Verbraucher zeigen großes Interesse am vernetzten Auto

Telefónica hat seinen Connected Car Industry 2014 Report vorgestellt. Die Studie belegt das große Interesse der Endkunden an einer Nutzung des Internets im Auto: 71 Prozent der 5000 für die Studie befragten Autofahrer aus Deutschland, Großbritannien, den USA, Spanien und Brasilien geben an, dass sie sogenannte Connected-Car-Services bereits einsetzen oder zumindest an einem Einsatz solcher Dienste interessiert sind. Als Vorteile eines vernetzten Fahrzeugs nennen die meisten Studienteilnehmer erhöhte Sicherheit, verbesserte Navigation sowie Frühwarnsysteme und intelligente Versicherungen.

Telefónica hat jetzt den Connected Car Industry 2014 Report vorgestellt (Bild: Telefónica)

Der Connected Car Industry 2014 Report basiert auf Daten aus unabhängiger Feldforschung und Beiträgen von sechs großen Automobilherstellern. Bereits im Vorjahresbericht rechneten die Forscher damit, dass die Anzahl der Fahrzeuge mit eingebauter Konnektivität von zehn Prozent des Gesamtmarktes im Jahr 2013 auf 90 Prozent im Jahr 2020 ansteigen würde.

Auch der diesjährige Report zeigt, dass der Trend in diese Richtung geht: Für rund die Hälfte aller Autofahrer stellen ihm zufolge vernetzte Funktionen eines der wichtigsten Entscheidungskriterien für den Kauf eines Fahrzeugs dar. Hierzu gehört etwa auch die Möglichkeit, das eigene Smartphone mit der Bordelektronik zu koppeln.

„Betrachtet man das Thema aus der Perspektive der Fahrer, dann besteht eindeutig Nachfrage nach vernetzten Services im Auto“, sagt Pavan Mathew, Global Head of Connected Car bei Telefónica. „Die Leute sind dafür bereit, obwohl wir doch gerade erst die Startlinie hinter uns lassen.“ Für den weitreichenden Einsatz gilt es laut Mathew aber immer noch einige Probleme zu lösen.

Eine dieser noch zu lösenden Aufgaben ist sicherlich der Datenschutz. Zumindest in Deutschland hat erst kürzlich Bundesjustiz- und Verbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD) die Autoindustrie dazu aufgefordert, die Persönlichkeitsrechte und Privatsphäre ihrer Kunden zu respektieren.

In einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ warnte er vor dem gläsernen Autofahrer, für den Bewegungsprofile erstellt und über dessen Fahrstil Daten gesammelt werden. Vor dem Hintergrund, dass vernetzte Autos nicht nur in der Lage sind, Nutzerdaten zu erfassen, sondern auch weiterzugeben, wollte Maas dabei auch Gesetzesänderungen nicht ausschließen.

Sicherheits- und Diagnosefunktionen am gefragtesten

Aus dem Connected Car Industry 2014 Report ergibt sich auch, dass sich 80 Prozent der Kunden das gleiche Connectivity-Erlebnis im Fahrzeug wünschen, das sie bereits von zu Hause, aus dem Büro und von unterwegs kennen. Das bedeutet auch, dass das Internet im Auto in puncto Geschwindigkeit mithalten können sollte. Zudem erwarten die Verbraucher, dass die vernetzten Fahrzeuge insbesondere in Bereichen wie Sicherheit, Navigation, Frühwarn- und Diagnosesysteme sowie Versicherungen funktionell weiter ausgebaut werden.

Für nahezu drei Viertel der befragten Fahrer (73 Prozent) sind Sicherheits- und Diagnosefunktionen dabei am wichtigsten. 60 Prozent der Konsumenten ziehen es außerdem vor, diese und andere vernetzte Funktionen – etwa im Bereich Navigation – über das Armaturenbrett bedienen zu können.

„Viele Verbraucher stellen sich unter Connected-Car-Angeboten Begriffe wie Infotainment und WLAN vor. Dies ändert sich jedoch, sobald ihnen die große Bandbreite an Möglichkeiten bewusst wird, die diese Technologie mit sich bringt. Sicherheit und Diagnostik scheinen die beliebtesten Funktionen zu sein. Das zeigt, wie wichtig Faktoren wie Verkehrssicherheit und Fahrzeugwartung bei der Kaufentscheidung sind“, so Mathew.

Weitere Anwendungsszenarien für vernetzte Autos nennt Greg Ross, Director of Product Strategy and Infotainment bei General Motors: „Autos sollen sicherer, intelligenter und sparsamer sein. Für Erstausrüster bedeutet Connectivity die Möglichkeit, darüber nachzudenken, Produkte für Kunden erschwinglicher zu machen oder die Kosten für den Unterhalt eines Fahrzeugs zu reduzieren. Sie könnten beispielweise Tipps für spritsparendes Autofahren geben oder Kunden dabei helfen, das günstigste Angebot für Benzin oder die energieeffizienteste Route zu bestimmen. Kann ich Kunden dabei helfen, Versicherungskosten zu sparen, indem ich ihnen Daten für Versicherungen auf Verbrauchsbasis oder nach dem Pay-as-you-drive-Modell bereitstelle? Das sind Fragen, über die wir nachdenken sollten.“

Hinsichtlich der bevorzugten Abrechnungsmethoden für die Internetnutzung im Auto gibt es allerdings je nach Herkunft der Befragten deutliche Meinungsverschiedenheiten: So favorisiert rund die Hälfte der spanischen Autofahrer (49 Prozent) eine einmalige Zahlung, während jene aus den USA, Großbritannien und Deutschland einen Internetzugang mit hinzubuchbaren Leistungen bevorzugen würden.

Eigenes Auto kommt 2034 aus der Mode

35 Prozent aller befragten Fahrer gehen darüber hinaus bereits jetzt davon aus, dass sie in 20 Jahren gar kein eigenes Auto mehr besitzen. Stattdessen sind sie der Ansicht, dass sie in Zukunft alternative Modelle wie Carsharing nutzen werden.

Apple CarPlay im Ferrari FF (Bild: Ferrari)

In der Praxis finden sich vernetzte Fahrzeuge bereits in den Elektroautos von Tesla. Im Nachgang des Mobile World Congress im Februar hatte sich der Hersteller dazu entschieden, mobile Internetzugänge für sein Modell Tesla S in Europa von Telefónica und seinen Partnern aus der M2M World Alliance zu beziehen.

Auch die Mitbewerber von Telefónica und andere Branchenschwergewichte engagieren sich verstärkt im Bereich Connected Car. Beispielsweise hat Nokia Anfang Mai einen 100-Millionen-Dollar-Fonds für Investitionen in Firmen, die Technologien rund um vernetzte Fahrzeuge anbieten, eingerichtet. Apple hat mit CarPlay eine Möglichkeit vorgestellt, auf Inhalte eines iPhone zuzugreifen und Google arbeitet unter anderem mit Audi an einem Fahrzeug-Betriebssystem. Überdies hat Microsoft mit Windows for Cars bereits ebenfalls einen Beitrag dazu geleistet.

Im Hintergrund rüsten sich darüber hinaus die Lieferanten von Komponenten und Infrastruktur für das Zeitalter der vernetzten Fahrzeuge: Neben Nokias Kartendienst-Sparte Here, die mit Here Connected Driving bereits eine entsprechende, cloudbasierende Navigationsplattform offeriert, verstärkt auch Intel sein Engagement im Bereich Automotive. Unter der Bezeichnung Intel In-Vehicle Solutions hat es eine Plattform für Fahrzeuginformationssysteme vorgestellt, die unter anderem als Grundlage für Unterhaltungs- und Navigationssysteme dienen soll.

In einem Youtube-Video erkären unter anderem Vertreter von Automobilherstellern, warum aus ihrer Sicht das Zeitalter der vernetzten Autos jetzt beginnt.

Rainer Schneider

Seit September 2013 ist Rainer hauptsächlich für ITespresso im Einsatz, schreibt aber gerne auch mal hintergründige Artikel für ZDNet und springt ebenso gerne für silicon ein. Er interessiert sich insbesondere für die Themen IT-Security und Mobile. Sein beständiges Ziel ist es, die komplexe IT-Welt so durchsichtig und verständlich wie möglich abzubilden.

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