Firefox: Hinter den Kulissen des Mozilla-Hauptquartiers

ZDNet: Firefox war ein unangefochtener Erfolg. Der Thunderbird-E-Mail-Client scheint nicht an diesen Erfolg anzuknüpfen. Warum nicht?

Dotzler: Thunderbird ist ein sehr erfolgreiches Produkt. Betrachten Sie die Mozilla Suite, die Browser und E-Mail-Client enthält, die wurde bis jetzt von ein paar Millionen Menschen genutzt, und dann meistens nur der Browser. Thunderbird wurde bereits mehr als sechs Millionen Mal heruntergeladen.

Unser E-Mail-Client wird nicht so schnell von den Usern angenommen wie Firefox, da die meisten Angst vor dem Wechsel zu einem neuen E-Mail-Client haben. Viele Nutzer halten an ihrem aktuellen Programm fest, somit ist es schwer, dort ein Umdenken zu erreichen. Einen Browser kann man testen, findet man keinen Gefallen daran, hört man auf, ihn zu verwenden. Bei E-Mail-Clients ist das nicht so leicht. Wir erwarten von Thunderbird nicht den gleichen Erfolg wie von Firefox, trotzdem ist das Programm noch lange nicht zum Scheitern verurteilt.

ZDNet: Was werden die besten neuen Funktionen von Firefox 1.1 sein?

Dotzler: Die große Neuigkeit von Firefox 1.1 wird ein integriertes Update-System sein. Das Programm kann dann ähnlich wie bei Windows-Updates auf den neuesten Stand gebracht werden. Patches und Updates werden automatisch installiert, so dass sich der Anwender nicht um jedes einzelne Sicherheitsupdate kümmern muss.

Hinter den Kulissen arbeiten wir an der Unterstützung der nächsten Generation von Internet-Standards, wie SVG (Scalable Vector Graphics). SVG ermöglicht dem Browser die Darstellung von Diagrammen, ohne dass dazu erneut Daten vom Server abgefragt werden müssen. Dadurch können Websites schneller geladen werden. SVG wird ein sehr wichtiges Thema sein. Wir arbeiten an der Unterstützung von SVG 1.1. Mit Firefox 1.1 haben wir hoffentlich einen großen Teil davon schon fertig.

Wir sind auch im Bereich unterschiedlicher Plattformen tätig, mit Xulrunner kann man Standalone-Netzwerk-Applikationen programmieren. So kann man zum Beispiel individuell angepasste Client-Programme für spezielle Web-Services anbieten.

ZDNet: Erzählen Sie uns noch mehr über spannende neue Features, die es in Zukunft geben wird.

Dotzler: Ich glaube nicht an eine neue Killerapplikation. Es geht um Benutzerfreundlichkeit, nicht um Funktionen. Blake Ross (der Entwickler von Firefox) würde am liebsten in jeder neuen Version von Firefox ein Feature weniger sehen. Er will die Dinge einfacher machen.

Ich denke Google Mail ist deshalb sinnvoll, weil es E-Mail einfacher gemacht hat. Es gibt keine besonders innovativen Funktionen. Genauso verhält es sich mit Google Maps, sollte nicht jede Karte so funktionieren? Das ist keine bahnbrechende Innovation, genauso hat sich meine Mutter das vorgestellt, als sie zum ersten Mal im Internet nach einer Landkarte gesucht hat. Man sollte den Erwartungen des Anwenders gerecht werden. Dadurch entsteht den Programmierern zwar ein Mehraufwand, der Nutzer hat es aber letztlich einfacher – und das ist es doch, was zählt.

Mein Ziel ist es herauszufinden, auf welches Feature wir verzichten können. Features sind wie ein Reifen, durch den der Anwender springen muss.

ZDNet: Letzte Frage: Macht Ihnen der Job Spaß?

Dotzler: Ich liebe diesen Job, ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu tun. Ich habe 20 bis 30 Stunden die Woche ehrenamtlich hier gearbeitet, bevor ich den Job bekam. Alle die hier arbeiten, tun dies aus Überzeugung. Es gibt keinen Börsengang für Non-Profit-Organisationen. Die Menschen arbeiten hier aus Überzeugung und wegen der Community.

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ZDNet.de Redaktion

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