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SCO verklagt jetzt Novell

SCO stört sich an den wiederholt von Novell vorgebrachten Behauptungen, noch Rechte an Unix zu besitzen. Novell hatte 1995 Unix System V an SCO verkauft, ist aber der Ansicht, nach wie vor das Urheberrecht an dem Betriebssystem zu besitzen. Diese Aussage hatte Novell während des Streits zwischen SCO und IBM wiederholt getroffen, das Unternehmen hat dazu auch ein Fax an SCO veröffentlicht.

In der Klage, die beim Bezirksgericht von Salt Lake City (Novells Stammsitz) eingereicht wurde, bezeichnet SCO dies als Rufmord. SCO will ausserdem eine gerichtliche Verfügung erreichen, nach der Novell alle eventuell noch verbleibenden Urheberrechte an Unix an SCO übertragen müsse.

Im vergangenen Jahr hatte eine Klage von SCO gegen IBM die Software-Welt erschüttert. SCO forderte von Big Blue drei Milliarden Dollar Schadensersatz, da IBM in seinen Linux-Varianten illegalerweise Quelltexte von Unix verwendet hätte. Novell hatte sich dabei auf die Seite von IBM geschlagen, und bekommt jetzt dafür die Quittung. SCO bekämpft mit den rechtlichen Aktionen indirekt den Vormarsch von Linux, und auch dabei ist Novell ein lohnenswertes Ziel: Der Software-Hersteller hatte erst kürzlich Suse übernommen.

Vordergründig geht es natürlich nur um Urheberrechte. So meint SCOs Anwalt Mark Heise: „SCO hat diesen Schritt wegen Novells jüngster und vergangener Behauptung unternommen, das Unternehmen besitze noch Urheberrechte an Unix und UnixWare. SCO hat darauf viele Anfragen von potenziellen Kunden, Investoren und der Presse erhalten. Obwohl SCO die Copyrights an Unix und UnixWare besitzt, haben Novells Behauptungen SCO jetzt zu diesen Massnahmen gezwungen.“

Ein Sprecher von Novell wollte zu der Klage nicht Stellung nehmen, sagte aber, das Unternehmen stünde zu seinen früheren Aussagen über Unix. Laut Novell hatte das US Copyright Office Novell das Urheberrecht für elf Versionen von Unix System V eingeräumt, was Novell zu einem wichtigen Mit-Eigentümer von Unix machen würde.

Ursprünglich hatte Novel Unix in den Achtziger Jahren von AT&T gekauft, und 1995 zumindest einige Rechte an einen Vorgänger von SCO verkauft. SCO behauptet, alle Rechte erhalten zu haben, so dass jeder Novell zugebilligte Urheberrechtsanspruch ungültig sei. SCO fordert von Novell jede Behauptung zu unterlassen, dass die Firma noch Rechte an Unix haben sowie eine nicht genannte Schadensersatzzahlung.

Die Klage wurde unmittelbar vor der Eröffnung der Messe Linuxworld eingereicht, die seit Dienstag in New York statt findet. Mit Novells jüngsten Übernahmen von Susa und der Desktop-Firma Ximian wollte Novell dort eine starke Rolle spielen. Entsprechend fielen die Kommentare der Messebesucher aus: „Ich glaube, SCOs Business Model basiert allein auf Klagen“ sagte John Harlow, Chef des Software-Beraters Bravepoint. Er meinte weiter: „Ich glaube, jetzt wird niemand mehr deren Produkte kaufen.“

Bereits vor der letzten Linuxworld in San Francisco hatte SCO für ähnliche Verwirrung gesorgt. Damals drohte das Unternehmen allen mit massiven Lizenzforderungen, die Linux ohne Genehmigung von SCO einsetzen sollten. Die rechtlichen Massnahmen könnten jedoch auch ganz anders verlaufen, meint zumindest die auf geistiges Eigentum spezialisierte Kanzlei Carr & Ferrell aus Palo Alto. Anwalt Jefferson Scher glaubt, daß die Novell-Klage schnell mit der gegen IBM zusammengeführt werden könnte: „Es besteht die Möglichkeit, dass der Richter sagt: „Was macht Ihr hier? Legt das dem anderen Gericht vor!“ Es erscheint logisch, daß das Gericht, das das Urheberrecht des Klägers feststellen will, erst einmal feststellt, ob der Kläger es überhaupt besitzt. Mir erscheint das mehr als der Versuch, eine einstweilige Verfügung zu erreichen.“
Laut Scher könnte aber jeder Richter seine Schwierigkeiten damit haben, den Geist der Vereinbarung zwischen SCO und Novell von 1995 zu erkennen: „Solche Verträge sind schon bei der Unterzeichnung schwer zu durchblicken, und erst Recht Jahre später.“

ZDNet.de Redaktion

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