Kostenlos ans Ziel: die besten Navigationstools für Handys

Moderne Smartphones mit großem Display lassen sich auch gut als Navigationssystem einsetzen. Besitzer von Android-Smartphones brauchen sich über eine Turn-by-Turn-Navigationslösung normalerweise keine Gedanken machen. Google Maps enthält ein Navigationsmodul, das zwar noch als Beta bezeichnet wird, aber im Auto seine Dienste bereits zuverlässig verrichtet. Google Maps ist auf den meisten Android-Handys vorinstalliert. Alternativ lässt es sich im Market herunterladen.

Allerdings läuft die Google-Turn-by-Turn-Navigationslösung nur auf Handys, die über eine 3D-Grafikkarte verfügen. Viele preiswerte Modelle, etwa das HTC Wildfire, können die Google-Navigation daher nicht nutzen.

Ein weiterer Nachteil ist, dass Google keine Offline-Straßenkarten anbietet. Wer auf sein Datenvolumen achten muss, weil er regelmäßig an die Grenze seiner Pseudoflatrate stößt, bei der der Provider die Datenverbindung auf GPRS-Niveau drosselt, oder wer gar pro Paket zahlen muss, sollte eine Lösung mit Offline-Daten einsetzen. Im Ausland, wenn Roaming erforderlich ist, kann eine Online-Navigation sehr teuer werden.

Doch auch wer kein geeignetes Android-Handy besitzt, kann in den Genuss einer kostenlosen Navigationssoftware kommen, sogar mit Offline-Kartenmaterial. Viele Lösungen sind jedoch an einen bestimmten Mobilfunkprovider gebunden.

Telmap

Wer eine SIM-Karte von O2 in seinem Handy benutzt, kann die Software Telmap kostenlos nutzen. Dabei handelt es sich um eine Turn-by-Turn-Navigation ohne Offline-Daten. Sie ist für zahlreiche Betriebssysteme verfügbar, unter anderem Android, Palm, Symbian, Blackberry OS und Windows Mobile (nicht Windows Phone 7!). Die Downloadseiten sind in Handy-Modelle und nicht in Betriebssysteme eingeteilt.


Telmap-Download für O2-Kunden

So findet man beispielsweise nur wenige Android-Handys. Stichprobentests von ZDNet zeigen jedoch, dass grundsätzlich alle Android-Handys einwandfrei funktionieren. Man lädt dazu einfach die Version für das HTC Desire direkt mit seinem Handy herunter.

Dabei sind jedoch einige Dinge zu beachten, da die Anwendung nicht im Android Market verfügbar ist. Vor der Installation muss Einstellungen – Anwendungen – Unbekannte Quellen aktiviert werden. Um das Programm, das sich nach dem Download in /sdcard/download befindet, zu installieren, kann man einen Dateimanager wie Astro nutzen. Dazu navigiert man mit Astro zu /sdcard/download und tippt die heruntergeladene Datei telmap_nav.apk doppelt an.

Palm-User müssen zum Download den App Catalog nutzen. Für iOS soll demnächst eine Version für O2-Kunden im App Store verfügbar sein. Wer ein iPhone mit Vodafone-SIM-Karte nutzt, findet Telmap unter dem Namen „Vodafone Navigator Find & Go“ in Apples App Store. Vodafone bietet Telmap auch für andere Handys zum Download an, allerdings werden dafü – anders als bei der iPhone-Version – fünf Euro monatlich für die Nutzung fällig.


Telmap ist ein Navigationssoftware, die von O2-Kunden kostenlos genutzt werden kann. Sie unterstützt zahlreiche Betriebssysteme und Handys.

Das Programm bietet eine 2D- und 3D-Kartenansicht für die Navigation. Die Sprachmeldungen kommen rechtzeitig, werden jedoch überflüssigerweise oft wiederholt. Verkehrsinformationen liefert der ADAC direkt.

Die Suche ist etwas "altbacken". Bei der Adresseingabe müssen Orte, Straßen und Hausnummern in die dafür vorgesehenen Felder eingetragen werden. Wer in der durchaus guten POI-Datenbank sucht, muss die richtige Schreibweise kennen. So führen zwar die Strings "McDonald’s" oder "mcdonalds" zum Ziel, nicht aber "Mc Donald’s" oder "Mc donalds".

Navigon Select

Wer eine SIM-Karte der Telekom in einem iPhone, einem Android- oder Windows-Phone-7-Handy verwendet, kann Navigon Select kostenlos nutzen. Die Software findet man in den App Stores der jeweiligen Betriebssystemhersteller.


Telekom-Kunden finden mit Navigon Select kostenlos ihr Ziel, ohne an das Datenvolumen denken zu müssen (Screenshot: Apple).

Navigon Select verfügt über Offline-Kartenmaterial allerdings nur für die sogenannte D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein). Weiteres Kartenmaterial muss gekauft werden. Für Gesamt-Europa mit 40 Ländern verlangt der Hersteller 29,95 Euro. Ein kleineres Paket mit nur 20 Ländern kostet 19,95 Euro.

Wer allerdings hauptsächlich in den genannten Ländern unterwegs ist, kann kostenlos navigieren, ohne sich dabei Gedanken über das Datenvolumen machen zu müssen. Bei jedem Start findet eine Lizenzprüfung statt. Es ist daher nicht möglich, das Programm zu nutzen, wenn man sein Gerät ohne SIM-Karte betreibt.

Die Suche basiert auf Technologie von Google und ist ausgezeichnet. Adressen können in ein Feld eingegeben werden. Kleine Tippfehler verzeiht die App sowohl bei Adress- als auch bei POI-Suche.

Um an das gewünschte Ziel zu kommen, reicht Navigon Select völlig aus. Allerdings gibt es nützliche Zusatzfunktionen, etwa 3D-Ansicht, Blitzerdatenbank oder Verkehrsinformationen, nur gegen Bezahlung.

Skobbler

Kostenlose Navigation muss nicht an einen bestimmten Mobilfunkprovider gebunden sein. Skobbler nutzt Open Street Map. Die von Freiwilligen aufgebaute Datenbank kann ohne Lizenzgebühren von jedermann verwendet werden. Das Programm ist für iOS und Android verfügbar.


Skobbler kann mit allen Providern kostenlos genutzt werden. Es verwendet die freie Datenbank Open Street Map (Bildquelle: Android Market).

Die Qualität der Datenbank kommt recht nah an die kommerziellen Datenbanken von Teleatlas und Navteq heran. Bei kleineren Straßen muss man jedoch damit rechnen, dass Hausnummern fehlen. Verkehrsregeln, etwa Einbahnstraßen, Linksabbiegeverbot und Geschwindigkeitsbeschränkungen sind für Deutschland gut gepflegt. Fehler kommen nur selten vor.

Ferner überzeugt Open Street Map durch eine hohe Aktualität. Neue Straßen finden sich dort oft Monate bevor sie in kommerziellen Datenbanken zu finden sind.

Skobbler lässt sich mit oder ohne Anmeldung nutzen. Wer sich registriert, kann seine Adressen bequem mit dem Desktop-Browser verwalten und später auf seinem Smartphone nutzen.

Vor einer Anmeldung empfiehlt es sich allerdings, einen Blick in die Datenschutzbedingungen zu werfen. Wer damit nicht einverstanden ist, sollte das Programm nutzen, ohne sich zu registrieren.

Die Software verfügt über eine 2D-Kartendarstellung und über 3D-Ansicht zur Navigation. Eine Offlinedatenbank ist nicht vorhanden. Während der Fahrt muss die Datenverbindung aufrecht erhalten werden.

Die Routenberechnung ist etwas langsam. Das fällt besonders auf, wenn man von der geplanten Strecke abweicht. Skobbler braucht relativ lange, um einen neuen Weg zu berechnen.

AndNav2

AndNav2 ist wie der Name vermuten lässt, nur für Android-Smartphones verfügbar. Wie auch Skobbler nutzt es die Open-Street-Map-Datenbank ohne Offline-Karten. Das Programm blendet Werbung ein, ein Ad-Free-Plugin kann für 1,18 Euro erworben werden.

AndNav2 unterstützt einen Live-Traffic-Feed, so dass auch Verkehrsinformationen angezeigt werden. Auch eine Wettervorhersage ist integriert. Spontanurlauber können so ihr Ziel auch noch während der Reise ändern.


AndNav2 ist kostenlos und nutzt Open Street Map. Wer während der Fahrt nicht an seine leeren Druckerpatronen erinnert werden möchte, muss 1,18 Euro zahlen.

Die Benutzeroberfläche ist recht verspielt gestaltet, was vielen Anwendern nicht gefällt. Dafür gibt es einige Funktionen, die man bei anderen kostenlosen Turn-by-Turn-Lösungen nicht findet.

Dazu gehört die Text2Speech-Synthese, so dass auch Straßennamen angesagt werden. Außerdem erlaubt das Programm die Eingabe von Wegpunkten, so dass sich auch eine längere Rundreise planen lässt. Eine weitere Besonderheit ist, dass man die Android-Kontaktdatenbank nutzen kann.

Das Programm liegt in der Version 0.91 als Beta vor und hat einige Bugs. Ab und zu zeigen sich Artefakte bei der Darstellung. Es wird derzeit vom Autor nicht weiterentwickelt.

Fazit

Nicht für jede Kombination aus Smartphone und Mobilfunkprovider findet man eine geeignete kostenlose Turn-by-Turn-Navigationslösung. Insbesondere Programme mit Offline-Kartenmaterial gibt es derzeit nur für Kunden der Telekom Deutschland GmbH (vormals T-Mobile).

Dennoch gibt es für viele Nutzer zufriedenstellende bis sehr gute Lösungen, die eine kostenpflichtige Navigation ersparen. Wer vor der Anschaffung eines Mobiltelefons steht und auf Navigation angewiesen ist, sollte Modell und Provider auch danach auswählen, ob und welche Navigationslösung kostenlos zur Verfügung steht.

Für diejenigen, die auf Offline-Kartenmaterial angewiesen sind, weil sie oft im Ausland unterwegs sind, seien an dieser Stelle zwei Low-Cost-Lösungen erwähnt, obwohl sie formal nicht gratis sind.

Wer ein neues High-End-Android-Smartphone von HTC besitzt, etwa das Desire HD oder das Desire Z, kann zeitlich begrenzt über den Dienst HTC Locations eine Turn-by-Turn-Navigation mit Offline-Kartendaten mieten, etwa 30 Tage Frankreich für 4,99 Euro.

Diese Lösung ist ideal für Urlauber, die ansonsten im Heimatland mit Online-Navigation auskommen. Die 2D-Kartenansicht ohne Navigation ist weltweit kostenlos, so dass man seinen Urlaubsort zu Fuß gratis erkunden kann. Man sollte nur vor dem Urlaubsantritt nicht vergessen, das Offline-Kartenmaterial möglichst per WLAN herunterzuladen.

Eine andere Alternative, die auch für Geschäftsreisende interessant ist, stellt NavDroyd dar. Es kann für einmalig 5,94 Euro im Android-Market gekauft werden und nutzt ebenfalls die Open-Street-Map-Datenbank. Die Karten lassen sich bequem herunterladen. Wer wenig Platz hat, kann sogar nur einzelne Bundesländer auf seinem Smartphone vorhalten.

Einige Nutzer berichten von teilweise gravierenden Fehlern, etwa der Aufforderung zum Linksabbiegen auf der Autobahn. Die ZDNet-Testfahrten in München und Umgebung ergaben jedoch keine Probleme. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann das Programm unmittelbar vor einer längeren Fahrt herunterladen und eventuell von seinem 24-stündigen Rückgaberecht Gebrauch machen.

ZDNet.de Redaktion

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