht darin die Stärken und Schwächen von insgesamt 16 Multi-Public-Cloud-Providern, die EU-weit tätig sind.
„Cloud Computing und Künstliche Intelligenz lassen sich nicht mehr getrennt behandeln. Längst sprechen wir von einem Cloud-AI-Markt, wo beide Themen unmittelbar aufeinander einzahlen“, sagt Heiko Henkes, der als Director & Principal Analyst die Marktforschung von ISG in der DACH-Region leitet. Mit Blick auf den europäischen Markt fügt Henkes hinzu: „Diesseits des Atlantiks legen Kunden gemeinhin mehr Wert auf digitale Daten-Souveränität und profitieren von speziell für diesen Zweck entwickelten Sovereign-Cloud-Architekturen.“
Spätestens beim Thema KI werde vielen Public-Cloud-Kunden allerdings klar, dass sie bei der Nutzung der diversen Hyperscaler-Angebote strukturierter und business-orientierter vorgehen müssen als in den zurückliegenden Jahren, so Henkes weiter. Zumal die Zahl der Anwendungsfälle zunähme, bei denen es sich lohnt, mehrere Public-Cloud-Provider zu nutzen, um die jeweiligen Storage-, Computing- und Netzwerk-Bedarfe (IaaS) sowie Software-Anforderungen (SaaS) bestmöglich zu befriedigen.
Neben dem Dauerbrenner Kostenoptimierung liegen die derzeit lohnendsten Einsatzfelder von KI in den Bereichen Früherkennung und Entscheidungsunterstützung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von 200 Geschäftskunden, die ISG Ende vergangenen Jahres durchgeführt hat. Als weitere wichtige Anwendungsbereiche werden darin Performance Management und Qualitätssicherung genannt sowie die Entwicklung von virtuellen Assistenten und personalisierten Produkten.
„Um die PS der Sovereign Cloud und der Künstlichen Intelligenz dann aber auch tatsächlich auf die Straße zu bringen, müssen weitere Planungs-, Design- und Steuerungsmechanismen eingezogen werden, die die Vorteile der Public Cloud anbieterübergreifend nutzbar machen“, unterstreicht Marktforscher Heiko Henkes. Gerade beim Aufsetzen von KI-Lösungen sei Interoperabilität das Gebot der Stunde. Dies gelte sowohl für die IaaS- als auch für die SaaS-Ebene. So zum Beispiel, wenn es um die Analyse von Datenquellen geht, die in unterschiedlichen Cloud-Umgebungen liegen und den Anforderungen des aktuell präferierten KI-Modells entsprechend zusammengeführt werden müssen.
Eine solche Integration sei noch immer ein Riesenschmerz auf Kundenseite, gibt Henkes zu bedenken. Vielerorts gäbe es keine einheitliche Sicht auf die Daten, da viele davon nicht ausreichend strukturiert sind. In der Folge könnten Fragen aus dem Business nur eingeschränkt beantwortet werden. Belastbare Aussagen und Entscheidungen ließen sich dann allenfalls näherungsweise treffen.
Beispielsweise gelte dies für die automatisierte Steuerung von Kubernetes-Clustern, dem De-facto-Standard für die Cloud-native Container-Welt. Dieser Standard setzt zunehmend auch auf generative KI-Modelle, um Systemausfällen vorzubeugen, die auf den End-User und die Geschäftsbereiche durchschlagen würden. Der ISG-Studie zufolge haben derzeit jedoch nur wenige Lösungsanbieter geeignete Predictive-Analytics-Modelle zur Hand, um Cloud-gestützten Gen-AI-Modellen die Daten zu liefern, die diese zur Entscheidungsunterstützung brauchen.
Besonders virulent seien die Defizite dort, wo die bisherige Migration zu stark auf einem Lift & Shift der On-premise-Lösungen basierte. Dies habe eher zu einer Fortschreibung des Status quo geführt, sodass die operativen Vorteile der Cloud nur teilweise genutzt werden können. Vor diesem Hintergrund rücken das Redesign der Workload-Governance und der Einsatz Cloud-nativer Technologien auf der Prioritätenliste der IT-Verantwortlichen immer weiter nach oben, so ISG weiter.
In dieser Gemengelage sieht die Studie gute Marktchancen für all jene Provider, die über ausgewiesene Fähigkeiten im Managen von Multi-Public-Cloud-Umgebungen verfügen. Dies gelte sowohl auf strategischer Ebene bei der Transformationsberatung als auch auf operativer Ebene bei den Managed Services.
Insgesamt bewertet die Studie die Fähigkeiten von 94 Anbietern in acht Marktsegmenten. Dies sind „Consulting and Transformation Services for Large Accounts”, „Consulting and Transformation Services for Midmarket”, „Managed Services for Large Accounts”, „Managed Services for Midmarket”, „FinOps Services and Cloud Optimization”, „Hyperscale Infrastructure and Platform Services”, „SAP HANA Infrastructure Services” sowie „Secure Enterprise Filesharing Services.”
Im Marktsegment der Managed Services für den Mittelstand (Bild 2) beobachtet ISG eine besonders hohe Wettbewerbsintensität. Zwar sei die erste größere Konsolidierungsrunde mittlerweile abgeschlossen. Doch ungeachtet dessen würde sich das Übernahmegeschehen auch in diesem Jahr fortsetzen. Hauptmotive dafür seien der Zugang zu Neukunden und der weitere Aufbau von Spezialwissen. Beispielsweise gehe es vielen Providern darum, ihre Fähigkeiten im Edge Computing zu erweitern, um Workloads über mehrere Rechenzentren zu spannen, ohne die Latenzanforderungen der Anwender zu gefährden.
Laut Studie verfolgen marktführende Dienstleister einen DevOps-zentrierten Ansatz, um robuste CI/CD-Pipelines mit starken Container-Management-Funktionen zu unterstützen. Zudem könnten sie Kompetenzen in den Bereichen Site Reliability Engineering (SRE) und Business Resiliency vorweisen. Zu den typischen Managed Services dieser Anbieter gehören das Lifecycle-Management der Cloud-Infrastruktur und die Multicloud-Überwachung in Echtzeit mit prädiktiven Analysen. Zur Prozessautomatisierung, Ressourcenverwaltung, Kapazitätsauslastung und Kostenoptimierung kommen AIOps- und FinOps-Tools zum Einsatz.
Die Studie stuft Accenture/Accenture (Wabion), Arvato Systems, CANCOM, Capgemini, HCLTech und Microsoft in drei Marktsegmenten als „Leader“ ein. AWS, Claranet, Deutsche Telekom GK, Google, Infosys, Kyndryl, NTT DATA, Rackspace Technology, TCS, T-Systems und Wipro erhalten diese Einstufung in jeweils zwei Quadranten. All for One Group, Atos, Axians, Box, Brainloop, DRACOON, Dropbox, Eviden, FTAPI, IBM/IBM (Nordcloud), IONOS, PlusServer, Reply und Syntax sind „Leader” in je einem Segment.
Zudem wird Syntax in zwei Marktsegmenten als „Rising Star“ bezeichnet. Nach Definition von ISG handelt es sich dabei um Unternehmen mit vielversprechendem Portfolio und hohem Zukunftspotenzial. DATAGROUP, idgard, OVHcloud, Randstad Digital, Skaylink und STACKIT erhalten diese Einstufung in je einem Marktsegment.
Die Studie „ISG Provider Lens Multi Public Cloud Services Report – Germany“ ist für Abonnenten und Einzelkäufer auf dieser Webseite erhältlich. Bearbeitete Versionen der Studie stehen bei CANCOM, DRACOON, IONOS, Randstad Digital, Skaylink, STACKIT und T-Systems zum Download bereit.
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