Streit um E-Book-Preise: Amazon erhöht Druck auf Hachette

Amazon hat am Wochenende im Streit mit der Verlagsgruppe Hachette um Preise für E-Books nachgelegt. In einem offenen Brief rief es Leser und Autoren auf, den Druck auf Hachette-CEO Michael Pietsch zu erhöhen. Sie sollen ihn per E-Mail auffordern, die von Amazon vorgeschlagenen Konditionen zu akzeptieren.

Neben Pietschs E-Mail-Adresse enthält der Brief auch vorformulierte Forderungen, die die Leser und Autoren vortragen sollen. Amazon zufolge verlangt Hachette überhöhte Preise für elektronische Bücher. „Benutzen Sie Ihre Autoren nicht länger als Druckmittel und nehmen sie Amazons Angebot an, um sie herauszuhalten“, heißt es in dem Brief, der Forbes zufolge auch an alle Autoren verschickt wurde, die Amazons Plattform Kindle Direct verwenden.

Dem Brief zufolge hat Amazon Hachette – dem viertgrößten Verlag der USA – drei Angebote unterbreitet, um Autoren nicht in den Streit einzubeziehen. Eines der Angebote machte es im vergangenen Monat öffentlich. Demnach ist Amazon bereit, auf seine Forderung nach einer Provision von 50 Prozent zu verzichten und die derzeit gültigen 30 Prozent weiterhin zu akzeptieren, wenn Hachette die Preise für E-Books von 12,99 Dollar und 14,99 Dollar auf 9,99 senkt. Bisher sei Hachette jedoch nicht bereit, von seiner Position abzuweichen.

Der Online-Händler argumentiert, bei elektronischen Büchern fielen keine Kosten für den Druck an, es gebe keine zu viel gedruckten Exemplare, keine Rückläufer, keine verlorenen Umsätze aufgrund einer vergriffenen Auflage, keine Lager- und Transportkosten. Nicht zuletzt gebe es keinen Gebrauchtmarkt, da E-Books nicht wiederverkauft werden können. E-Books könnten und müssten daher günstiger sein.

Seine Forderung begründet Amazon außerdem mit der hohen Preiselastizität von E-Books, was geringere Verkäufe bei höheren Preisen bedeutet. So habe es bei zahlreichen Titeln ermittelt, dass sich ein E-Book für 9,99 Dollar um den Faktor 1,74 besser verkaufe als zum Preis von 14,99 Dollar, wie ihn die Verlage bevorzugen. Anstelle von 100.000 Verkäufen zu 14,99 Dollar könnten also 174.000 Verkäufe zu 9,99 Dollar erzielt werden – und ein Umsatz von 1,738 Millionen Dollar statt nur 1,499 Millionen Dollar.

Der Streit war im Mai eskaliert, nachdem Amazon sich geweigert hatte, Vorbestellungen für kommende Hachette-Titel anzunehmen und vorhandene Titel zu bevorraten. Hachette warf Amazon daraufhin vor, vorsätzlich Lieferungen zu verzögern und Autoren für seine Zwecke einzusetzen. Im Juli wiederum hatten fast 900 Autoren, darunter Stephen King, John Grisham und die Pulitzer-Preisträgerin Jennifer Egan einen offenen Brief an Amazon unterzeichnet, der die Verhandlungstaktik des Unternehmens kritisierte.

[mit Material von Carrie Mihalcik und Nick Statt, News.com]

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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