Das Kommunikationsministerium des Irak hat Berichten zufolge in fünf Landesprovinzen jeglichen Internetzugang abschalten lassen. Schon vorher hatte es Sperren über einzelne Social-Media- und Kommunikationsdienste verhängt. Die Regierung reagiert mit der Maßnahme auf die Eroberung ganzer Regionen durch Aufständische.
Einem inzwischen durchgesickerten Brief an die irakischen Internet Service Provider mit Datum vom Sonntag zufolge wurde eine „Komplettabschaltung des Internets“ für die Provinzen Niniveh, Anbar, Saleh El Din, Kirkuk und Diyalah angeordnet. Landesweit sollen Virtuelle Private Netze (VPNs) zwischen 16 Uhr und 7 Uhr unterdrückt werden. Das Schreiben wiederholt zudem eine Anordnung vom Freitag, Zugänge zu Facebook, YouTube, Twitter, Viber, Skype, Tango, Wechat, Instagram und didi zu sperren.
Nutzer aus dem Irak bestätigen seit Freitag Sperren, ebenso wie Facebook und Twitter. Akamai zufolge ist der Traffic im Irak deutlich zurückgegangen, der Hauptgrund scheine jedoch eine Youtube-Sperre zu sein, teilt es mit. Psiphon, das Software und Dienste zur Umgehung von Sperren bereitstellt, meldet stark wachsende Zugriffe aus dem Irak. An einem normalen Tag seien es etwa 8000, am Sonntag jedoch 550.000 gewesen.
Beobachter zweifeln, dass sich eine Komplettsperre des Internets in einem Land wie dem Irak durchsetzen lässt. Die Zahl der Zugangsanbieter sei zu groß. Manche von ihnen nutzten Satellitenverbindungen.
Kritik an der Maßnahme kommt etwa von Mohammed Najeem, Sprecher der Aktivistengruppe Social Media Exchange (SMEX), die aus dem Libanon heraus operiert. Er hat eine Übersetzung der Anordnung verfügbar gemacht und vergleicht sie mit den Maßnahmen, die Ägypten im Jahr 2011 ergriff. „Die Regierung hat entschieden, dass die beste Lösung die ist, die auch Mubarak vor dreieinhalb Jahren in Ägypten wählte – das Internet abschalten.“
Indessen hat die militante Gruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL) ihre eigene Website genutzt, um Bilder von Massakern zu veröffentlichen.
[mit Material von Matthew Broersma, TechWeekEurope.co.uk]
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