Bericht: Russland sperrt erste Internet-Angebote

Russland hat ein letztes Jahr verabschiedetes Gesetz in die Praxis umgesetzt und in den vergangenen Wochen erste Verbote von Internet-Angeboten ausgesprochen. Dies berichtet die New York Times. Auch Facebook und Google sowie Twitter wurden demnach zu Löschungen aufgefordert.

Mark Zuckerberg vor der Moskauer Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz (Bild: Facebook)

Von den ersten Sperranfragen betroffen sind nicht nur kleinere Internetangebote, sondern auch große wie Facebook, Google und Twitter. Facebook und Twitter haben den Löschwünschen der russischen Behörden nach Informationen der New York Times entsprochen, da die fraglichen Inhalte ohnehin ihren Nutzungsbedingungen zuwiderliefen. Google dagegen weigerte sich im Fall von Youtube-Videos und hat deswegen eine Klage bei einem russischen Gericht eingereicht.

In der Diskussion um die Gesetzesvorlage führten Befürworter stets an, dass so gegen Kinderpornografie, Aufforderungen zum Drogenkonsum oder Anleitungen zum Suizid vorgegangen werden solle. Das erinnert stark an Pläne der früheren Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen in Deutschland, denen der Bundespräsident dann schließlich die Unterschrift verweigerte.

Die Ergänzungen des russischen „Gesetzes zum Schutz von Kindern vor schädlichen Informationen für deren Gesundheit und Entwicklung“ sowie die Gesetze „Über Kommunikation und Information“ und „Informationstechnologie und Schutz von Informationen“ waren Ende Juli 2012 verabschiedet worden; seit 1. November letzten Jahres sind sie in Kraft. Seither müssen russische Provider den Internettraffic ihrer Kunden mittels Deep Packet Inspection kontrollieren, wie Wired damals berichtete. Zum Einsatz kommt dafür angeblich Technologie der Firmen Sandvine aus Kanada, Allot aus Israel sowie der US-Unternehmen Cisco und Procera, aber auch von Huawei aus China. Die Hardware ist bei den Mobilfunkbetreibern seit Sommer 2012 installiert und funktioniert laut dem Bericht „unterschiedlich gut“.

Der russische Geheimdienst speichert auf Basis von SORM auch bisher schon alle Daten, die über das Internet nach Russland geschickt werden oder Russland verlassen. An das System müssen alle Anbieter von Internet, Telefon und Mobiltelefonie seit zehn Jahren ihre Daten weiterleiten.

[mit Material von Don Reisinger, News.com]

Tipp: Wie gut kennen Sie Google? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Ermittlern gelingt weiterer Schlag gegen Ransomware-Gruppe LockBit

Sie decken die Identität des Kopfs der Gruppe auf. Britische Behörden fahnden mit einem Foto…

9 Stunden ago

Apple stellt neuen Mobilprozessor M4 vor

Er treibt das neue iPad Pro mit OLED-Display an. Apple verspricht eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber…

23 Stunden ago

Cyberabwehr: Mindestens zwei kritische Vorfälle pro Tag

Davon entfällt ein Viertel auf staatliche Einrichtungen und 12 Prozent auf Industrieunternehmen.

1 Tag ago

Tunnelvision: Exploit umgeht VPN-Verschlüsselung

Forscher umgehen die Verschlüsselung und erhalten Zugriff auf VPN-Datenverkehr im Klartext. Für ihren Angriff benötigen…

1 Tag ago

Online-Banking: 42 Prozent kehren Filialen den Rücken

Weitere 40 Prozent der Deutschen erledigen ihre Geldgeschäfte überwiegend online und gehen nur noch selten…

1 Tag ago

Google veröffentlicht neues Sicherheitsupdate für Chrome

Zwei Schwachstellen in Chrome gehören nun der Vergangenheit an. Von ihnen geht ein hohes Risiko…

1 Tag ago