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Olympia 2012: das sportlichste IT-Projekt der Welt

Auf den meisten offiziellen Fotos sieht sie etwas streng aus. Aber wer Michèle Hyron das erste Mal persönlich trifft, schätzt die kleine, zierliche Frau garantiert anders ein. Sie könnte Organisatorin des Weihnachtsbasars der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde oder Leiterin der Blockflötengruppe für Anfänger in der Musikschule sein. Sobald die Französin zu sprechen anfängt, spürt man jedoch die Energie und das Engagement, die von ihr ausgehen. Und man versteht, warum sie bei ihrem Arbeitgeber, dem IT-Dienstleister Atos Origin, nach Athen und Peking bereits das dritte Mal für die Organisation der IT der Olympischen Spiele zuständig ist.

Für Gerry Pennell, beim Londoner Organisationskomitee (LOCOG) als CIO für Olympia 2012 zuständig, sind sportliche Großereignisse dagegen eine vergleichsweise neue Welt. Er war früher bei Software- und Beratungsfirmen tätig und kam als Technologiedirektor der Commonwealth-Spiele in Manchester 2002 erstmals mit der Sportwelt in Berührung. Auch ihm sieht man die Freude über seinen einzigartigen Job an. Als echter britischer Gentleman bleibt er aber trotz allen Trubels nüchtern und gelassen – so wie Phileas Fogg bei seinen Abenteuern während der Reise um die Welt in 80 Tagen.


Michèle Hyron, Chief Integrator für die Olympischen Spiele in London 2012 (Bild: Atos Origin)

Die Ausrichtung der Olympischen Spiele ist eine Mammutaufgabe, bei der nichts, aber auch wirklich nichts schiefgehen darf. Für die IT gilt das in besonderem Maße. Man stelle sich nur einmal vor, bei der Eröffnungsfeier fällt die Datenleitung aus dem Medienzentrum aus, während der Einlasszeiten steht das Zugangssystem nicht zur Verfügung oder beim 100-Meter-Finale der Männer versagt die Übermittlung der gemessenen Zeiten. Die Liste ließe sich fast endlos weiterführen. Eine Abstufung, was schlimmer wäre, kommt erst gar nicht in Frage: Es darf einfach nichts passieren. Und dadurch, so sind Pennell und Hyron überzeugt, unterscheidet sich das „Projekt Olympia“ von allen anderen IT-Projekten der Welt.

Der zweite große Unterschied: Es gibt keine zweite Chance. Die Eröffnungsfeier kann nicht einfach ein Wochenende später stattfinden, so wie die Migration auf die neue Version einer Software in einer Firma. Um dennoch eine Vorstellung von dem Projekt zu vermitteln, haben sich die Organisatoren ein paar Vergleiche ausgedacht. Ihrer Ansicht nach entspricht Olympia 2012 dem Aufwand, der für sechs gleichzeitig ausgetragene europäische Fußball-Finalspiele getrieben werden müsste – wenn diese 14 Tage hintereinander immer wieder stattfinden würden. Es sei außerdem mit dem Betrieb eines weltweit agierenden Online-Retailers in den vier Wochen des Weihnachtsgeschäftes oder der Organisation des gesamten Gesundheitswesens in einer der großen europäischen Hauptstädte mit etwa 50 Kliniken und 2000 angeschlossenen Arztpraxen vergleichbar.

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ZDNet.de Redaktion

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