Internationale Verhaftungswelle rund um Drogenmarktplatz Silk Road

Nach der Schließung von Silk Road durch das FBI kommen auch Händler und Käufer der im „Dark Web“ verborgenen Drogenhandelsplattform ins Visier. Ermittlungsbehörden in den USA, Großbritannien und Schweden haben erste Verhaftungen bekannt gegeben und weitere Ermittlungen angekündigt, um Nutzer von Silk Road zu überführen.

Beim Aufruf der versteckten Website Silk Road wird ihre Beschlagnahmung gemeldet.

Im US-Bundesstaat Washington wurden der 40-jährige Steven Lloyd Sadler und seine Lebensgefährtin festgenommen. Sadler war angeblich unter dem Namen „NOD“ einer der aktivsten Anbieter der Plattform. Er soll Kokain, Heroin und Methamphetamin an Käufer in aller Welt geliefert haben. Auf seine Spur kamen die Ermittler allerdings auf ganz herkömmliche Weise, nachdem Postmitarbeitern verdächtige Sendungen auffielen. Ein daraufhin an seinem Auto befestigter Peilsender zeigte, dass die beiden Beschuldigten ihre Sendungen in mindestens 38 Postämtern der Region Seattle einlieferten.

Den Zusammenhang mit Silk Road stellte erst ein Käufer in Alaska her, der von NOD mit Drogen beliefert worden war und sich daraufhin zur Zusammenarbeit mit den Behörden überreden ließ. Die Online-Plattform gab aber nachträglich Aufschluss über den Umfang seiner Deals, da das „Ebay für Drogen“ auch Nutzerbewertungen kannte. NOD war so durch 1400 Bewertungen innerhalb von fünf Monaten als einer der Top-Verkäufer bei Silk Road auszumachen, auch wenn es jeweils nur um relativ geringe Mengen Stoff für einzelne Drogenkonsumenten ging.

In Schweden wurden zwei weitere Nutzer verhaftet, weil sie angeblich mit Cannabis handelten. In Großbritannien nahm die National Crime Agency vier Personen wegen Drogenvergehen fest und drohte mit weiteren Verhaftungen. „Diese Festnahmen senden eine klare Botschaft an Kriminelle: Das verborgene Internet ist nicht verborgen, und eure anonyme Aktivität ist nicht anonym“, erklärte Behördenchef Keith Bristow gegenüber der BBC. „Es ist für Kriminelle unmöglich, ihre digitalen Fußspuren vollständig zu verwischen. Wie technisch versiert die Straftäter auch immer sind, sie werden stets Fehler machen.“

Unklar sei noch immer, wie das FBI Zugriff auf die Silk-Road-Server bekam, führt Sicherheitsexperte Brian Krebs aus. Die Plattform war nicht öffentlich erreichbar, sondern nur als „Hidden Service“ des Anonymisierungsdienstes Tor. Zwei der Server befanden sich in Island – und jeweils ein weiterer in Lettland, der Schweiz sowie den USA.

Ob die Schließung tatsächlich ein dauerhafter Erfolg für die Ermittlungsbehörden ist, bleibt fraglich. Eine Anzahl weiterer Projekte bemüht sich, Silk Road zu ersetzen. Nicholas Weaver von der University of California „wettet darauf, dass wir bald eine ganze Reihe von ihnen sehen werden“.

[mit Material von Dara Kerr, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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