Bericht: Italien ermittelt gegen Apple wegen Steuerbetrugs

Italienische Steuerbehörden haben ein Ermittlungsverfahren gegen Apple eingeleitet. Das Unternehmen aus Cupertino soll mehr als eine Milliarde Euro vor dem italienischen Fiskus verborgen haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Justizkreise.

Apple habe im Jahr 2010 206 Millionen Euro und im Jahr darauf weitere 853 Millionen Euro nicht deklariert, sagte eine der Quellen. Sie bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der italienischen Zeitung L’Espresso.

Ähnlich wie andere multinationale Konzerne verbucht auch Apple seine Gewinne über eine in Irland registrierte Tochter, um seine in Italien zu versteuernden Profite zu minimieren. „Apple zahlt jeden Dollar und Euro an Steuern und wir werden kontinuierlich von Regierungen weltweit geprüft“, zitiert Reuters aus einer Stellungnahme von Apple. Italienische Behörden hätten die Jahre 2007, 2008 und 2009 geprüft und dabei keine Verstöße festgestellt. „Wir sind zuversichtlich, dass die erneute Kontrolle zu dem gleichen Ergebnis kommt.“

Der Unternehmenssteuersatz in Italien beträgt 31 Prozent und ist damit deutlich höher als in Irland. Apple soll über dieses Schlupfloch – die irische Apple Sales International ist für alle außerhalb der USA anfallenden Gewinne zuständig – 2012 US-Einkommensteuer in Höhe von 40 Milliarden Dollar gespart haben. Da dieses Verfahren vollkommen legal ist, wird es auch von anderen Konzernen wie Google und Amazon genutzt. Vom ZDF gibt es zur Thematik einen interessanten Beitrag, der in der Reihe Zoom erschienen ist.

Auf das durch die Wirtschaftskrise sinkende Steueraufkommen reagiere der italienische Fiskus mit schärferen Kontrollen, so Reuters weiter. Im Juni seien die Modedesigner Domenico Dolce und Stefano Gabbana wegen Steuerhinterziehung zu einer 20-monatigen Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe von mehreren Hundert Millionen Euro verurteilt worden. Beide hätten jedoch ihre Unschuld beteuert.

Die Steuerpraktiken Apples stehen aber auch in anderen Ländern auf dem Prüfstand. Irland kündigte beispielsweise im Oktober an, ein von Apple genutztes Steuerschlupfloch zu schließen. Die US-Börsenaufsicht SEC sprach Apple nur wenige Tage zuvor von Steuervergehen frei. Zuvor hatte sie eine vier Monate dauernde Untersuchung von Apples Auslandsgeschäften abgeschlossen und dabei keine Verstöße gegen US-Steuerrecht festgestellt.

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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