Facebook beendet angeblich Entwicklung seines Android-Launchers

Nach einem Bericht der New York Times ist Facebook nicht mehr besonders an der Entwicklung von Facebook Home interessiert und hat das dafür zuständige Entwicklerteam aufgelöst. Die Zeitung beruft sich auf zwei mit den Facebook-Interna vertrauten Personen. Obwohl die Software vor einem Jahr mit viel Wirbel angekündigt wurde, hat sie seit dem Januar keine Aktualisierung mehr erfahren. Schon vor einem halben Jahr räumte CEO Mark Zuckerberg auf einer Technologiekonferenz ein, Home finde langsamer Verbreitung als von ihm erhofft.

Nach mehrjähriger Entwicklung sollte Facebook Home Android-Smartphones wie eine eigene Plattform überziehen und damit praktisch ein Facebook-Smartphone schaffen. Es übernahm die Funktion eines Launchers und band eine eigene „Familie von Apps“ ein. Cover Feed als optimierte Version des News Feed besetzte mit automatisch wechselnden und bildschirmfüllenden Fotos Startseite sowie Sperrbildschirm.

Bei den Nutzern kam die Software jedoch nicht an und erhielt bei Google Play von Anfang an schlechte Bewertungen. Das hat sich seither nicht verbessert, woran auch Aktualisierungen nichts ändern konnten. Tatsächlich erhält Home auch heute nur drei von fünf möglichen Sternen. Es dominieren kritische Aussagen wie „Rückentwicklung“, „Schritt in die falsche Richtung“ oder „hat sich leider verschlechtert“.

Facebook hat inzwischen auf eine Multi-App-Strategie umgeschaltet, die Zuckerberg im April ausführlich erläuterte. Demnach ist die reguläre Mobil-App von Facebook dank guter Werbeeinnahmen „nicht nur die am meisten genutzte Anwendung, sie ist der Kern unseres Geschäfts“. Eine Ebene darunter befindet sich nach diesem Modell mit Instagram, WhatsApp und Messenger eine Gruppe von Apps, mit denen Facebook seine weltweite Reichweite noch einmal drastisch ausbauen will. Die unterste Ebene schließlich sollte eine Gruppe experimenteller Mobilanwendungen wie der iOS-Newsreader Paper besetzen, deren Erfolg noch unsicher ist.

Zu dieser Neuausrichtung passt, dass mit Joey Flynn der einstige Chefdesigner von Facebook Home das Projekt verließ und dann für das Produktdesign von Slingshot verantwortlich zeichnete, einem Snapchat-Konkurrenten des Social Networks. Weitere Mitglieder des früheren Home-Teams wie Produktchef Adam Mosseri wechselten ebenfalls zu anderen mobilen Projekten.

Während Facebook zunächst eine Stellungnahme gegenüber der New York Times verweigerte, erklärte es inzwischen gegenüber The Verge, dass noch immer ein Team an Home arbeite. Dabei müsse es sich wohl um ein anderes Team als das ursprüngliche handeln, kommentiert die Publikation – oder eines, das sich nicht vorrangig mit dieser Software beschäftige.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Neue Backdoor: Bedrohung durch Malvertising-Kampagne mit MadMxShell

Bisher unbekannter Bedrohungsakteur versucht über gefälschte IP Scanner Software-Domänen Zugriff auf IT-Umgebungen zu erlangen.

22 Stunden ago

BSI-Studie: Wie KI die Bedrohungslandschaft verändert

Der Bericht zeigt bereits nutzbare Angriffsanwendungen und bewertet die Risiken, die davon ausgehen.

2 Tagen ago

KI-Wandel: Welche Berufe sich am stärksten verändern

Deutsche sehen Finanzwesen und IT im Zentrum der KI-Transformation. Justiz und Militär hingegen werden deutlich…

2 Tagen ago

Wie ein Unternehmen, das Sie noch nicht kennen, eine Revolution in der Cloud-Speicherung anführt

Cubbit ist das weltweit erste Unternehmen, das Cloud-Objektspeicher anbietet. Es wurde 2016 gegründet und bedient…

2 Tagen ago

Dirty Stream: Microsoft entdeckt neuartige Angriffe auf Android-Apps

Unbefugte können Schadcode einschleusen und ausführen. Auslöser ist eine fehlerhafte Implementierung einer Android-Funktion.

2 Tagen ago

Apple meldet Umsatz- und Gewinnrückgang im zweiten Fiskalquartal

iPhones und iPads belasten das Ergebnis. Außerdem schwächelt Apple im gesamten asiatischen Raum inklusive China…

2 Tagen ago