Facebook informiert Nutzer über „russische Propaganda“

Facebook wird in den kommenden Wochen Nutzer informieren, die während des US-Präsidentschaftswahlkampfs im vergangenen Jahr auf Falschmeldungen hereingefallen sind. Wie Recode berichtet, soll ein Tool zur Verfügung gestellt werden, mit dem sich prüfen lässt, ob man von Russland gesponserte Seiten mit „Gefällt mir“ markiert oder abonniert hat. Das Angebot soll auch für die Tochter Instagram erhältlich sein.

Insgesamt 140 Millionen Nutzer sollen 2016 auf Facebook und Instagram vom Kreml geförderte Inhalte gesehen haben. Allerdings soll nur ein Bruchteil davon die Möglichkeit erhalten, das in Kürze im Hilfe-Center erhältliche Tool zu nutzen. Facebook macht dafür technische Einschränkungen verantwortlich.

Allerdings hat das Tool auch noch eine zweite Aufgabe. Es soll dem Bericht zufolge Kritiker von Facebook im US-Kongress beruhigen, während Facebook neue Techniken entwickelt und einführt, die „unsere Plattformen und deren Nutzer vor Bösewichten schützen, die versuchen, unsere Demokratie zu untergraben“, teilte Facebook mit.

In einem Zeitraum von zwei Jahren rund um die Wahlen von 2016 sollen 29 Millionen US-Bürger laut Facebook Inhalte in ihrem News-Feed gesehen haben, die von der russischen Internet Research Agency stammen, die Recode als die offizielle „Internet-Troll-Armee“ der russischen Regierung bezeichnet. Durch Interaktionen mit diesen Inhalten sollen sie an besagte 140 Millionen Facebook-Mitglieder weltweit verbreitet worden sein. Allein rund um den Wahltag sollen 10 Millionen Nutzer von der russischen Regierung gekaufte Anzeigen gesehen haben.

Das Tool steht aber nur für die Betroffenen bereit, die tatsächlich mit einer Fake News interagiert haben, also auf „Gefällt mir“ oder „Abonnieren“ geklickt haben. Alle anderen, die solche Inhalte aufgrund einer Interaktion eines Freunds nur gesehen haben, können nicht herausfinden, ob sie mit mutmaßlicher russischer Propaganda konfrontiert wurden. Wie viele Nutzer nun nachträglich informiert werden, teilte Facebook nicht mit.

„Es ist eine viel größere Herausforderung, diejenigen zu identifizieren und zuverlässig zu informieren, die möglicherweise individuell diesen Inhalten ausgesetzt waren“, zitiert Recode Facebooks General Counsel Colin Stretch, der im vergangenen Monat vor einem Kongressausschuss aussagen musste. Dabei wurde ihm auch die Frage gestellt, warum Facebook, dass sich rühme, Milliarden von Daten zu verarbeiten und daraus Verbindungen zu seinen Nutzern zu erstellen, nicht erkennen konnte, dass in Rubel bezahlte US-Wahlwerbung aus Russland kam.

Welche Rolle Unternehmen wie Facebook und auch Google bei der Verbreitung von Falschnachrichten im US-Wahlkampf spielten und welche Auswirkungen diese „Fake News“ möglicherweise auf den Wahlausgang hatten, ist sehr umstritten. Um sein Unternehmen zu verteidigen, legte Stretch bei der Senatsanhörung Zahlen zu den Werbeausgaben der beiden Kandidaten Hillary Clinton und Donald Trump vor. Zusammen hätten sie 81 Millionen Dollar für Wahlwerbung auf Facebook bezahlt. Die russische Internet Research Agency habe indes nur 46.000 Dollar in Anzeigen zur US-Wahl investiert.

TechCrunch weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass sich Stretch nicht dazu äußerte, wie viele Nutzer die Anzeigen der Kandidaten beziehungsweise der Internet Research Agency gesehen haben. Eine gezielte Auswahl besonders kontroverser Inhalte habe den Anzeigen aus Russland möglicherweise mehr Impressions beschert als der offiziellen Wahlwerbung der Demokraten und Republikaner.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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