Adobe gegen Apple: Die Kriegsbeile sind ausgegraben

ZDNet Autor Jason Perlow hatte bereits Ende Februar vorgeschlagen, dass sich Adobe aus dem „Vasallenverhältnis“ zu Apple lösen und die Entwicklung von Produkten für Mac OS einstellen sollte. Denn nur damit könnte Adobe sich von der ungesunden Abhängigkeit von Apple lösen. Diesen Schritt hat Adobe-Manager Lee Brimelow in einem sonst recht zornigen Blogbeitrag jetzt jedoch ausgeschlossen.

Viele Beobachter glauben aber nicht so recht an die dort gegebene Begründung, Adobe wolle seine Kundschaft nicht in den Zwist mit hineinziehen. Für sie ist die Wahrheit viel trivialer und weniger selbstlos: Da Software für Mac-Rechner und iPhones zu einem erheblichen Teil zum Adobe-Umsatz beiträgt, ist es für das Unternehmen schlichtweg unmöglich, diese Bereiche ersatzlos über Bord zu werfen.

Apples geänderte Lizenzbestimmungen, mit denen der Konzern Entwicklern für seine mobilen Plattformen quasi untersagt, Adobes Cross-Compiler-Tools einzusetzen, sind aber ein schwerer Schlag. Letztendlich zwingen sie Adobe dazu, ernsthaft über eine Zukunft ohne Apple nachzudenken.

Immerhin hat Adobe bereits die US-Börsenaufsicht informiert und mitgeteilt, dass man damit rechnet, dass die eskalierende Auseinandersetzung mit Apple das Geschäft beeinträchtigen könne. Es ist fast absehbar, wenn Adobe zu dem Schluss kommt, dass Apples Aktionen das Geschäft erheblich beeinträchtigen, auch rechtliche Schritte eingeleitet und Schadensersatz gefordert wird. Damit wäre dann – wie bei jeder guten Scheidung – der Punkt erreicht, ab dem es kein Zurück zum Urzustand mehr gibt.

Adobe muss sich neue Verbündete suchen

Adobe sollte also aufhören, sich etwas vorzumachen und lieber nach geeigneten Verbündeten suchen, um die bevorstehenden harten Zeiten bestmöglich zu überstehen. Zur Konkurrenz mit Microsoft und der Angst vor Google kommt jetzt noch die Ablehnung durch Apple.

Als Alliierte muss Adobe sich daher Firmen suchen, für die eine Partnerschaft bequem ist und die zumindest teilweise ähnliche Ziele haben. Dazu ist eine grundlegende Entscheidung darüber notwendig, auf welche Softwareplattformen Adobe in den nächsten Jahren setzen will.

Weder iPhone und iPad können dazu gehören – außer man beugt sich Apples Diktat und schreibt alle Anwendungen nativ in Apples Objective-C. Das aber wäre für Adobe gefährlich, hat man sich doch auf die Fahnen geschrieben – und wahrscheinlich auch schon in die DNA eingegraben – so viele Plattformen wie möglich zu unterstützen. Zwei Verbündete bieten sich dagegen auf den ersten Blick an. Erstens Desktop-Linux, und dort am ehesten Ubuntu, das in der Benutzerfreundlichkeit in letzter Zeit erfreuliche Fortschritte gemacht hat. Zweitens Googles Smartphone-OS Android.

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ZDNet.de Redaktion

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