GPL 3 bringt die IT-Branche in Unordnung

Die Kernidee der Lizenz ist unverändert geblieben: Jeder kann den zugrunde liegenden Quellcode eines GPL-Projekts einsehen, verändern oder weiterverbreiten. Allerdings muss jeder, der die Software ändert und weiterverbreitet, diese Änderungen ebenfalls veröffentlichen.

Die neue Lizenz enthält allerdings auch einige neue Bestimmungen:

  • Die Lizenz umfasst ausdrücklich eine Patentgewährung. Das bedeutet, dass jeder, der Software zu einem GPL-Projekt beiträgt, diesem eine unbefristete, kostenlose Lizenz für alle Patente gewährt, die für die Software bestehen.
  • Sie enthält eine Vorkehrung, um künftige Vereinbarungen zu verhindern, wie sie Novell und Microsoft getroffen haben. Unter der GPL 3 argumentiert die Foundation, dass alle Benutzer von GPL-Software von der Vereinbarung zwischen Novell und Microsoft (und ähnlichen) profitieren werden: „Wenn Sie für Patentschutz für einige der Benutzer sorgen, welche die Software von Ihnen erhalten, erstreckt sich dieser Schutz automatisch auch auf alle, die die Software erhalten, egal auf welchem Wege“, erläuterte Brett Smith, Licensing-Compliance Engineer der Foundation.
  • Neu ist auch die Anti-„Tivoisierungs“-Bestimmung. Diese soll sicherstellen, dass der Besitzer eines Geräts, das GPL-Software verwendet, auch die entsprechende Software ändern kann. Die Videorekorder von Tivo verwenden Linux. Die Foundation beanstandete hardwareseitigen Vorkehrungen, die das Abspielen von modifizierter Software auf den Geräten verhindern soll. Die Foundation hat diese Bestimmung in aktuellen Entwürfen zwar etwas gelockert, sie bleibt allerdings einer der Hauptkritikpunkte von Torvalds.

Eine der erwogenen größeren Änderungen wurde wieder entfernt: Es handelte sich um eine Klausel, die in einigen Fällen Anforderungen an Verwender von GPL-3-Software zur Bereitstellung von Services über ein Netzwerk wie das Internet gestellt hätte. Wer GPL-Software verwendet, muss Änderungen nicht veröffentlichen, solange die Software nur intern verwendet wird. Aber die vorgeschlagene Bestimmung hätte von ihm verlangen können, seine internen Änderungen zu veröffentlichen, sofern der Programmierer, der die Software ursprünglich entwickelt hat, dies fordert.

Letztlich ließ die Foundation diese Idee doch fallen, aber sie behält dieses Problem auch weiterhin im Auge, besonders im Falle von Google, das auf viele Open-Source-Projekte zurückgreift. Es wird Konsequenzen haben, wenn die Anbieter von Netzdiensten die ihnen von Open-Source-Software gewährten Privilegien missbrauchen.

„Wer sein Geschäftsmodell schützen will, muss sich in der Gemeinschaft vorbildlich verhalten. Wer das nicht tut, auf den wird politischer Druck ausgeübt, um seine Rechte zu beschränken, damit die Rechte aller anderen gewahrt bleiben“, sagte Eben Moglen, Juraprofessor an der Columbia-Universität und einer der Mitstreiter beim Entwurf der GPL 3. „Von Googles Verhalten hängt viel ab“, sagte er in einem Vortrag im Mai.

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ZDNet.de Redaktion

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