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Patentklage: Google einigt sich mit Honeywell

Google und Honeywell informieren, dass sie einen Streit um Patentverletzungen durch Nest-Thermostate außergerichtlich beigelegt haben. Es handle sich um ein „langfristiges gegenseitiges Patentabkommen, das die relative Stärke der Patentsammlung beider Unternehmen berücksichtigt.“ In Zahlen wird die Relation nicht ausgedrückt.

Nest-Thermostat (Bild: Nest Labs)

Honeywell hatte Anfang 2012 gegen Nests Thermostat geklagt, also zwei Jahre vor dessen Übernahme durch Google. Nest-CEO Tony Fadell sagte damals, Honeywell sei „schlimmer als ein Troll“ und seine Patente ungültig. Es gehe dem Konkurrenten nicht einmal darum, Nest zur Kasse zu bitten, sondern den Stand der Technik in Stein zu meißeln, also Innovationen zu verhindern.

Der Konzern Honeywell existiert seit 1885. Als Hersteller von Ofenregelanlagen war er das erste Unternehmen, das Produkte zur automatischen Regelung der Gebäude-Innentemperatur zum Verkauf anbot. Heute ist er auch in den Branchen Luft- und Raumfahrt, Transportsysteme, Chemie sowie Automatisierungs- und Steuerungstechnik aktiv.

Honeywell-Thermostat (Bild: Honeywell)

Nest spottete 2012, die einzige Innovation von Honeywell sei es in siebzig Jahren am Markt gewesen, ein mechanisches Display durch ein LCD zu ersetzen. Als Google allerdings im Dezember 2014 Sprachsteuerung fürs Nest-Thermostat einführte, war ihm der Konkurrent zuvorgekommen: Ein sprachgesteuertes Wärmeregulierungssystem bot Honeywell schon 2013 an, wenngleich mit mehr Einschränkungen: Die Temperatur ließ sich – wie mit einem Kippschalter – nur erhöhen oder senken. Eine Zieltemperatur anzugeben war nicht möglich. Da das Mikrofon ins Thermostat eingebaut war, konnte es auch nur im gleichen Raum genutzt werden. Mit Googles Smartphone-App hingegen kann man die Heizung schon während der Heimreise hochdrehen.

Nest Labs stellt ein selbstlernendes Thermostat und einen Rauchmelder her. Google hatte das Unternehmen Anfang 2014 für 3,2 Milliarden Dollar gekauft. Es agiert eigenständig und hat sich wiederholt verstärkt, etwa durch eine Übernahme von Dropcam für 555 Millionen Dollar und eines Netzwerk-Hub-Herstellers namens Revolv im Oktober 2014.

Zuletzt sorgte Nest hauptsächlich für negative Schlagzeilen. Auf hinter den Erwartungen zurückbleibende Umsätze reagierte es mit Schuldzuweisungen in Richtung Dropcam, was zu einer öffentlichen Kontroverse mit dessen Gründer führte. Und die Unterstützung der Revolv-Hubs beschloss es radikal enden zu lassen. Ein Kunde beschwerte sich: „Morgen wird mein Haus nicht mehr funktionieren.“ Nest verlor zudem zwei Führungskräfte und zahlreiche mit Dropcam gekommene Mitarbeiter.

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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