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Open Source: China drängt aufs internationale Parkett

China will künftig mehr zur globalen Open-Source-Gemeinschaft beitragen und chinesisches Know-how über die eigenen Grenzen hinaus bekannt machen. Das hat der Standardisierungsexperte Xie Qian vom China Electronics Standardization Institute (CESI) bekräftigt: „Bisher hat sich die chinesische Open-Source-Bewegung vor allem mit den Anforderungen des chinesischen Marktes beschäftigt. In den kommenden Jahren sollten wir Wege finden, um an die internationale Community besser anknüpfen zu können.“

Global gesehen nimmt China schon jetzt eine Sonderstellung im Bereich Open Source und Dokumentenformate ein. So hat das Land parallel zur ODF-Entwicklung von Sun und zu Microsofts Open XML einen eigenen, dritten Standard namens UOF (Uniform Office Format) ins Leben gerufen. Dieser wurde im Hinblick auf die speziellen Bedürfnisse chinesischer Anwender im Office-Bereich entwickelt und im Juli diesen Jahres in seiner vorläufigen Finalversion veröffentlicht. Dass UOF sich zu einem internationalen Standard entwickeln könnte, gilt als unwahrscheinlich. In der jüngsten Vergangenheit hatten ODF- und UOF-Vertreter allerdings diskutiert, ob man die beiden offenen Formate zusammenführen könnte.

Was der chinesische Sonderweg für Microsofts Open XML bedeutet, ist jedoch ungewiss. „Microsoft hat im Umgang mit ODF und UOF bisher keine klare Strategie erkennen lassen. Es wurden etwa einige Forschungsprojekte unterstützt, die an einem UOF-Konverter für Open XML arbeiten. Gleichzeitig ist Microsoft auf dem chinesischen Markt aber sehr gut vertreten“, so Xie.

Was die geplante ISO-Standardisierung des von Microsoft entwickelten Office-Formats (OOXML) angeht, stehen die chinesischen Zeichen derzeit nicht gut. Wie in den vergangenen Tagen aus chinesischen Kreisen zu hören war, wird sich China klar gegen die ISO-Absegnung aussprechen. Der Vertreter der chinesischen Standardisierungsbehörde wollte die Entscheidung jedoch nicht offiziell bestätigen. Ob Open XML schließlich als ISO-Standard verabschiedet werde, spiele in Hinblick auf Microsofts Marktposition aber kaum eine Rolle, so Xie.

In der Diskussion über die Vorteile von Open-Source-Lösungen gleichen die chinesischen Argumente denen der Europäer. „Behörden sind vor allem an der Interoperabilität interessiert. Für Unternehmen bedeutet Open Source in erster Linie mehr Sicherheit. Da alles offen gestaltet ist, gibt es auch keine versteckten Einfallstüren, die von Angreifern ausgenutzt werden können“, so Xie. Bisher werde Open Source aber nur marginal in Unternehmen und von Privatpersonen eingesetzt. Xie führt dies vor allem darauf zurück, dass chinesische Anwender im Vergleich zu Europa und den USA im Umgang mit Computertechnologien bislang weniger versiert sind. „Wenn in einem Unternehmen, das auf Linux setzt, ein Problem auftritt, ist es nicht immer einfach, die richtige Person zu finden, die weiterhelfen kann.“

ZDNet.de Redaktion

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