Exemplarisch durchexerziert: die Tücken des Handels auf Ebay

Sich von Ebay zu lösen, ist für viele Händler schwer. Außerhalb von Ebay dauert es deutlich länger, die Umsätze in einen Bereich zu steigern, in dem sich dann auch wettbewerbsfähige Preise und Lieferbedingen heraushandeln lassen. „Wer den Absprung nicht frühzeitig vorbereitet und nicht massiv Kosten senkt, wird bei drastischen Umsatzeinbußen durch Sperrungen oder Einschränkungen von der eigenen Kostenlawine überrollt“, sagt Schall.

Schalls Erfahrungen und Ansichten werden von den Ergebnissen einer Studie des mit der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Regensburg verbundenen Marktforschungsunternehmens Ibi Research bestätigt. Das Institut nimmt in seinem „E-Commerce-Leitfaden“ seit drei Jahren den Online-Handel in Deutschland unter die Lupe.

Laut der Studie ist für die Befragten die Bedeutung von Auktionsplattformen stark rückläufig: Inzwischen nutzen nur noch 27 Prozent diesen Vertriebsweg. Ein Jahr zuvor waren es über 40 Prozent der Befragten. Damit sind Ebay und seine Wettbewerber nach dem eigenem Online-Shop (93 Prozent), dem Direktvertrieb (35 Prozent) und dem Ladengeschäft (29 Prozent) nur noch der viertwichtigste Vertriebsweg.

Das Dilemma: Ebay besitzt nach wie vor eine nahezu monopolartige Stellung und ist die weitaus wichtigste Plattform für Händler. 96 Prozent stellen ihre Produkte dort ein. Laut der Umfrage kann lediglich Hood mit 17 Prozent noch eine ansehnliche Akzeptanz bei den Verkäufern erreichen, Ricardo, Atrada (beziehungsweise jetzt Compendo) und Amprice müssen sich mit je 5, Auvito mit 4 Prozent und Auxion mit 1 Prozent begnügen.

Macxperts ist kein Einzelfall. Ebay-Beobachter Axel Gronen glaubt, in letzter Zeit vermehrt „ärgerliche und unnötige Angebotslöschungen“ festgestellt zu haben. Meistens sei das nur ärgerlich, allerdings könne es in einigen Fällen auch existenzbedrohend werden: wenn nämlich Ebay-Mitarbeiter eigentlich legale Angebote für unzulässig erklären und löschen. „Die betroffenen Verkäufer müssen dann damit rechnen, wegen Nichteinhaltung der Ebay-Grundsätze im Handel limitiert zu werden oder werden sogar ganz ausgeschlossen“, schreibt Gronen auf seiner Website Wortfiler.de.

Außerdem ging kürzlich der Fall des Ebay-Powersellers Logotrans, eines ebenfalls auf Apple spezialisierten IT-Händlers, durch die Medien, dessen Ebay-Accounts aus seiner Sicht willkürlich geschlossen wurden. Ebay habe zunächst Eigentumsnachweise (Lieferscheine, Rechnungen, etc.) für verschiedene Artikel gefordert und schließlich einen Tag darauf die Mitgliedskonten des Unternehmens ohne Vorwarnung oder ausreichende Begründung gesperrt.

Der Account sei auch nach Einreichen aller gewünschten Unterlagen gesperrt geblieben. Dem Unternehmen, das nach eigenen Angaben monatlich bis zu 200.000 Euro umsetzte, ging dadurch der Hauptanteil seiner Einnahmen verloren. Scheinbar hegte Ebay Zweifel an der Lauterkeit eines der Logotrans-Lieferanten. Detaillierter wollte sich das Unetrnehmen dazu jedoch nicht äußern. Accounts des Lieferanten, der selbst über Ebay verkauft, seien jedoch nicht gesperrt worden.

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ZDNet.de Redaktion

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