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Ex-Manager: Google stellt Gewinne über Menschenrechte

Der frühere Google-Manager Ross LaJeunesse hat schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber erhoben. Der soll ihn aus dem Unternehmen gedrängt haben, nachdem er eine offizielle Implementierung eines Menschenrechtsprogramms bei Google gefordert hatte. LaJeunesse unterstellt zudem, dass Google „größere Gewinne und sogar ein höherer Aktienkurs“ wichtiger seien als ein Bekenntnis zu Menschenrechten.

Zuletzt bekleidete LaJeunesse den Posten eines Head of International Relations. 2010 war er maßgeblich an der Entscheidung des Internetkonzern beteiligt, den chinesischen Suchmarkt zu verlassen. Zu dem Zeitpunkt weigerte sich Google, Suchergebnisse nach Vorgaben der chinesischen Regierung zu zensieren. Der Google-Gründer Sergey Brin ging sogar soweit, das totalitäre System der chinesischen Regierung als Grund für den Rückzug zu bezeichnen.

2017 erfuhr der Manager dann vom sogenannten Projekt Dragonfly, Googles Bemühungen, mit einem zensierten Suchprodukt auf den chinesischen Markt zurückzukehren. Als Reaktion darauf schlug er die Einführung eines unternehmensweiten Menschenrechtsprogramms vor. Produktentwickler sollten zudem die Möglichkeit erhalten, ihre Projekte auf mögliche Verstöße gegen Menschenrechte prüfen zu lassen.

„Aber jedes Mal, wenn ich ein Menschenrechtsprogramm empfahl, hatten die leitenden Angestellten eine Ausrede, um Nein zu sagen“, schrieb LaJeunesse in einem Beitrag auf Medium. „Dann wurde mir klar, dass das Unternehmen nie die Absicht hatte, Menschenrechtsprinzipien in seine Geschäfts- und Produktentscheidungen einzubeziehen. Gerade als Google sein Engagement für die Menschenrechte hätte verdoppeln müssen, entschied es sich stattdessen, größere Gewinne und einen noch höheren Aktienkurs anzustreben.“

Nachdem er sich für das Programm eingesetzt habe, sei er bei Google kaltgestellt worden. Mit der Leitung der Diskussionen über Richtlinien für Dragonfly sei daraufhin ein anderer Manager beauftragt worden. Laut Washington Post verließ LaJeunesse Google schließlich im April 2019.

Google wies die Vorwürfe seines ehemaligen Mitarbeiters zurück. Er sei vor allem nicht aufgrund seines Einsatzes für Menschenrechte versetzt worden. “ Wir haben ein unerschütterliches Engagement zur Unterstützung von Menschenrechtsorganisationen und -bemühungen“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. „Dieses Engagement steht in keinem Zusammenhang mit der Reorganisation unseres Policy-Teams, über die weithin berichtet wurde und die viele Mitglieder des Teams betraf, und wird auch nicht davon berührt. Als Teil dieser Reorganisation wurde Ross eine neue Position in genau der gleichen Höhe und mit der gleichen Vergütung angeboten, die er aber nicht annahm.“

Spannungen zwischen Google und einzelnen Mitarbeitern gab es zuletzt auch aufgrund der Unterzeichnung eines Abkommens zu künstlicher Intelligenz mit dem US-Verteidigungsministerium sowie wegen Googles Umgang mit Lieferanten. Im November 2018 protestierten sogar 20.000 Angestellte, um den Umgang des Unternehmens mit Vorwürfen zu sexueller Belästigung zu kritisieren.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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