Wie das vernetzte Auto für alle Wirklichkeit wird

Continental und die Deutsche Telekom haben sich nicht zufällig zusammengetan. Continental bringt in die Partnerschaft jahrzehntelanges Know-how bei Fahrzeugelektronik und die fest etablierten Beziehungen zu den Automobilherstellern ein, die Telekom soll sich um die Mobilfunkanbindung, die Preismodelle, die Abrechnung sowie die Internetdienste für AutoLinQ kümmern.

Auf den ersten Blick sieht AutoLinQ wie eines der bekannten Car-Infotainment-Systeme aus – vielleicht lediglich mit etwas größerem Display. Und bei einem ersten Test kann es auch all das, was diese Systeme können. Den äußeren Unterschied macht jedoch eine kleine Taste mit der Aufschrift „MyApps“ auf der linken unteren Seite. Ein Druck darauf ist das „Sesam-öffne-Dich“ für die neuen Funktionen.


Mit einem „Apps“-Konzept hoffen Continental und Telekom bei ihrer Lösung AutoLinQ Anforderungen von Automobilindustrie und Nutzern unter einen Hut zu bringen (Bild: Deutsche Telekom).

„Es fehlt heute an der Benutzerfreundlichkeit, um auch im Autobahntempo auf Internetdienste zurückzugreifen. Es fehlt an innovativen und für Autofahrer maßgeschneiderten Inhalten. Und es fehlte an einem tragfähigen Konzept, mit dem Technologie, Infrastruktur und die Inhalte integriert bereitgestellt werden können“, sagt Ralf Lenninger, Leiter der Strategie- und Entwicklungsabteilung der Division Interior bei Continental.

Grundlage von AutoLinQ sind System-on-a-Chip-Lösungen, die laut Continental auch den Anforderungen der Automobilindustrie genügen. Darauf läuft neben den üblichen Infotainment-Funktionen des Fahrzeugs ein Linux-Betriebssystem (derzeit Android). Für die anvisierte Serienproduktion bereitet Continental ein skalierbares System vor, in dem je nach Markt und Modell Navigation, Telefonie, Radio und Musik sowie die AutoLinQ-Applikationen laufen.

Es wäre somit vorstellbar, dass Hersteller höherwertige Fahrzeugmodell mit zusätzlichen oder preisgünstigere mit eingeschränktem Funktionsumfang anbieten. Oder dass sich Funktionen als Sonderausstattung hinzukaufen lassen. Mit diesem Ansatz sollen hohe Stückzahlen und damit auch Preise erreicht werden, die AutoLinQ für alle Fahrzeugsegmente attraktiv machen.

T-Systems ist dafür zuständig, dass die On-Board-Einheiten mit einer SIM-Karte ausgerüstet werden und AutoLinQ auch tatsächlich überall – oder zumindest fast überall – Empfang hat. Außerdem passt der Telekom-Geschäftsbereich die Informations- und Kommunikationstechnik soweit an, dass sich Internet und Apps auch während der Fahrt nutzen lassen – was in der Regel heißt, dass Sprachsteuerung unterstützt werden muss.

Zudem kümmert sich der TK-Anbieter um die Abrechnung. Vorgesehen ist eine spezielle Auto-Flatrate, angedacht sind rund 10 Euro monatlich. Verbindliche Tarife stehen aber wohl erst zum Verkaufsstart fest und könnten beim derzeitigen Vertriebsmodell auch von Autohersteller- zu Autohersteller oder sogar von Modell zu Modell unterschiedlich sein.

Außerdem baut die Telekom derzeit eine Plattform auf, die für Geräte und Dienste anderer Mobilfunk-Provider offen sein und offene Schnittstellen für die Integration neuer Services bieten wird. Darüber sollen dann etwa auch Autohersteller und Dienstleister – etwa der ADAC oder Versicherungen – ihre Services anbieten können. Sie soll bis zum Verkaufsstart 2011 fertiggestellt sein. Wobei die Offenheit durchaus eingeschränkt ist: Ein freier Zugang zum Android Market ist derzeit etwa nicht vorgesehen. Vorstellen könnten sich die Projektpartner aber, dass ein Store mit geeigneten, das heißt auch über Sprachsteuerung nutzbaren, Apps eingerichtet wird.

Die Plattform soll auch noch ein anderes Problem lösen: die Synchronisation. Nicht alles was der Nutzer im Auto möglicherweise benötigen könnte – etwa Navigation, Kontaktdaten, Musik oder E-Mails – kann im System gespeichert werden. Und es ist auch gar nicht erwünscht, schließlich gingen bei einem Diebstahl oder einem schweren Unfall diese Informationen möglicherweise verloren. Also soll AutoLinQ als eine Art Bedienpanel für die in der Cloud von der Telekom abgelegten Daten genutzt werden. Nicht zuletzt habe ein fest integriertes System mit GPS-Funktion Vorteile bei der Verfolgung gestohlener Fahrzeuge.

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ZDNet.de Redaktion

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