Categories: RechtRegulierung

Übernahme von Shazam: EU leitet Kartelluntersuchung gegen Apple ein

Die Europäische Kommission hat eine „eingehende“ Untersuchung der von Apple angekündigten Übernahme des Musikerkennungsdiensts Shazam eingeleitet. Grundlage für das Prüfverfahren ist die Fusionskontrollverordnung. Einer Pressemitteilung zufolge hat die Kommission Bedenken, dass der Zusammenschluss der beiden Unternehmen die „Wahlmöglichkeiten für Nutzer von Musik-Streamingdiensten einschränken könnte.“

Die Kartellwächter unterstellen, dass Apple und Shazam jeweils wichtige Unternehmen in der digitalen Musikindustrie sind, deren Geschäftsbereiche sich ergänzen und nicht überlappen. Apple sei mit Apple Music der zweitgrößte Anbieter eines Musik-Streamingdiensts in Europa und Shazam sei im Bereich Musikerkennung nicht nur im Europäischen Wirtschaftsraum, sondern weltweit führend.

Der Zusammenschluss beider Unternehmen könnte laut EU dazu führen, dass Apple über Shazam Zugang zu Kundendaten konkurrierender Streaming-Anbieter erhält. Die Daten würden es Apple wiederum ermöglichen, „die Kunden konkurrierender Anbieter gezielt anzusprechen und zu einem Wechsel zu Apple Music zu ermutigen“.

Zwar stuft die Kommission nach eigenen Angaben Shazam nicht als „wesentlichen Einstiegspunkt“ in den Markt für Musikstreaming ein, trotzdem wäre es eine Beeinträchtigung für den Markt, falls Apple einen Wechsel zu Mitbewerbern über die Shazam-App unterbinden würde. Diesen möglichen Wettbewerbsnachteil soll die Untersuchung nachweisen.

Die EU betont deswegen auch, dass das Prüfverfahren ergebnisoffen geführt wird. Das Ergebnis ihrer Untersuchung muss die Kommission bis zum 4. September 2018 vorlegen. Dann läuft eine 90-Tage-Frist ab, die mit der Anmeldung des Zusammenschlusses am 14. März begann.

„Die Art und Weise, wie Menschen Musik hören, hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt – immer mehr Europäer nutzen Musik-Streamingdienste“, kommentierte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. „Durch unsere Untersuchungen möchten wir sicherstellen, dass Musikliebhaber auch weiterhin ein attraktives Angebot an Musik-Streamingdiensten nutzen können und ihre Auswahlmöglichkeiten aufgrund dieses geplanten Zusammenschlusses nicht eingeschränkt werden.“

Die EU-Kommission weist darauf hin, dass die Übernahme eigentlich nicht zustimmungspflichtig ist, da der diesbezügliche Umsatz einen bestimmten Schwellenwert nicht überschreitet. Die Untersuchung wurde nun auf Antrag von Österreich, Frankreich, Island, Italien, Norwegen, Spanien und Schweden eingeleitet. Sie gilt nicht nur für die EU, sondern für den gesamten Europäischen Wirtschaftsraum, dem neben den EU-Mitgliedern auch Island, Lichtenstein und Norwegen angehören.

Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Whitepaper

CAD-Daten optimal verwalten: ECM-Lösungen vereinfachen Planmanagement

Wie ECM-Systeme CAD-Prozesse verbessern können, was eine gute ECM-Lösung beim Planmanagement auszeichnet und warum sich nscale CAD als spezialisierte Lösung für das Planmanagement anbietet, erklärt dieses Whitepaper.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

1 Tag ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

1 Tag ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

1 Tag ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

2 Tagen ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

2 Tagen ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

2 Tagen ago