Desktop ohne Microsoft: Arbeiten mit Ubuntu 10.10

Unter Ubuntu sind die meisten Anwendungen nicht so "stylisch" aufgemacht wie unter Windows oder gar Mac OS X. Das zieht sich durch alle Anwendungen vom Dateimanager Nautilus über das E-Mail-Programm Evolution bis hin zu OpenOffice. Allerdings stehen die meisten Komponenten aus technischer Sicht ihren Windows- und Mac-OS-X-Pendants in nichts nach. Wer sich am teilweise einfachen Design nicht stört, wird mit einem geringen Hauptspeicherbedarf belohnt.

Browser

Als Browser wird Firefox 3.6 ausgeliefert. Wenn die Microsoft-Core-Fonts installiert sind, hat man mit den meisten Websites überhaupt keine Probleme. Als Alternative lässt sich beispielsweise Google Chrome einsetzen. Bei allen Browsern muss man darauf achten, welche Erweiterungen laufen und welche nicht.

Add-ons, die ausschließlich Javascript einsetzen, sind grundsätzlich plattformübergreifend lauffähig. Auch viele binäre Erweiterungen für die Windows-Versionen laufen unter den Linux-Versionen der Browser, allerdings nicht ohne Neukompilierung, da das Format für ausführbare Binärdateien unter Windows und Linux unterschiedlich ist.

Da Adobe Flash, Java und ein PDF-Viewer vorinstalliert sind, gibt es beim Surfen im Web fast überhaupt keine Probleme. Firefox und Chrome können wie unter Windows verwendet werden.

PDF-Viewer

Der vorinstallierte PDF-Reader ist der Evince-Document Viewer, siehe Bild 8. Der Adobe-Acrobat-Reader kann jedoch nachinstalliert werden. Da Evince durch seine hohe Geschwindigkeit überzeugt, gibt es eigentlich keinen Grund für einen Umstieg auf die träge Adobe-Software.

E-Mail mit Evolution

Das E-Mail-Programm Evolution (Bild 9) ist für den täglichen Gebrauch gut geeignet. Es verbindet sich ohne Probleme an Microsoft Exchange. Anders als das Mail-Programm von Mac OS X geht das auch mit älteren Exchange-Versionen. ZDNet hat Exchange 2003 getestet.

Evolution geht dabei einen interessanten Weg: Es nutzt das ActiveSync-Protokoll, das eigentlich für die Synchronisation mit mobilen Geräten wie Smartphones vorgesehen ist. Wer ActiveSync-Zugang über OWA hat, kommt ohne VPN-Einwahl an seine E-Mails, siehe Bild 10.

Die ActiveSync-Replikation ist verglichen mit nativem Zugang zu Exchange recht langsam. Es dauert eine Weile, bis sich die Inbox mit den neuen E-Mails vom Server füllt. Dafür funktioniert sie sicher und zuverlässig. Es werden E-Mails, Kontakte, Kalender, Aufgaben und Notizen synchronisiert. Wie bei Outlook bis einschließlich Version 2007 kann man nur ein Exchange-Account konfigurieren.

Mit anderen ActiveSync-kompatiblen Diensten funktioniert Evolution in der Regel nicht. Es gibt Probleme bei der Authentifizierung. Ein Versuch mit Google Mail scheitert im ZDNet-Test. Dennoch lässt sich auch Google Mail ohne Probleme einrichten. Mails können über IMAP synchronisiert werden. Für Google-Kalender (Bild 11) und Google-Kontakte (Bild 12) hat Evolution explizite Unterstützung. Allerdings müssen die Dienste einzeln konfiguriert werden, was einen etwas höheren Aufwand erfordert, den man jedoch nur einmal auf sich nehmen muss.

Wer eine Alternative zu Evolution sucht, kann Thunderbird verwenden. Bei einer Anbindung an Microsoft Exchange hat man unter Evolution jedoch mehr Komfort.

Office-Anwendungen

Als große Schwachstelle beim Arbeiten mit einem Ubuntu-Desktop muss man OpenOffice sehen. OpenOffice ist jeder Hinsicht ein ausgereiftes, vollwertiges und dazu kostenloses Office-Paket.

Microsoft Office kann natürlich ein paar Dinge mehr, die mit OpenOffice nicht so einfach zu realisieren sind. Finanzcontroller ziehen beispielsweise häufig Daten aus ERP-Anwendungen wie SAP oder Oracle Financials in Excel-Tabellen und führen mittels Pivot-Tabellen OLAP-Analysen durch. Das ist mit OpenOffice nicht möglich.

Die meisten Anwender dürften sich jedoch nicht an fehlenden Spezialfunktionen, sondern an der mangelnden Kompatibilität zu Microsoft Office stören. Office-Dokumente, die man mit OpenOffice öffnet, bekommen häufig ein anderes Layout. Bild 13 zeigt ein relativ einfaches Word-Dokument. Unter OpenOffice ist die Einrückung falsch und die numerischen Aufzählungszeichen werden in Times Roman statt in Arial dargestellt, siehe Bild 14.

Auch eine PowerPoint-Präsentation sollte man nicht einfach auf seinen Ubuntu-Laptop kopieren und zum Vortrag mitnehmen. Bild 15 und Bild 16 zeigen, dass man dabei in der Regel eine böse Überraschung erlebt. Für Präsentationen empfiehlt es sich, sie als PDF abzuspeichern und zu präsentieren. Dann entfallen die Kompatibilitätsprobleme.

Bei der Darstellungskompatibilität ist Google Text und Tabellen meist besser als OpenOffice, siehe Bild 17 und Bild 18. Allerdings sollte man heute noch davon absehen, sich allein auf eine AJAX-basierte Lösung zu verlassen. Insbesondere das Bearbeiten von Präsentationen ist recht mühselig.

Wer häufig mit Microsoft-Office-Dokumenten zu tun hat und nicht erheblichen Aufwand mit dem Reformatieren der Dokumente treiben will, dem bleibt keine Alternative zu Microsoft Office, sei es unter Windows oder unter Linux mit Wine. Die Lizenzkosten sind dann auf jeden Fall zu bezahlen.

Windows-Nutzer haben es etwas einfacher: Auch sie haben natürlich Kompatibilitätsprobleme, wenn sie OpenOffice-Dokument unter Microsoft Office öffnen. Sie können sich jedoch leicht behelfen, indem sie OpenOffice für Windows installieren.

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ZDNet.de Redaktion

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