Categories: RechtRegulierung

Eco: Gesetzentwürfe der Bundesregierung gefährden das freie Internet

Der Verband der Deutschen Internetwirtschaft (eco) sieht eine ernsthafte Gefährdung des freien Internets durch zwei vom Bundeskabinett abgesegnete Gesetzentwürfe. Er vermisst bei beiden Vorhaben eine bessere Berücksichtigung von Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit. Die enthaltenen problematischen Regelungen „bedrohen die Meinungsfreiheit im Internet, befördern eine Löschkultur oder fördern Netzsperren“, so Oliver Süme, als eco-Vorstand für Politik und Recht zuständig. „Ein schwarzer Tag für das freie Internet.“

(Bild: eco)

In seiner Stellungnahme zum Netzwerkdurchsetzungsgesetz, das Fake-News und Hasspostings eindämmen soll, moniert der eco-Verband zunächst die vage Definition von sozialen Netzwerken, sodass auch weitere Telemediendienste betroffen sein könnten. Kritisch sieht er die geforderten Content-Filter zum Auffinden von Kopien beanstandeter Inhalte sowie die starren Bearbeitungsfristen, die zu einer Löschkultur des vorauseilenden Gehorsams führen könnten. „Die Plattformen werden unter Androhung von Bußgeldern zu unrealistischen Maßnahmen gezwungen. Dabei reichen 24 Stunden bei offensichtlichen beziehungsweise sieben Tage für sonstige Rechtsverstöße für eine juristische Einordnung nicht aus, insbesondere wenn es sich um Beiträge handelt, die in einem größeren Kontext gesehen werden müssen.“

Während der aufkommenden Debatte um Fake-News hatte auch der Digitalverband Bitkom vor Schnellschüssen bei der Regulierung gewarnt. Er mahnte im Februar an, dass rechtsstaatliche Prinzipien und die Meinungsfreiheit nicht unter die Räder kommen sollten – und forderte mehr Medienkompetenz statt mehr Gesetze.

Der Gesetzentwurf zur Änderung des Telemediengesetzes (TMG) sollte eigentlich Rechtssicherheit für WLAN-Betreiber schaffen. Auch hier trägt der eco-Verband grundsätzliche Kritik vor und verlangt Nachbesserungen.

„Das Gesetz bedeutet einen Rückschritt gegenüber der bestehenden Regelung“, argumentiert Süme. „Abgesehen davon, dass Netzsperren grundsätzlich ein falscher Ansatz sind, ist hier vor allem problematisch, dass der Entwurf hinter den vom Europäischen Gerichtshof und Bundesgerichtshof aufgestellten rechtsstaatlich gebotenen Anforderungen und hohen Hürden für Netzsperren zurückbleibt und Netzsperren ohne Richtervorbehalt und quasi auf Zuruf ermöglicht.“

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

BSI-Studie: Wie KI die Bedrohungslandschaft verändert

Der Bericht zeigt bereits nutzbare Angriffsanwendungen und bewertet die Risiken, die davon ausgehen.

3 Stunden ago

KI-Wandel: Welche Berufe sich am stärksten verändern

Deutsche sehen Finanzwesen und IT im Zentrum der KI-Transformation. Justiz und Militär hingegen werden deutlich…

4 Stunden ago

Wie ein Unternehmen, das Sie noch nicht kennen, eine Revolution in der Cloud-Speicherung anführt

Cubbit ist das weltweit erste Unternehmen, das Cloud-Objektspeicher anbietet. Es wurde 2016 gegründet und bedient…

9 Stunden ago

Dirty Stream: Microsoft entdeckt neuartige Angriffe auf Android-Apps

Unbefugte können Schadcode einschleusen und ausführen. Auslöser ist eine fehlerhafte Implementierung einer Android-Funktion.

13 Stunden ago

Apple meldet Umsatz- und Gewinnrückgang im zweiten Fiskalquartal

iPhones und iPads belasten das Ergebnis. Außerdem schwächelt Apple im gesamten asiatischen Raum inklusive China…

13 Stunden ago

MadMxShell: Hacker verbreiten neue Backdoor per Malvertising

Die Anzeigen richten sich an IT-Teams und Administratoren. Ziel ist der Zugriff auf IT-Systeme.

1 Tag ago