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Innovationsmotor Mittelstand

Die Entwicklung zeigt, dass die US-Anbieter die Dominanz der Europäer durchaus ernst nehmen und versuchen, sich durch die Zukäufe europäisches Know-how anzueignen. Es sieht so aus, als ob die hiesigen Anbieter von Microsoft, SAP und einigen internationalen Konzernen in die Zange genommen würden. Doch von Furcht kann keine Rede sein.

Der Grund: Konzerne tun sich mit dem Mittelstand schwer. Diese Klientel, so die eiserne Regel, kauft am liebsten bei ihresgleichen. Der Grund liegt auf der Hand: Große Konzerne reagieren – wenn überhaupt – nur zögerlich auf die Wünsche kleiner Kunden. Umso wichtiger wird das Partnernetz. Hier jedoch schadet Microsoft sein schlechter Ruf. Rund ein Jahrzehnt steht der Konzern nun schon wegen unfairer Geschäftspraktiken insbesondere gegenüber Partnern vor Gericht. Da überlegt sich ein Softwarehaus zweimal, ob er sich auf diesen Lieferanten verlässt. Sicherer ist, sich zusätzliche Produkte ins Portfolio zu nehmen, am besten von Unternehmen, mit denen man auf Augenhöhe verhandeln kann.

Aber zurück zur Innovation. Aus Sicht von Softwerkern wie der Kölner GUS oder der österreichischen KTW-Gruppe kaufen sich die Konzerne veraltete Technik ein, die sich daher auch kaum an den aktuellen Bedürfnissen der mittelständischen Kunden orientiert. Mehr noch als große Firmen wollen Mittelständler maßgeschneiderte Lösungen, die zudem noch besonders preiswert sein sollen.

SAP wird für solche Anforderungen noch lange zu teuer bleiben und auch mit herkömmlicher Client-Server-Architekturen à la Navision sind die Kunden technisch nicht mehr zufrieden zu stellen. Immer mehr Anbieter setzen daher wie GUS oder KTW auf Java und Internet-Techniken. Sie haben den Vorteil, dass als Arbeitsplatz ein Web-Browser reicht, und das aufwändige Warten und Updaten von teuren Windows-Clients entfällt. Diese Architektur ermöglicht darüber hinaus, ERP-Funktionen bei Bedarf als Dienstleistung zur Verfügung zu stellen und so die Kosten zu flexibilisieren. Vielleicht noch wichtiger ist, dass es Internet-Techniken erlauben die bisherigen Systeme, gleichgültig ob AS/400, Unix-System oder PC-Server weiter zu verwenden. Auch der reihenweise Umstieg der ERP-Spezialisten auf Linux als Serverplattform kommt dem Sparbedürfnis der Kunden entgegen.

Diese Argumente gelten nicht nur für ERP-Anwendungen. Sie sind sich im Grunde auf jede andere Anwendung übertragbar Soll also niemand sagen, die mittelständischen Software-Anbieter seien Innovationsfeindlich und hätten die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Das trifft viel eher die großen Anbieter. Sie müssen sich vorwerfen lassen, dass sie immer noch versuchen, den Anwendern ihre Techniken .Net (Microsoft), Netweaver (SAP) oder was auch immer aufzudrängen, anstatt sich an den Wünschen der Kunden zu orientieren. Längst hat der Branchen-Verband Bitkom zu Recht die Losung ausgegeben, den „Technology Push“ der Hersteller durch den „Technology Pull“ der Anwender abzulösen.

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ZDNet.de Redaktion

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