Microsoft: mit Surface gegen das iPad

Mit seinen soeben vorgestellten Surface-Tablets hat Microsoft einen Strategiewechsel eingeleitet. Es will selbst Computer verkaufen – in direkter Konkurrenz zu seinen Herstellungspartnern und Lizenznehmern. Der Softwarekonzern reagiert damit auf seinen drastischen Rückstand bei Mobilgeräten, bei dem das Betriebssystem Windows fast bedeutungslos erscheint. Er will endlich eine ernsthafte Rolle am Markt für Tablets und Smartphones spielen, der aktuell von Apples iOS und Googles Android dominiert wird.

Während Apple bereits über 67 Millionen iPads seit der Einführung vor zwei Jahren verkaufen konnte, setzten sich Windows-Tablets trotz langjähriger Bemühungen nicht durch und gewannen keine relevanten Marktanteile. Mit dem neuen Anlauf folgt Microsoft dem Vorbild Apples. Einen ähnlichen Erfolg erzielte Microsoft selbst bereits mit der Xbox, die bei Spielekonsolen mit der gleichen Formel vertikaler Integration einen US-Marktanteil von fast 50 Prozent erreichte. Erfolglos blieb es allerdings mit dem Medienplayer Zune, den es wieder einstellen musste.

Noch keine Reaktionen zur Tablet-Ankündigung gibt es von Seiten der OEM-Hersteller. Begeistert dürften Hardware-Partner wie Dell, HP, Acer und Lenovo jedenfalls nicht sein. Sie entrichten hohe Lizenzsummen an Microsoft und haben bereits Tablets entwickelt, die mit Windows 8 oder Windows RT laufen sollen. Microsoft verspricht ihnen zumindest gleiche Chancen, was Features und Preisgestaltung angeht: „Der empfohlene Verkaufspreis wird bekanntgegeben, wenn die Geräte bald lieferbar sind“, heißt es in der offiziellen Ankündigung. „Es sind wettbewerbsfähige Preise zu vergleichbaren ARM-Tablets oder einem Intel-PC der Ultrabook-Kategorie zu erwarten. Die OEM-Hersteller werden gleichgestellt sein, was Kosten und Features bei Windows 8 und Windows RT angeht.“

Das legt beim Windows-RT-Tablet mit ARM-Chip, das als Rivale zu Apples iPad antritt, einen Preis von rund 500 Dollar nahe. Microsofts Tablet-Variante mit Intel-Prozessor und Windows 8 Pro hingegen könnte sich der Grenze von 1000 Dollar nähern. Offen ist auch noch, inwieweit Microsoft mit seiner eigenen Hardware in den breiten Markt gehen will oder sie wie Apple bevorzugt online sowie in seinen eigenen Stores verkaufen möchte.

Laut Microsoft-CEO Steve Ballmer hat Surface teilweise auch den Sinn, so etwas wie ein Vorreiter für das kommende Windows 8 zu sein. Gegenüber The Verge bezeichnete er Surface als „einen wichtigen Begleiter der ganzen Windows-8-Geschichte.“ Es spiele eine zentrale, aber nicht die einzige Rolle.

Die ersten Reaktionen von Journalisten, die das Gerät kurz in die Hand bekamen, fielen überwiegend positiv aus. Sie lobten Hardware und Design, den optischen und haptischen Eindruck. Peter Bright von Ars Technica beschwerte sich allerdings darüber, dass Microsoft seine Surface-Tablets nur zögerlich aus der Hand gab: „Bei der Presseveranstaltung erhielten wir eine Reihe Vorführungen, bekamen eine Anzahl nichtfunktionaler Demogeräte gezeigt, und konnten für ein paar knappe Sekunden wirklich arbeitsfähige Geräte berühren.“ Es handelte sich dabei ausschließlich um ARM-basierte Tablets mit Windows RT, während Microsoft die Pro-Version mit Intels Core-i5-Prozessor und Windows 8 Pro nicht ausstellte.

Neben der Hardware wird sich auch die Software beweisen müssen. Ohne Apps geht wenig auf einer Tablet-Plattform. Auch wenn der Windows Store sich bis zum Windows 8 Release Candidate bereits beachtlich entwickelt hat, bleibt ein erheblicher Rückstand gegenüber iOS und Android, der vielleicht erst in Jahren aufzuholen ist. Das betrifft insbesondere das preisgünstigere Surface RT, das nicht auf herkömmliche Windows-Desktop-Anwendungen zurückgreifen kann. Es hat nur dann Chancen gegenüber seinen Rivalen, wenn es rechtzeitig mit überzeugenden Apps aufwarten kann.

[mit Material von Dan Farber, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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