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Utility Computing: IT-Services demnächst aus der Steckdose?

Als Wirtschaftsjournalist Nicholas G. Carr im Jahr 2003 seinen Text „IT Doesn’t Matter“ veröffentlichte, sträubten sich vielen in der IT-Branche regelrecht die Nackenhaare. Sein neuestes Werk mit dem ähnlich schockierenden Titel „The End of Corporate Computing“ eröffnet die Diskussion zum Thema Utility Computing und zeichnet ein Bild von Unternehmen, die in Zukunft Computerdienstleistungen wie Elektrizität einfach über das Internet beziehen.

Allerdings erregte Carrs jüngster Artikel, der im Frühjahr veröffentlicht wurde, nicht ganz die gewünschte Aufregung in der Branche oder hitzige Debatten über die Zukunft des Corporate Computing.

Die von CNET/ZDNet befragten IT-Manager stimmten darin überein, dass Hosted Services oder auch Utility Computing an Bedeutung gewinnen und dass Unternehmen sich diese neuen Technologien ebenso wie Web Services, Grid Computing und Virtualisierung zunutze machen werden um IT-Kosten zu senken.

Aber nur wenige Fachleute können sich einen vollständigen Übergang zum Utility Computing vorstellen, und sei es auch in noch so ferner Zukunft. Mit seiner Behauptung, die Kräfteverteilung im IT-Bereich könne sich auf dramatische Weise von den Anbietern von Technologieinfrastrukturen zu Internetfirmen wie Google oder Hosting-Unternehmen verschieben, steht Carr ziemlich allein da.

Charles Giancarlo, CTO von Cisco, schätzt zum Beispiel die Bedeutung des Phänomens Utility Computing wesentlich gelassener ein. Wie viele andere ist auch Giancarlo der Ansicht, dass Hosted Services zwar in einigen Situationen an Bedeutung gewinnen, Utility Computing Services jedoch in den nächsten drei bis fünf Jahren noch längst nicht die Regel sein werden.
„Wir sind der Ansicht, dass (Utility Computing) für kleine und mittelständische Unternehmen eine sinnvolle Sache ist. Für größere Unternehmen hängt aber die Entscheidung, ob Anwendungen innerhalb oder außerhalb des Netzwerks betrieben werden, von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Kostenstruktur und der Netzwerkeffizienz“, erklärt Giancarlo. „Einige der größten Unternehmen sind in der Lage, ihre eigenen Anwendungen wesentlich kostengünstiger und effizienter zu betreiben, als ein Utility Computing Provider dies je tun könnte.“

Andere IT-Manager erklärten, Carrs Prophezeiung, dass Utility Computing in der Branche zur Regel würde, basiere auf seiner Unkenntnis der Komplexität von IT-Strukturen oder anderen Wissenslücken.

So vernachlässigt Carr zum Beispiel den Wettbewerbsvorteil, der sich für ein Unternehmen aus einer Kundenanwendung im Vergleich zu Hosted Services ergeben kann, betont Eric Newcomer, CTO des Software-Herstellers Iona Technologies.

„Computer funktionieren nicht ohne Software. Und anders als Elektrizität oder sonstige Rohtechnologien ist Software für eine direkte Interaktion mit dem Menschen gemacht“, erklärt Newcomer. „Sagen wir es mal so: Carr hat einen sehr interessanten Vergleich, der sicherlich ein Körnchen Wahrheit enthält, auf die Spitze getrieben und damit seiner Glaubwürdigkeit beraubt.“

Leser von CNET/ZDNet reagierten indessen auf einen Artikel über Carrs „End of Corporate Computing“ mit sehr gemischten Ansichten.

„Die Vorstellung von Computern als reinem Rechenwerkzeug ist mit dem Auftreten des Internets überholt. Heutzutage wird der Computer im Wesentlichen als Kommunikations-Werkzeug genutzt“, schreibt ein Leser.

Andere vertreten die Ansicht, Utility Computing müsse sich erst einmal als unentbehrlich für Unternehmen erweisen.
„Ich würde vermuten, dass hinter dieser Kampagne in Richtung Utility Computing die alte Mainframe-Philosophie von IBM steht. Man schreibt einfach eine Monatsrechnung und bietet Premium Services stundenweise an“, schreibt ein anderer Leser. Er stellt allerdings die Notwendigkeit dieser Dienstleistungen in Frage: „Ich denke nicht, dass derzeit ein dringender Bedarf besteht, der nur durch Utility Computing gedeckt werden kann.“

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ZDNet.de Redaktion

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