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Oracle gegen Google: Die IT-Branche schüttelt den Kopf

Die Klage von Oracle gegen Google wegen Android und Java hat für erhebliches Aufsehen gesorgt – vor allem weil zunächst völlig unklar war, was Oracle damit bezwecken will und was sie für Java-Anwender und -Nutzer bedeutet. Zur Verunsicherung beigetragen hat, dass Oracle selbst sich dazu nicht äußern will.

„Technisch gesehen ist Oracle im Grundsatz der Streitsache im Recht. Es scheint eine Veränderung der Software vorzuliegen, und gemäß den Bedingungen der Lizenz muss Google diese Veränderungen veröffentlichen und als Open Source zugänglich machen“, so die Einschätzung von John Newton, Chairman und CTO beim Open-Source-Unternehmen Alfresco.

„Allerdings bin ich vom Standpunkt und Verhalten von Oracle enttäuscht. Der Wert des Produktes Java liegt nicht im geistigen Eigentum, sondern in der Community, die es repräsentiert. Indem Oracle die Prozesskeule schwingt, bewirkt das Unternehmen nur eine Schwächung dieses Produktes. Google sollte seinerseits ebenfalls auf ein besseres Verhalten im Hinblick auf Open Source achten. Oft ist Geben besser als Nehmen.“

Ähnlich äußert sich gegenüber ZDNet auch Ubuntu-Linux-Gründer und Open-Source-Verfechter Mark Shuttleworth: „Oracle hat die Beziehungen zur Open-Source- und Entwickler-Community nachhaltig beschädigt. Vielleicht wirkt sich das unmittelbar auf die Gewinne aus, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall wird es echte Probleme bei der schnellen Verbreitung von Oracle-Schlüsseltechniken wie Java und MySQL hervorrufen. Diese Techniken wurden bisher immer von der Basis aus vorangetrieben. Die Entwickler waren bis jetzt die treibende Kraft für die Verbreitung der Open-Source-Plattformen, und genau sie werden Plattformen meiden, die wie eine Patentfallgrube aussehen.“

Michael Wiedeking, Geschäftsführer des Erlanger Softwarehauses Mathema und Leiter der Java User Group der Metropolregion Nürnberg, hält die Klage an sich weder für ungewöhnlich noch besonders überraschend. Schließlich habe ja auch Sun bereits für die mobile Java-Variante Lizenzkosten verlangt und es sei klar gewesen, dass Oracle dies zumindest beibehalten wird. „Allerdings hilft die Klage natürlich nicht, das Vertrauen, das die Java-Community in Sun hatte, auch auf Oracle zu übertragen. Mangelndes Vertrauen könnte aber zu einem Technologiewechsel führen, und das wäre eigentlich schade.“

Schließlich sei Java mit dem Anspruch „write once, run anywhere“ an den Start gegangen und habe so viele Programmierer für sich begeistert. Und inzwischen sei Java zu einer außergewöhnlich mächtigen Plattform geworden, deren Möglichkeiten jedoch von vielen immer noch unterschätzt oder zumindest in ihrer Fülle nicht ganz wahrgenommen würden.

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ZDNet.de Redaktion

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