Bericht: NSA durchsucht auch E-Mails von US-Bürgern

Der US-Auslandsgeheimdienst National Security Agency (NSA) späht offenbar auch E-Mails und andere Textnachrichten aus, die US-Bürger ins Ausland verschicken oder aus dem Ausland erhalten. Das will die New York Times von einem nicht näher genannten Regierungsmitarbeiter erfahren haben, der sich mit der Arbeit der NSA auskennt.

Bisher hatte der Geheimdienst nur eingeräumt, er überwache die Kommunikation von Ausländern, die ein Sicherheitsrisiko für die Vereinigten Staaten darstellen könnten. Die Aussagen des Beamten bestätigen erstmals, dass auch anscheinend harmlose Kommunikation von Amerikanern mit Personen außerhalb der USA abgehört wird.

Dem Bericht zufolge handelt die NSA auf Basis einer 2008 verabschiedeten Erweiterung des Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA). Sie erlaubt das Abhören inländischer Kommunikation ohne Gerichtsbeschluss, solange das Ziel kein US-Bürger ist. Der Quelle der New York Times zufolge fängt die NSA jedoch keine Sprachkommunikation ab.

Aus dem Ausland kommende oder ins Ausland verschickte Textnachrichten laufen über ein Computersystem der NSA, das den Inhalt der Nachrichten auf bestimmte Schlüsselwörter prüfe, heißt es weiter in dem Bericht. Werde ein bestimmtes Wort gefunden, leite das System die Nachricht an einen Analysten weiter. Alle andere Kommunikation werde sofort und unwiderruflich gelöscht. Der genaue Umfang der Datensammlung sei jedoch nicht bekannt.

Die Schlüsselwörter sollen den Quellen zufolge verhindern, dass Amerikaner grundlos abgehört werden. Geschieht dies doch, würden höher gestellte Regierungsbeamte informiert.

Laut New York Times haben die aus der Auslandskommunikation von US-Bürgern gewonnenen Erkenntnisse bisher nicht zur Verhinderung von Terroranschlägen beigetragen. Unklar sei, ob die Daten eingesetzt wurden, um Anklagen gegen bestimmte Personen zu stützen.

Seit Beginn der Enthüllungen des PRISM-Informanten Edward Snowden nimmt auch in den USA die Kritik an der NSA zu. Snowden, der seit vergangener Woche eine bis 31. Juli 2014 gültige Aufenthaltsgenehmigung für Russland besitzt, droht in den USA eine Anklage wegen Spionage.

[mit Material von Don Reisinger, News.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Alphabet übertrifft die Erwartungen im ersten Quartal

Der Umsatz steigt um 15 Prozent, der Nettogewinn um 57 Prozent. Im nachbörslichen Handel kassiert…

3 Tagen ago

Microsoft steigert Umsatz und Gewinn im dritten Fiskalquartal

Aus 61,9 Milliarden Dollar generiert das Unternehmen einen Nettoprofit von 21,9 Milliarden Dollar. Das größte…

3 Tagen ago

Digitalisierung! Aber wie?

Mehr Digitalisierung wird von den Unternehmen gefordert. Für KMU ist die Umsetzung jedoch nicht trivial,…

3 Tagen ago

Meta meldet Gewinnsprung im ersten Quartal

Der Nettoprofi wächst um 117 Prozent. Auch beim Umsatz erzielt die Facebook-Mutter ein deutliches Plus.…

4 Tagen ago

Maximieren Sie Kundenzufriedenheit mit strategischem, kundenorientiertem Marketing

Vom Standpunkt eines Verbrauchers aus betrachtet, stellt sich die Frage: Wie relevant und persönlich sind…

4 Tagen ago

Chatbot-Dienst checkt Nachrichteninhalte aus WhatsApp-Quellen

Scamio analysiert und bewertet die Gefahren und gibt Anwendern Ratschläge für den Umgang mit einer…

4 Tagen ago