Werbetreibende erklären Do Not Track für tot

Die Digital Advertising Alliance (DAA) hat entschieden, sich aus der Entwicklung des freiwilligen Trackingschutzes Do Not Track (DNT) zurückzuziehen. In einem Brief an das Standardisierungsgremium W3C empfiehlt sie, „das W3C sollte nicht einen Prozess wieder zum Leben zu erwecken versuchen, der offensichtlich das Ende seiner Nützlichkeit erreicht hat.“

So stellen sich die Firefox-Entwickler das Prinzip von Do Not Track vor (Grafik: Mozilla).

Zwei Jahre war DNT in der Entwicklung. Sogar die US-Regierung hatte es im Februar 2012 in ihren Grundrechtekatalog fürs Internet aufgenommen. Es soll Endanwendern eine Möglichkeit geben, Werbenetzwerken mitzuteilen, dass sie keine Verfolgung ihrer Aktivitäten zum Zweck personalisierter Werbung wünschen. Websites verpflichten sich im Gegenzug freiwillig, diesen Wunsch zu respektieren. Streit gab es vor allem zur Frage, ob DNT in Browsern ab Werk aktiv oder ausgeschaltet sein sollte. Mozilla erfand in der Konsequenz einen dritten Zustand, der besagt, der Nutzer habe noch keine Entscheidung getroffen.

W3C-Direktor Jeff Jaffe kontert aber, das Projekt sei quicklebendig. Gerade erst habe man zwei weitere Mitglieder in die Leitung der zuständigen Arbeitsgruppe aufgenommen, Justin Brookman vom Center for Democracy and Technology und Carl Cargill von Adobe Systems. Dies gebe neuen Schwung, da man gerade in die Phase „Last Call“ eintrete. Jaffe: „Ich hoffe, dass die DAA diese Arbeit weiter verfolgt. Wenn sie Fortschritte und Bewegung erkennt, wird sie sich wieder dem Konsensfindungsprozess des W3C anschließen.“

Firefox bietet drei verschiedene Do-Not-Track-Einstellungen (Bild: Mozilla).

Die DAA vertritt hunderte Werbetreibende und Verlage. Wenn sie den Standardisierungsprozess verlässt, bleibt die Werbebranche aber nicht ganz außen vor – einige Werbeschaffende, die auch Teil der DAA sind, bleiben auf eigene Initiative Mitglied der Tracking Protection Working Group des W3C.

In der DAA organisierte Untergruppen sind die Association of National Advertisers, das Interactive Advertising Bureau, die Network Advertising Initiative, die Direct Marketing Association und die American Advertising Federation. Allein das IAB hat eine imposante Mitgliederliste: AOL, Google, Microsoft und Yahoo ebenso wie Apple, Hulu, Warner Bros, Disney, 24/7 Media, Dow Jones und CBS Interactive.

[mit Material von Stephen Shankland, News.com]

Tipp: Wie gut kennen Sie sich mit Browsern aus? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

2 Tagen ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

2 Tagen ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

2 Tagen ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

2 Tagen ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

3 Tagen ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

3 Tagen ago