GPL 3 bringt die IT-Branche in Unordnung

Die Partnerschaft zwischen Microsoft und Novell hat Sand in das Getriebe der GPL 3 gestreut. Die Free Software Foundation hat gekontert, indem sie einen neuen Passus in die neue GPL einfügte. „Falls Sie für einige der Leute, denen Sie Ihre Software zur Verfügung stellen, einen Patentschutz anbieten, erstreckt sich dieser Schutz automatisch auf alle, welche diese Software erhalten, egal auf welchem Wege sie diese Software erhalten haben“, so Smith in einer Stellungnahme. „Das bedeutet, dass der Patentschutz, den Microsoft auf die Kunden von Novell ausgeweitet hat, automatisch auch für alle gilt, die Software von Novell verwenden, die unter der GPL 3 vertrieben wird.“

Microsoft sieht das natürlich anders. „Es gibt zwar Behauptungen, dass Microsofts Bereitstellung von Zertifikaten für Support-Services von Novell – im Rahmen unserer Interoperabilitätszusammenarbeit mit Novell – ein Akzeptieren der GPL-3-Lizenz darstellt. Aber wir sind überzeugt davon, dass solchen Behauptungen jegliche juristische Basis fehlt, sei es aufgrund von Vertrags- oder Urheberrecht oder anderen Gesetzen“, lautet Microsofts Stellungnahme. „Microsoft gewährt weder ausdrückliche noch implizierte Patentrechte gemäß der GPL 3 oder als Ergebnis davon. Und GPL-3-Lizenzgeber haben keinerlei Recht, Microsoft in irgendeiner Art zu repräsentieren oder zu binden.“

Novell weigert sich bislang, Stellung zu beziehen, ob man mit Microsoft oder der Foundation in Bezug auf die Patentfrage übereinstimmt. „Wir nehmen in der Öffentlichkeit keine juristischen Interpretationen vor“, so Firmensprecher Bruce Lowry.

Die abstrakte Debatte wird real, wenn es um Microsofts Zertifikat für Novells SLES-Support geht. Open-Source-Fan und Groklaw-Autorin Pamela Jones warf Microsoft vor, seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht mehr nachzukommen. Microsoft dagegen sagt, dass die Maßnahmen nur für künftige Zertifikate gälten.

„Es gibt keinerlei Auswirkungen auf Kunden, die bereits Novell-Zertifikate von Microsoft genutzt haben. Diese Zertifikate wurden von Novell vollständig erfüllt und von den Kunden eingelöst, ehe es die GPL-3-Lizenz gab“, erklärte Horacio Gutierrez, Microsofts Vice President of Intellectual Property and Licensing. „Diese Zertifikate sind jetzt Bestandteil einer direkten Supportbeziehung zwischen Novell und seinen Kunden, an der Microsoft nicht beteiligt ist.“

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ZDNet.de Redaktion

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