PC-Markt schrumpft im dritten Quartal stärker als erwartet

PC-Hersteller haben im dritten Quartal deutlich weniger Computer abgesetzt als erwartet. Laut IDC schrumpfte der Markt zwischen Juli und September gegenüber dem Vorjahr um 8,6 Prozent. Gartner ermittelte ein Minus von 8,3 Prozent. Die beiden Marktforschungsunternehmen waren zuvor davon ausgegangen, dass der Markt um 3,8 beziehungsweise 6,5 Prozent schrumpfen wird.

Gartner zufolge wurden im dritten Quartal weltweit 87,5 Millionen PCs verkauft. In IDCs Statistik sind es 87,8 Millionen Stück. Beide Firmen sind sich auch darin einig, dass die Werbekampagnen nach den Schulferien nicht ausreichend waren, um die Verkäufe anzukurbeln. Laut IDC zeigt das die „Anfälligkeit von PCs und die geringere Bedeutung bei Verbrauchern“. Der Druck durch Tablets und Smartphones nehme zu, genauso wie die Unsicherheit in Bezug auf die Entwicklung der Weltwirtschaft und die Auswirkungen von Windows 8.

„Die Branche musste schon ein schweres zweites Quartal überstehen, aber das dritte Vierteljahr war noch schlimmer“, wird Jay Chou, Senior Research Analyst bei IDC, in einer Pressemitteilung zitiert. „Eine schwache Weltwirtschaft sowie Fragen über die Sättigung des PC-Markts und Verzögerungen beim Austausch von Computern waren sicherlich Faktoren. Die Frage, was das PC-Produkt mit dem ‚gewissen Etwas‘ ist, bleibt aber unbeantwortet.“ Trotz fallender Preise für Ultrabooks gebe es im kommenden Quartal noch einige wichtige Herausforderungen für Windows 8.

Uneinigkeit herrscht bei Gartner und IDC in der Frage, welcher Hersteller die meisten Computer ausgeliefert hat. IDC sieht Hewlett-Packard mit 13,9 Millionen verkauften PCs und einem Marktanteil von 15,9 Prozent knapp vor Lenovo mit 13,8 Millionen Stück (Marktanteil 15,7 Prozent). Gartner zufolge hat das chinesische Unternehmen seinen US-Rivalen jedoch schon überholt und rund 200.000 Rechner mehr abgesetzt als HP. Beide bescheinigen Lenovo ein Wachstum von rund 10 Prozent und HP einen Rückgang seiner Verkaufszahlen um 16,4 Prozent.

HP erklärte dazu in einer Stellungnahme, nicht jede Statistik erfasse den Markt als Ganzes. IDCs Worldwide Quarterly PC-Tracker berücksichtige auch „das sehr wichtige Workstation-Segment und ist deswegen umfangreicher“.

Hinter HP und Lenovo folgen jeweils Dell, Acer und Asus. Beiden Rankings zufolge erzielte Asus – neben Lenovo – als einziges Top-5-Unternehmen ein Plus gegenüber dem Vorjahresquartal. Weder IDC noch Gartner beziehen Media-Tablets wie Apples iPad in ihre Zahlen ein.

Gartner hat seine Wachstumsprognose für das Kalenderjahr 2012 inzwischen nach unten korrigiert. Der Analyst Mikako Kitagawa erwartet nun, dass der PC-Markt in diesem Jahr stagniert und das Vorjahresniveau hält. Zuvor war Gartner von einem Plus von zwei Prozent ausgegangen.

IDC sieht die Entwicklung im laufenden vierten Quartal ebenfalls skeptisch. „Ich kann mit Sicherheit sagen, dass die Ergebnisse mehrere Prozentpunkte unter unserer Prognose liegen. Wir werden unsere Voraussagen, vor allem für 2012, reduzieren müssen“, sagte der IDC-Analyst Loren Loverde. „Das führt uns in diesem Jahr mit Sicherheit in den negativen Bereich.“

Laut Gartner hat Lenovo im dritten Quartal HP erstmals bei den PC-Verkäufen überholt (Grafik: Statista).

[mit Material von Shara Tibken, News.com]

PC-Markt weltweit nach IDC

Anbieter Ergebnis 3. Quartal 2011 in Mio. Stück Absatz 3. Quartal 2012 in Mio. Stück Marktanteil 3. Quartal 2011 Marktanteil 3. Quartal 2012 Wachstum im Jahresvergleich
Hewlett-Packard 16,679 13,946 17,4 % 15,9 % -16,4 %
Lenovo 12,543 13,824 13,1 % 15,7 % 10,2 %
Dell 11,039 9,499 11,5 % 10,8 % -14,0 %
Acer 9,307 8,414 9,7 % 9,6 % -9,6 %
Asus 5,798 6,381 6,0 % 7,3 % 10,0 %
Andere 40,714 35,732 42,4 % 40,7 % -12,2 %
Gesamt 96,080 87,795 100,0 % 100,0 % -8,6 %

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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