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Wer profitiert von C# – Microsoft oder die ganze Branche?

Die Unterlizenzierung ist die Bestimmung, die Befürworter des Open-Source-Prinzips auf die Palme bringt. Stimmt ein Open-Source-Entwickler der Lizenzvereinbarung zu, kann die resultierende Implementierung nicht unter einer Regelung wie der General Public License (GPL) weiter lizenziert werden. Laut Herman „sind die Beschränkung des Anwendungsbereichs (man erhält eine Lizenz, die nur für die Implementierung des Standards zum Zwecke der Konformität gilt) und das Verbot der Unterlizenzierung nicht in Übereinstimmung mit den Anforderungen von Absatz 7 der GPL. Absatz 7 der GPL besagt: Besitzt man nicht das Recht, den Code entsprechend den Forderungen der GPL zu verteilen, so besitzt man überhaupt kein Recht zur Distribution. Die GPL sagt, man muss das Recht auf Unterlizenzierung und auf freie Modifikation auch außerhalb des Anwendungsbereiches besitzen.“

Dies ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass Microsofts CTO Craig Mundie aus den Reihen der GPL-Community unter Beschuss geraten ist, weil er klar gemacht hat, dass Microsoft seine Patente gegen Open-Source-Projekte durchsetzen wird, und im Hinblick auf die finanziellen Mittel, die zu einer solchen rechtlichen Durchsetzung erforderlich sind, den Open-Source-Befürwortern, die rechtlich dagegen vorgehen wollen, empfiehlt, „sich ihr Geld zu sparen“. Sollte eine .NET-Implementierung in die Open-Source-Community durchsickern, würde Microsoft den Vorteil der Kontrolle verlieren, die mit den vorgenannten Regelungen etabliert wurde. Also – was ist meine persönliche Meinung zu der Frage, ob es sich hier wieder um so einen IP-Sumpf handelt, wie er schon um die zukünftigen Internet-Protokolle brodelt?

Erstens ist es angesichts der begrenzten Funktionalität der CLI im Vergleich zu Rotor oder sogar des kompletten CLR schwer vorstellbar, dass sich viele Fremdentwickler darum reißen werden, Implementierungen der CLI zu erstellen, wenn es doch viele andere voll funktionsfähige virtuelle Maschinen von Microsoft und Sun gibt. Vielleicht ist das auch der Grund für Ximian-Gründer Miguel de Icaza, in Gesprächen stets nachdrücklich daran zu erinnern, dass Mono, Ximians Linux-basierte Version von .NET, weder eine Reproduktion von Rotor noch eine der CLI ist. Ziel von Mono sei die Duplizierung der gesamten Funktionalität von .NET. Auf diesem Hintergrund steht Mono weit außerhalb jeder Lizenzvereinbarung, die Microsoft veröffentlicht hat, und es ist kein Wunder, dass Icaza in unserem letzten Gespräch nicht sicher war, ob Microsoft vorhat, im Falle von Mono etwas zu unternehmen. Die Reproduktion der Funktionalität von .NET war in keiner von Microsofts Lizenzvereinbarungen jemals eine Option.

Zweitens ist Microsoft ein Software-Unternehmen, das vom Verkauf großer Volumen lebt, und hält an diesem Geschäftsmodell auch ziemlich stark fest – weshalb nicht klar ist, ob Microsoft mehr von einer breiten Verfügbarkeit der Fremdversionen von .NET (oder einem Subset davon) profitieren würde oder eher von ihrer beschränkten Verfügbarkeit.

Einerseits könnte die breite Akzeptanz von .NET und seiner Komponenten ein unverhofftes Glück für Microsofts Entwicklungstools bedeuten. Nur wenige Produkte wären so gut geeignet für das Entwickeln für die .NET-Umgebung wie Visual Studio.NET.

Andererseits gilt: Ist die beste Implementierung von .NET nur über Microsoft zu haben, könnte eine breite Akzeptanz von .NET (und die Nachfrage nach den Entwicklungstools) gedämpft werden. Dieser Dämpfer bei der Nachfrage nach dem Entwicklungstool könnte allerdings durch die Tatsache wettgemacht werden, dass jene, welche die stabilste Version von .NET einsetzen möchten, sich wahrscheinlich für Windows .NET Server entscheiden – was wiederum eine erhöhte Nachfrage nach Windows .NET Server mit sich brächte.

Vergleicht man diese beiden Produkte – die Entwicklungstools und den Server -, würde Microsoft mehr gewinnen, wenn das Unternehmen mehr Server verkaufte, da man hier verzweifelt versucht, so schwergewichtige Wettbewerber wie Unix und IBM mit ihrer Mini-/Mainframe-Technologie aus den Datenzentren der Unternehmen zu verdrängen. Sollte Microsoft jedoch versuchen, die Standardisierungsorgane und die Industrie in einer Art und Weise zu manipulieren, die so offensichtlich darauf ausgerichtet ist, Anwendungsserver und Betriebssysteme von Wettbewerbern zu benachteiligen, würden Regierungen, die Industrie und die Presse Microsoft seinerseits wahrscheinlich in einer Art und Weise die Hölle heiß machen, wie es sich das Unternehmen einfach nicht leisten kann.

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ZDNet.de Redaktion

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