Ein Blick in die Zukunft des Media-Markt-Online-Shops

E-Commerce und Media-Markt – das waren bisher zwei Welten, die nicht recht zueinander passten. Denn das bewährte Konzept, Kunden durch den wöchentlichen Flyer neugierig zu machen und anschließend im Laden mit einer beschränkten Auswahl und wenigen, eher verwirrenden als hilfreichen Informationen zum Kaufabschluss zu bewegen, funktioniert online nicht. Im Web wollen sich die Kunden umfassender informieren und vor allem Preise vergleichen können – gerade bei standardisierten Produkten wie Digitalkameras, Einsteigerdruckern oder Monitoren.

Der nie so richtig in Schwung gekommene Online-Shop des Elektronikriesen wurde daher 2007 sang- und klanglos eingestampft. Die Pressemitteilung (PDF) titelt dazu etwas schwammig: „Media-Saturn-Unternehmensgruppe überführt Online-Aktivitäten in Deutschland auf Mediamarkt.de.“ Die sehen aber nicht sehr nach E-Commerce aus – eher nach einer Art Online-Reservierungssystem für Produktabholer.

Preisvergleich unerwünscht

Jetzt deutet jedoch einiges darauf hin, dass das Web-Shop-Angebot von Media-Markt vor einem Comeback steht. Ein von Media Markt erwirktes Urteil des Bundesgerichtshofes stellt fest, dass Preissuchmaschinen stets aktuelle Preise liefern müssen – was schwierig ist. Nur wenige durchsuchen nämlich – wie es der Begriff Preissuchmaschine nahelegt – Web-Shops nach Preisen.

Dazu gehören Apnoti und der für ZDNet programmierte Online-Marktplatz, eine Software-as-a-Service-Lösung, über die sich Systemhäuser und Präsenzhändler live anbinden und somit auch nach dem aktuellen Urteil rechtssicher agieren können. Die meisten Angebote sind dagegen eher Preisdarstellungsportale, denen die in irgendeiner Form assoziierten Händler ihre Preise liefern.

Genau das führte aber in dem vor dem BGH verhandelten Fall zum Problem. Denn zwischen Mitteilung durch den Händler und Aktualisierung in der Preissuchmaschine vergeht in der Regel eine gewisse Zeit. Der BGH erwartet allerdings, dass die Daten jederzeit synchron sind. Das würde bedeuten, der Online-Händler darf sie erst dann in seinem Shop anpassen, wenn die Preissuchmaschine aktualisiert wurde. Das ist bereits bei einer nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, nutzt er wie meist üblich mehrere, wird es zur Sisyphusarbeit.

Das Urteil könnte eine vorbereitenden Maßnahme für das geplante Comeback des Media-Markt-Online-Auftritts sein, indem es mit dem Markt der Preisvergleiche das tut, was Militärexperten als „sturmreif schießen“ bezeichnen. Denn Media-Markt funktioniert trotz Globalisierung anders: Dort werden Preise in der Filiale statt in der Zentrale festgesetzt, die Positionierung der Produkte auf der Verkaufsfläche und im Werbeflyer monetarisiert und der Kaufanreiz durch Werbeaktionen statt echte Schnäppchen ausgelöst. Preisvergleicher stören da nur.

Dennoch will man sicher nicht auf das stetig wachsende Online-Geschäft verzichten und sich von Amazon, dem ebenso schnell wachsenden „Media-Markt des Webs“ nicht überholen lassen.

Pilotprojekte in den Niederlanden und Österreich

Laut Berichten von Ende 2009 sollen Tests in den Niederlanden und in Österreich erproben, welche Art von Online-Shop für Media-Markt geeignet ist. Aufgrund der dort gesammelten Erfahrungen soll dann „über eine Ausweitung auf andere Länder nachgedacht werden, in denen Media-Markt und Saturn aktiv sind – unter anderem auch Deutschland.“ Das Ziel sei es, das E-Commerce-Angebot über kurz oder lang auf alle Länder auszudehnen, in denen man vertreten ist.

Ein Blick auf die niederländischen und österreichischen Seiten bietet also einen guten Vorgeschmack auf das, was uns in Deutschland erwartet. Wobei offenbar derzeit zwei Modelle ausprobiert werden. In den Niederlanden ein auf den ersten Blick klassischer Online-Shop, aber mit zugrundeliegender Weiterleitung auf einzelne Filialen. In Österreich steht im Vordergrund, den Nutzer zu informieren und dazu zu bewegen, anschließend doch in „seine Filiale“ des Media-Markts zu gehen. Details zeigt die ZDNet-Bildergalerie.

ZDNet.de Redaktion

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