Apple-CEO wehrt sich gegen Vorwürfe der Steuerflucht

Apple-Chef Tim Cook hat bei einer Anhörung im US-Senat die Vorwürfe der Steuerflucht zurückgewiesen. Zuvor hatten Senatoren und Experten stundenlang und in allen Einzelheiten ausgeführt, wie Apple durch seine ausgefeilten internationalen Unternehmensstrukturen die Zahlung von Steuern auf seine weltweiten Auslandsgewinne weitgehend vermeidet. Cook hingegen erklärte, Apple bezahle „jeden einzelnen Dollar“ an Steuern, den es schulde. Er glaube auch nicht, dass Apples Praktiken unfair gegenüber kleineren Unternehmen seien, die nicht die gleichen Schlupflöcher nutzen können.

Cook bestritt ausdrücklich die Nutzung von Steuertricks. „Wir bunkern kein Geld auf irgendeiner karibischen Insel“, sagte er. Apples Finanzchef Peter Oppenheimer sprang ihm mit der Zusicherung zur Seite, dass Apple „alle Gesetze und Bestimmungen vollständig beachtet“. Cook, der manchmal die Stimme zu verlieren schien, stellte Apple als patriotische Firma dar, die zum Jobwachstum beitrage.

Apple-CEO Tim Cook (Bild: James Martin / CNET.com)

Nach einem Untersuchungsbericht, der von einem Unterausschuss des US-Senats vorgelegt wurde, erlauben seine Unternehmensstrukturen dem iPhone-Hersteller, in verschiedenen Ländern so zu agieren, als sei er nirgends ansässig. Als Folge zahle Apple fast keine Unternehmenssteuern auf seine im Ausland erwirtschafteten Gewinne. So hat das in Irland ansässige Tochterunternehmen Apple Operations International (AOI) innerhalb der letzten fünf Jahre keine Unternehmenssteuern abgeführt, obwohl es zwischen 2009 und 2012 29,6 Milliarden Dollar verdiente. Der dazu befragte Apple-CEO hingegen beschrieb AOI als eine „einfach nur effiziente Art, Geld zu verwalten, das bereits in anderen Verwaltungsbereichen besteuert wurde“.

Soweit Apple Gewinne in anderen Ländern versteuert, bezahlt es aber nur minimale Sätze. Dem Untersuchungsbericht zufolge hat Apple in Irland einen besonders niedrigen Steuersatz von „weniger als zwei Prozent“ ausgehandelt. Er fällt zudem in der Praxis noch niedriger aus. Apple Sales International (ASI), eine weitere Apple-Tochter in Irland, zahlte 2011 nur 10 Millionen Dollar Steuern auf einen Vorsteuergewinn von 22 Milliarden Dollar – ein Steuersatz von etwa einem halben Prozent.

Da Apple seine Gewinne in steuergünstigen Ländern wie Irland parkt, sind nach Analystenschätzungen von Apples 145 Milliarden Dollar Barvermögen nur etwa 45 Milliarden in den USA verfügbar. Wie andere Konzerne will auch Apple Barmittel in die USA zurückführen, aber den US-Steuersatz von 35 Prozent vermeiden. Schon vor der Senatsanhörung ging Tim Cook in die Offensive und forderte eine „radikale Vereinfachung der Körperschaftssteuer“. Das konkretisierte er jetzt den Politikern gegenüber mit dem Wunsch nach einer „einstelligen Steuer“, wie sie multinationale Unternehmen für die Rückführung von Auslandsgewinnen begrüßten. „Einige Firmen würden vielleicht ein wenig mehr bezahlen, und wir gehörten vermutlich zu diesen“, sagte er.

Der Ausschutzvorsitzende Carl Levin warf Apple vor, es habe seinen Mitarbeitern zu verstehen gegeben, es werde keine Mittel zurückführen, wenn die Steuersätze nicht gesenkt würden. „Ich kann mich nicht erinnern, das gesagt zu haben“, erklärte der Apple-Chef. Nach einem weiteren Wortwechsel fügte er jedoch hinzu: „Ich habe derzeit keine Pläne, das Geld zu den gegenwärtigen Steuersätzen zurückzubringen.“

[mit Material von Charles Cooper, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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