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Bericht: Tochter in Schanghai ebnet Google Rückweg nach China

Google hat stillschweigend eine Tochter in der Freihandelszone von Schanghai gegründet – der einzigen Freihandelszone auf dem chinesischen Festland. Das Unternehmen Pengji Information Technology wurde mit einem Kapital von 5 Millionen Renminbi (700.000 Euro) ausgestattet.

Die Registrierung der Firma erfolgte bereits am 25. Dezember 2014. Sie ist eine Tochter von Google Ireland, wie thepaper.cn jetzt berichtet. Pengji befasst sich demnach mit „IT-Entwicklung, Computersoftware-Entwicklung und Integration von Computersystemen.“ Auch „Suche auf Webseiten und E-Mail-Dienste“ gehören zu ihren Geschäftsfeldern.

Die chinesische Publikation zitiert einen Informanten, Pengji sei eine „Strohfirma“, über die Google in den chinesischen Markt zurückkehren wolle. Sie sei rein auf Googles Initiative in der Freihandelszone angesiedelt worden, nicht etwa aufgrund einer Investitionseinladung durch das für das Pilotprojekt zuständige Verwaltungskomitee.

In der Freihandelszone angesiedelte Dienste, etwa App Stores, dürften zu mehr als 50 Prozent ausländischen Firmen gehören, heißt es weiter – während in China sonst die genannte Grenze gilt. Auch von Wikipedia aufgezählte Vorzüge der Freihandelszone wie freie Konvertierung von Renminbi in ausländische Währungen und zehn Jahre Steuerfreiheit dürften bei der Standortwahl eine Rolle gespielt haben.

Google wird seit Monaten regelmäßig nachgesagt, vor einer Rückkehr nach China zu stehen, das es 2010 aufgrund von Spionage und Zensur verlassen hatte. Da es keinen App Store für China unterhält, entgehen ihm mutmaßlich Milliardeneinnahmen – schließlich ist Android das dominierende Betriebssystem.

Im November betonte Chairman Eric Schmidt zwar, Google habe China nie verlassen. Diese Aussage bezieht sich allerdings nur auf einige Vertriebsbüros, über die chinesischen Firmen Werbung auf Google-Sites angeboten wird. Und das unter dem Namen Google Nexus 6P verkaufte Smartphone baut das chinesische Unternehmen Huawei.

„Wir würden sehr gerne China dienen“, sagte Schmidt auch, und „wir sprechen weiter mit der Regierung.“ Der frühere CEO des Unternehmens war in der Vergangenheit als Kritiker von Zensursystemen im allgemeinen und der chinesischen Großen Firewall insbesondere aufgefallen. Er hatte sogar vorausgesagt, dass neue Technik dieses System zu Fall bringen werde. Bisher ist dies nicht eingetreten: Chinas Internetwirtschaft wächst trotz Zensur. Im Land gibt es 668 Millionen Online-Nutzer, und es ist aktuell auch der weltgrößte Markt für Mobiltelefone.

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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