Angst vor Spionage: Russische Politiker ersetzen iPads durch Samsung-Tablets

Angehörige der russischen Regierung haben ihre iPads abgegeben, um stattdessen Samsung-Tablets einzusetzen, was „verstärkte Sicherheit garantieren“ soll. Das hat die Agentur AFP in Erfahrung gebracht. Telekommunikationsminister Nikolai Nikiforow bestätigte die Maßnahme auf einer Pressekonferenz: Der Wechsel sei erst „vor kurzem“ erfolgt, sagte er.

„Manche Informationen bei Regierungstreffen sind vertraulicher Natur, und diese Geräte entsprechen vollkommen den Anforderungen. Sie haben die striktesten Zertifizierungsverfahren durchlaufen“, zitiert ihn die Agentur. Journalisten war aufgefallen, dass die bisher verwendeten iPads aus den Händen der Politiker verschwunden waren.

Nikiforow bestritt aber, dass es einen Zusammenhang mit dem Streit zwischen Russland und den USA um die russische Okkupation der ukrainischen Halbinsel Krim gebe. „Wir beabsichtigen keine Sanktionen.“ Die Apple-Tablets gelten als US-Produkt, auch wenn sie in China gefertigt werden und Komponenten etwa von Samsung aus Korea enthalten.

Auf Überwachungsmaßnahmen durch den US-Auslandsgeheimdienst NSA nahm der russische Minister aber durchaus Bezug: „Dass die amerikanischen Geheimdienste immer mehr Daten abfangen, sorgt natürlich auf russischer Seite für Beunruhigung. Russische Klienten, insbesondere staatliche, sollten im Bezug auf IT-Partner sehr wählerisch sein.“ Künftig könnte das Unternehmen Samsung aus Südkorea neben chinesischen Firmen ein wichtiger Lieferant sein.

Der Einsatz von Apple-Hardware in der russischen Regierung ist eigentlich eine Tradition: 2010 hatte Dmitri Medwedew, damals Staatspräsident und inzwischen Premierminister, bei einem Besuch im Silicon Valley ein iPhone von Steve Jobs überreicht bekommen und darauf seinen ersten Tweet verfasst. In der Folge schlug er Barack Obama einen gemeinsamen Chat vor, der damals aber noch ein Blackberry-Smartphone nutzte.

Parallel erwägt Russland offenbar, einen nationalen Bezahldienst einzuführen, da es nach der Annektion der Krim Probleme mit US-Diensten wie Visa und MasterCard hatte. Diese blockierten im Zuge der US-Sanktionen mehrere russische banken zumindest vorübergehend.

[mit Material von Michael Moore, ZDNet.com]

Tipp: Wissen Sie alles über Edward Snowden und die NSA? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Alphabet übertrifft die Erwartungen im ersten Quartal

Der Umsatz steigt um 15 Prozent, der Nettogewinn um 57 Prozent. Im nachbörslichen Handel kassiert…

22 Stunden ago

Microsoft steigert Umsatz und Gewinn im dritten Fiskalquartal

Aus 61,9 Milliarden Dollar generiert das Unternehmen einen Nettoprofit von 21,9 Milliarden Dollar. Das größte…

23 Stunden ago

Digitalisierung! Aber wie?

Mehr Digitalisierung wird von den Unternehmen gefordert. Für KMU ist die Umsetzung jedoch nicht trivial,…

23 Stunden ago

Meta meldet Gewinnsprung im ersten Quartal

Der Nettoprofi wächst um 117 Prozent. Auch beim Umsatz erzielt die Facebook-Mutter ein deutliches Plus.…

2 Tagen ago

Maximieren Sie Kundenzufriedenheit mit strategischem, kundenorientiertem Marketing

Vom Standpunkt eines Verbrauchers aus betrachtet, stellt sich die Frage: Wie relevant und persönlich sind…

2 Tagen ago

Chatbot-Dienst checkt Nachrichteninhalte aus WhatsApp-Quellen

Scamio analysiert und bewertet die Gefahren und gibt Anwendern Ratschläge für den Umgang mit einer…

2 Tagen ago