Unix-Power für Windows: Cygwin 1.7 rüstet den PC auf

Wer auch grafische Anwendungen wie xemacs nutzen möchte, benötigt einen X-Server. Ein einfacher, aber dafür schlanker X-Server ist die Freeware Xming. Wer grafische Anwendungen nur lokal nutzen möchte, gibt auf der Unix-Shell den Befehl export DISPLAY=localhost:0.0 vor dem ersten Aufruf einer grafischen Anwendung ein. Diesen Befehl kann man auch in die Datei ~/.bash_profile eintragen, damit er beim Einloggen automatisch ausgeführt wird.

Um X-Windows-Anwendungen (X11) auf einem beliebigen Rechner auszuführen, entfernt man in der Datei /etc/sshd_config das Kommentarzeichen (#) vor der Zeile X11Forwarding und setzt den Eintrag von no auf yes, siehe Bild 11. Anschließend muss der SSH-Dienst neu gestartet werden. Die Umgebungsvariable DISPLAY darf in diesem Fall nicht in ~/.bash_profile gesetzt werden, da dies den automatischen Eintrag des SSH-Daemon überschreiben würde.

Viele SSH-Clients, darunter Putty, müssen für eine Nutzung von X-Windows konfiguriert werden, siehe Bild 12. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, kann man grafische Programme von jedem Rechner nutzen, von dem man sich per SSH eingeloggt hat, sofern man vorher einen X-Server gestartet hat. Es empfiehlt sich, die Firewall so zu konfigurieren, dass TCP-Port 6000 nur für die lokalen Adressen 127.0.0.1 (IPv4) und ::1 (IPv6) geöffnet ist. Ansonsten hat jedermann im eigenen Netz die Möglichkeit, beliebige X11-Programme auf dem eigenen Desktop zu starten.

Integration von Windows- und Unix-Anwendungen

Bei der Nutzung von Cygwin ist einiges zu beachten. Man kann grundsätzlich auf alle Dateien zugreifen. Cygwin beherrscht Unix-Dateinamenskonvention wie /usr/bin/bash genauso wie Windows-Dateinamen, etwa C:WindowsSystem32cmd.exe.

Da einige Unix-Programme den Dateinamen parsen, kommen sie mit Windows-Dateinamen nicht zurecht. In diesem Fall kann man statt C:WindowsSystem32cmd.exe auch /cygdrive/c/Windows/System32/cmd.exe schreiben. Das wird ausdrücklich empfohlen.

Die meisten Unix-Shells wie bash benutzen den Backslash als Escape-Zeichen. Verwendet man einen Windows-Namen von einer Unix-Shell aus, muss der Backslash daher jeweils wiederholt werden, beispielsweise C:\Verzeichnis\Dateiname.txt oder \\Server\Share\Verzeichnis\Dateiname.txt.

Von einer SSH-Sitzung kann man alle Windows-Kommandozeilenprogramme aufrufen. Das gilt beispielsweise auch für die Windows-Shell cmd.exe, siehe Bild 10. Viele Dinge funktionieren aber nicht. So kann man weder mit der Pfeil-nach-oben-Taste die letzten Befehle zurückholen, noch mit der Tab-Taste die Dateinamen komplettieren. Eine interaktive Nutzung der Powershell ist überhaupt nicht möglich.

Das liegt daran, dass Windows ein eigenes Konsolen-API hat, was anders als unter Unix nicht durch Standard-Input und Standard-Output geroutet ist. Andere SSH- oder Telnet-Dienste haben unter Windows dieselbe Einschränkung.

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ZDNet.de Redaktion

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